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Seegrund

Seegrund

Titel: Seegrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kobr Michael Kluepfel Volker
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abwälzen, obwohl der es doch gewesen war, der Lodenbachers Konterfei so entstellt hatte. Auch wenn Kluftinger viele Macken hatte – Kollegen zu verpetzen gehörte nicht dazu.
    »Hören Sie, Herr Lodenbacher …«, setzte er schuldbewusst an und sah, wie sich der Mund des Direktionsleiters zu einem Grinsen verzog, bis er plötzlich lauthals zu lachen begann. Kluftinger verstand die Welt nicht mehr. Selbstironie, Humor überhaupt, gehörte nicht gerade zu Lodenbachers Stärken.
    »Des is ja voglwuid«, sagte sein Chef schließlich, nachdem er sich wieder etwas gefangen hatte. »Mei, lossn S’ earn des bloß ned seng.«
    Kluftingers Blick war ein einziges großes Fragezeichen.
    »Dös is doch der Renn, oder? Freile!« Und wieder schüttelte sich der Polizeichef vor Lachen. Er konnte sich gar nicht satt sehen an dem Bild, das er für das verzerrte Konterfei des Erkennungsdienstlers hielt. Erst nach mehreren Minuten löste er sich von dem Foto. Im Hinausgehen hörte Kluftinger ihn noch sagen: »De Ohrwaschl san super. Gwiß wohr. Oba jetz dean S’ wieda wos Gscheits, gean S’?«
    Dann fiel die Tür ins Schloss.
    Kluftinger ließ sich mit zitternden Beinen auf den Schreibtischstuhl sinken. Er starrte das Bild an: Tatsächlich hatte es eine gewisse Ähnlichkeit mit Willi Renn, vor allem, da man – nachdem Kluftinger die Ansicht versehentlich vergrößert hatte – die Kleidung der Person auf dem Foto nun nicht mehr sah. Er konnte kaum glauben, welch ein Glück er gehabt hatte. Der Vorfall hätte sicherlich eine Abmahnung nach sich gezogen. Nun war er es, der herzlich lachen musste.
    In diesem Moment kehrte Willi Renn zurück.
    »Also Klufti, du bist ganz schön leicht zu unterhalten«, spottete er. »Jetzt beruhig dich mal wieder, ich hab hier nämlich was für dich.«
    Er legte ihm zwei Computerausdrucke hin, die beide linsengroße, rötliche Punkte zeigten, nur dass auf dem einen Blatt mehrere hundert davon zu sehen waren, auf dem anderen dagegen nur ein paar vereinzelte. Daneben standen eine Menge Zahlen und einige chemische Formeln.
    »Und?«, fragte der Kommissar.
    »Also, das hier rechts, mit den vielen Kreisen, das ist eine Vergrößerung der Flüssigkeit, die um den Unbekannten herum lag. Das, von dem du dachtest, es sei Blut.« Bei diesen Worten sah Renn den Kommissar über seine dicken Brillengläser hinweg an.
    Kluftinger verdrehte die Augen und drängte ihn fortzufahren.
    »Also, das Foto links stammt von einer Probe, die ich, weil ich halt immer an alles denke, vor dem Heimfahren noch an einer ganz anderen Stelle des Sees genommen habe.«
    Er sah den Kommissar an, als erwarte er nun schon dafür eine gewisse Anerkennung. Doch Kluftinger hatte noch keine Ahnung, worauf er hinaus wollte.
    »Also«, fuhr Renn seufzend fort, »was siehst du auf den Bildern?«
    »Hm, viele so … Bollen«, antwortete der Kommissar etwas unsicher.
    Renn zog die Augenbrauen hoch. »Sonst noch was?«
    »Na ja, auf dem einen Ausdruck sind mehr von diesen Bollen.«
    »Gut. Also, das mit den vielen … ›Bollen‹ zeigt die Bakterien, die durch ihr massenhaftes Auftreten diese rote Flüssigkeit bilden. Das mit den wenigen ist das normale Seewasser, mit identischen Bakterien, nur viel weniger davon.«
    Jetzt hellte sich Kluftingers Miene auf. »Das heißt also, wenn ich das mal ganz laienhaft zusammenfassen darf: Die Bakterien sind nicht von außen gekommen. Es gibt sie im See, an manchen Stellen mehr, an anderen weniger. Wir können also nicht nur eine absichtliche Vergiftung oder so was ausschließen, wir müssen nur nach einer Häufung dieser Bakterien suchen, dann wissen wir, wo der Mann getaucht ist.«
    Kluftinger dachte kurz nach und schob dann hinterher: »Und vielleicht auch, was er dort gesucht hat.«
    Zufrieden grinste Renn den Kommissar an. »Du schaltest schnell. Ich würde dich glatt als Lehrling einstellen.«
    »Danke, ich hab mein Auskommen.« Mit diesen Worten verließ der Kommissar das Zimmer.
    Als er draußen war, kam ihm Renn hinterher und sagte, dass er ihm schnell noch den Ausdruck von Lodenbachers Knautschgesicht mache.
    Doch der Kommissar winkte ab: »Nein, lass mal gut sein. Lösch’s einfach!«
    Als er sein Büro betrat, warteten alle Kollegen außer Friedel Marx bereits ungeduldig auf ihn.
    »Wo warst du denn, ich hab dich gesucht?«, fragte Hefele.
    »Fängst du jetzt auch schon an wie meine Frau?«
    »Nein, wir wollten dir ja nur sagen, dass wir den Wirt wieder haben gehen lassen.«
    »Was? Wieso das

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