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Seegrund

Seegrund

Titel: Seegrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kobr Michael Kluepfel Volker
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hielten. Da der Kollege sich offenbar so sehr darauf freute, auch ihn an dieser geheimen Welt teilhaben zu lassen, antwortete er mit geheucheltem Interesse: »Ach was, zeig mal!«
    »Schau genau hin.«
    Erst konnte Kluftinger nichts erkennen, doch dann fing Lodenbachers Nase plötzlich an zu wachsen. Aus dem sowieso schon stattlichen Organ wurde ein riesiger, rundlicher Zinken. Kluftinger staunte. So was konnte man mit Computern heutzutage machen?
    »Das gibt’s ja gar nicht. Er sieht ja aus wie ein … Nashorn«, befand der Kommissar und brach dann in schallendes Gelächter aus.
    »Wart, das geht noch weiter«, freute sich Renn. Nun ließ er die Stirn des Polizeidirektors schrumpfen, so dass dieser das Aussehen eines missmutigen Schlumpfs annahm.
    »Genau, genau«, rief Kluftinger euphorisch aus. »Und jetzt die Ohren. Wo er … doch immer alles ganz genau … hört.« Sein Lachen steigerte sich zu einem hysterischen Glucksen und er hatte Mühe, den Satz überhaupt herauszubekommen.
    Renn ließ nun auch Lodenbachers Ohren wachsen. Als Krönung zauberte er ihm noch ein Grinsen auf die Lippen, das von einem Ohrläppchen zum anderen reichte, und ließ seine Augen anschwellen.
    »So … fe … fertig.« Vor lauter Lachen schossen Renn die Tränen in die Augen.
    Einen Moment lang saßen sie einfach nur da und lachten. Als sie langsam wieder zu Atem kamen, seufzte Kluftinger und wollte wissen, ob er das Bild für die anderen Kollegen mitnehmen könne.
    »Klar, kein Problem, ich druck’s dir aus. Aber pass bloß auf, dass der Chef dich damit nicht sieht.«
    »Ja, ja, da würde er ganz schön große Augen bekommen …«
    Noch einmal prusteten sie los und schlugen sich gegenseitig auf die Schulter. Kluftinger konnte sich nicht erinnern, jemals so einen vergnüglichen Augenblick mit seinem Kollegen erlebt zu haben.
    Schließlich holte Renn tief Luft, räusperte sich und sagte: »Du, ich hol mal schnell das, was ich dir noch zeigen wollte.«
    Kluftinger setzte sich auf den Schreibtischstuhl und betrachtete das Bild. Das müsste man auf T-Shirts drucken und an die ganze Abteilung verschenken, dachte er und hing ein paar Sekunden diesem Gedanken nach.
    Er stellte sich Lodenbachers Überraschung vor, wenn er eines Tages zur Arbeit kommen würde und alle sein Schlumpfgesicht auf der Brust tragen würden. Das würde ein …
    »Wo is’n da Herr Renn hi, Kluftinga?«
    Kluftinger riss es so, dass er um ein Haar vom Stuhl gefallen wäre. Er starrte zur Tür hinüber. Dietmar Lodenbacher streckte den Kopf herein und suchte nach dem Kollegen, für den er gerade noch Modell gesessen hatte.
    »Ich … also er … ich …« Der Kommissar bekam einen knallroten Kopf.
    »Er, i – wissn S’ nix Bessers? Wo is’n jetza der Renn?«, wollte Lodenbacher wissen, stieß die Türe ganz auf und trat ein.
    Kluftinger geriet in Panik. Wenn sein Chef hier herüberkommen würde, wenn er … Er musste sofort das Foto vom Bildschirm verschwinden lassen. Aber wie? Computer waren nicht gerade seine Stärke und dieses Programm war völlig neu für ihn. Er spürte, wie sich auf seiner Stirn kleine Schweißtröpfchen bildeten. Schnell griff er sich die Maus und klickte mit ihr wahllos auf der Programmoberfläche herum.
    »Herr Kluftinga, I reed mit Eahna! Kennan S’ des vielleicht aa spaata fertig mochn? Wos homm S’ denn do so Wichtigs?«
    Lodenbacher setzte sich neugierig in Bewegung, worauf der Kommissar den Mauszeiger wie eine Fliege mit angesengtem Hinterteil auf dem Bildschirm umherwuseln ließ. Immer unkoordinierter wurden seine Bewegungen, immer hektischer wurde sein Klicken. Da! Gerade hatte sich etwas getan, das Bild veränderte sich – es wurde größer! Schalt den Bildschirm aus!, schrie eine panische Stimme in Kluftingers Kopf, doch Renn hatte einen dieser modernen Flatscreens und Kluftinger sah an dem chromfarbenen Gehäuse keinen Netzschalter. Er spürte, wie ihm ein Tropfen Schweiß in den Nacken rann. Gleich würde sein Chef ihn erreicht haben …
    »Ich weiß verdammt noch mal nicht, wo er ist«, schrie der Kommissar unvermittelt aus vollem Hals mit sich überschlagender Stimme.
    Lodenbacher blieb wie angewurzelt stehen und sah den Kommissar schockiert an. Er rang ein paar Sekunden um Fassung, dann sah Kluftinger, wie sein Gegenüber ebenfalls rot anlief und ihn anfuhr: »Ja, sann Sie narrisch. Ja, kennan S’ des ned normal song?«
    Kluftinger atmete auf. Sollte ihn sein Chef doch ruhig für ungehobelt halten, das war immer noch

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