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Seegrund

Seegrund

Titel: Seegrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kobr Michael Kluepfel Volker
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doch er verhedderte sich schon beim zweiten Schritt derart in seiner heruntergezogenen Hose, dass er der Länge nach hinfiel. Dann drehte er sich auf den Rücken und strampelte wild mit den Füßen, um sich von seinen Fußfesseln zu befreien.
    »Ich glaube, Sie legen ihm vorsichtshalber auch noch Handschellen an«, schlug Kluftinger einem der Polizisten vor. Er hatte Mühe, sein Lachen zurückzuhalten.
    Strobl hatte mittlerweile den Kofferraum des Opels geöffnet und winkte die Kollegen zu sich. Kluftinger war der Letzte, der einen Blick in den Wagen warf. Von einem Tauchroboter war darin nichts zu sehen. Strobl hob einen Teppich nach oben, darunter fanden sich säuberlich in eine Decke gepackt zwei Jagdgewehre und ein Revolver.
    Kluftinger war überrascht. Für einen Moment geriet seine Souveränität ins Wanken. »So, Herr Ackermann, jetzt sagen Sie mir sicher gleich, dass Sie gerade auf dem Weg zur Jagd waren. Nachtjagd am Seegrund, oder wie?«
    »Na gut, das Spiel, das so lange gedauert hat, ist damit wohl aus«, hob der Alte mit sonorer Stimme an. »Sie waren brillant, Herr Kommissar, wirklich. Man kann sagen, dass ich in Ihnen wohl meinen Meister gefunden habe, und das gilt auch für die anderen.
    Nur eines haben Sie nicht verstanden. Da sind Sie völlig auf den Holzweg geraten: Wir haben weder die Ausrüstung der Forschungsgruppe zerstört noch sind wir im Besitz des Tauchroboters.«
    Kluftinger zog die Brauen nach oben. Sollte er sich wirklich getäuscht haben? Sollte er sich ein Kartenhaus gebaut haben, das nun mit einem Handstreich zum Einsturz kam? Seine Lippen bebten, als er Ackermann aufforderte, weiterzusprechen.
    »Meine Kameraden hatten mit dem jungen Röck ihren Zugang zum See verloren.«
    »Sie meinen also, die Alten, ich meine, Ihre Kameraden haben die Forschungen sabotiert, damit ihnen nicht durch Zufall oder absichtlich jemand zuvorkommt?«
    »Verstehen Sie denn nicht?« Ackermann wurde laut. Es schien ihm nun ein Bedürfnis zu sein, die Sache gänzlich aufzuklären, um so Kluftingers Irrtum nachzuweisen. »Während wir hier palavern, sind die wahrscheinlich am See und heben die Kisten!«
    »Ich bitte Sie! Es hat einen regelrechten Schneesturm draußen und es ist stockfinstere Nacht. So blöd werden die kaum sein!«
    »Was meinen Sie denn, warum wir versucht haben, dort hinauf zu kommen, heute Nacht?«
    Kluftinger wurde es heiß, sein Gesicht lief rot an. Natürlich! Deshalb die Waffen.
    »Der Radiobeitrag …«, dachte er laut.
    »Sicher!«, rief Ackermann. »Irgendein Idiot von Ihnen hat doch über die Medien die Sache mit der Geheimwaffe rausgeblasen. Das ist die letzte mögliche Nacht. Ab morgen bleibt da kein Stein mehr auf dem anderen. Die kämmen den kompletten Seegrund durch, das versteht sich doch von selbst!«
    Kluftinger bebte innerlich. Ganz hatte er die Sache eben doch nicht überrissen. »Eugen, Frau Marx, Frau Lahm, wir fahren sofort los! Sie kommen mit, meine Herren«, sagte er, an die Polizisten gewandt.
    »Und dass mir irgendjemand Verstärkung ruft!«

12. Februar 1945, 5.10 Uhr

    Eine ganze Weile lauschten sie nur dem Dröhnen des Motors und dem Tosen der Naturgewalten. Wie versteinert saßen sie da, doch es war nicht die Kälte, die sie lähmte. Sie hatten nicht mehr gesprochen, seit sie die Kisten im See versenkt hatten. Sie brauchten nicht zu sprechen, denn jeder dachte dasselbe. Sie waren alle dabei gewesen, was gab es da noch zu sagen.
    Der Krieg gehe verloren, murmelte plötzlich einer.
    Ob er spinne, empörte sich ein anderer. Für solche Äußerungen könne er erschossen werden. Gerade in diesen Zeiten bedeute ein Leben nicht mehr viel, auch ein so junges wie das ihre.
    Wenn es aber doch stimme, beharrte der Erste.
    Aber er dürfe es eben nicht laut sagen, zischte der andere. So sei es doch, oder Johann? Er wandte sich an seinen Nebenmann.
    Der nickte nur. Michael sei ein Weichei, aber er habe Recht. Der Krieg sei verloren. Diese Tatsache müssten sie akzeptieren. Auch er, sagte er ernst.
    Er hatte das Gefühl, dass Johann noch mehr sagen wollte, doch er blickte ängstlich zu dem Neuen in ihrer Runde. Wie er heiße, wollte er wissen.
    Pius, antwortete der andere leise.
    Man habe hier einen Kodex, Pius, ließ er den Neuen wissen. Alles, was unter ihnen gesprochen werde, bleibe unter ihnen. Verrätern gehe es schlecht.
    Pius nickte.
    Ob sie denn nicht wüssten, was das bedeute, setzte Johann erneut an. Sie blickten ihn fragend an.
    Wenn der Krieg verloren werde, fuhr er

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