Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seegrund

Seegrund

Titel: Seegrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kobr Michael Kluepfel Volker
Vom Netzwerk:
Straße.
    Die beiden Frauen hinter ihm sagten kein Wort. Stattdessen saßen sie verkrampft auf dem Rücksitz und starrten respektvoll auf die sich Bahn brechenden Naturgewalten. Bis auf ein Scheinwerferpaar hinter ihnen war die Straße wie leergefegt. Es gehörte zu dem Polizeiwagen, der sie zum See begleitete. Wenigstens zwei Kollegen hatten sie mitnehmen können, das war besser als nichts, fand Kluftinger.
    Als er von der Hauptstraße nach links in das kleine Sträßchen bog, das ihn die vergangenen Tage so oft zum Alatsee geführt hatte, dachte er für einen kurzen Moment an den Tag vor zwei Wochen, an dem er mit seiner Familie hier gewesen war. Damals hatte sich die Gegend als Winterwunderland präsentiert, jetzt schien sie wie der Vorhof zur Hölle.
    »Pass auf!«, schrie Friedel Marx plötzlich von hinten und mit einem plötzlichen Ruck kam das Auto zum Stehen. Kluftinger gab Gas. der Motor heulte auf, doch das Auto bewegte sich nicht.
    »Zefixsakrament!«, schimpfte er. Er war in einer Schneewehe stecken geblieben.
    »Das auch noch«, seufzte der Kommissar und stieg aus, um sich ein Bild von der Lage zu machen. In dem Augenblick, als er die Tür öffnete, war es ihm, als tauche er seinen Kopf in Eiswasser. Schneidend pfiff die kalte Luft um seinen Kopf. Er schloss für einen Moment die Augen, schlug den Kragen hoch, zog den Kopf ein und stapfte nach vorn. Sein Passat hatte sich bis zu den Scheinwerfern in den Schnee eingegraben. Dampfend schmolz das kalte Weiß am Glas der Lampen, die unbeirrt in die Wechte leuchteten. Schnell stieg der Kommissar wieder ein, ließ sich auf seinen Sitz fallen und keuchte: »Ihr müsst schieben.«
    Er hatte erwartet, dass Friedel Marx protestieren und ein Lamento anstimmen würde, dass sie ihren Allrad hatte nehmen wollen, doch ohne ein weiteres Wort zu verlieren, stieg sie aus. Strobl folgte ihr. Nur Marlene Lahm blieb sitzen.
    »Ich … ich hab wohl die falschen Schuhe an«, sagte sie entschuldigend.
    Kluftingers Blick wanderte ihre schlanken Beine entlang nach unten und er nickte. »Sehen zwar ganz fesch aus, aber an den Stiefelchen werden Sie heute keine Freude haben«, prophezeite er ihr.
    In diesem Moment ruckte es außen am Wagen: Strobl, Marx und die beiden Polizisten, die ebenfalls angehalten hatten, hatten angefangen zu schieben. Kluftinger gab etwas Gas, der Motor heulte auf, dann rutschte der Wagen seitlich weg, bis die Reifen wieder Halt fanden und der Passat einen Satz nach vorn machte, wobei Friedel Marx abrutschte und der Länge nach im tiefen Schnee landete.
    Als seine Helfer wieder einstiegen, sah seine Kollegin aus, als hätte sie sich gerade aus einer Lawine ausgegraben. Bei anderer Gelegenheit hätte dieser Anblick bei Kluftinger sicher große Heiterkeit ausgelöst, doch heute nahm er kaum davon Notiz. Mit verkniffenem Gesicht konzentrierte er sich wieder auf die Straße und lenkte das Auto den Berg hinauf. Als sie die Kuppe kurz vor dem Parkplatz am See passiert hatten, schalteten sie das Licht aus. Nur ein paar vereinzelte Laternen, die am See entlang platziert waren, warfen ihr trübes Licht in die Dunkelheit.
    »Aha, wir sind tatsächlich nicht die Einzigen«, entfuhr es dem Kommissar, als sie den Parkplatz erreicht hatten. Ein großer Jeep stand dort, und das offenbar noch nicht lange, denn er war von einer höchstens zwei Zentimeter hohen Schneeschicht bedeckt. Kluftinger parkte seinen Wagen genau hinter dem Geländewagen und veranlasste die Polizisten, ihr Auto direkt davor abzustellen, um den Wagen für alle Fälle zu blockieren.
    »Und wenn der jemand ganz anderem gehört?«, fragte die Marx.
    »Dann hat der eben Pech gehabt«, gab Kluftinger knapp zurück.
    »Jetzt aber genug geschwätzt. Wir gehen raus und vor zum See. Aber vorsichtig, wir sollten so lange wie möglich im Schutz der Bäume bleiben. Und geredet wird nur das Nötigste.« Er wollte schon aussteigen, da fiel ihm noch etwas ein: »Ach ja: Wir unternehmen nichts, bis die Verstärkung da ist, klar? Ich will keine Heldentaten sehen von euch!«
    Alle nickten, auch die Kollegin vom BKA. Kluftinger stülpte sich seine Dreizackmütze über den Kopf, dann stiegen sie aus. Wieder fühlte er sich, als trete er in einen dieser Windkanäle, in denen man Fahrzeuge auf ihre Wintertauglichkeit testete. Der Sturm pfiff ihnen scharf um die Ohren und schon nach wenigen Sekunden hatte er sich durch ihre Mäntel gefressen und sich wie eine eiskalte Hand um ihre Körper gelegt.
    Als Kluftinger die beiden

Weitere Kostenlose Bücher