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Seegrund

Seegrund

Titel: Seegrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kobr Michael Kluepfel Volker
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denn?«
    »Siehst du, jetzt willst du’s doch wissen.«
    »Jetzt komm schon, sag, was los ist.«
    Hefele nickte Strobl zu, der die Vernehmung geleitet hatte.
    »Also, der Ungar hat sich nicht dumm gestellt, der kann einfach nicht besser Deutsch. Sein Sohn, der sonst für ihn dolmetscht, war heute nicht da. Egal, jedenfalls hat er versucht, uns zu sagen, dass die Taucheranzüge einem Forscherteam gehören, das bei ihm im Gasthof wohnt.«
    »Da haben wir aber niemand gesehen.«
    »Die sind auch nicht jeden Tag da, sondern immer nur einige Zeit, dann fahren sie wieder.«
    »Aha, und was genau untersuchen sie?«
    »Also, dazu hat dann selbst sein Ungarisch nicht gereicht.«
    »Stimmt denn das auch? Ruft doch mal bei der Stadt Füssen an, die müssen …«
    »Hab ich schon«, unterbrach ihn Hefele. »Ist mir alles bestätigt worden. Ich hab auch die Nummer von der Uni in München, wo sie herkommen. Aber da ist niemand mehr zu erreichen.«
    Kluftinger blickte seine Kollegen der Reihe nach an. Dann zuckte er mit den Schultern: »Also, dann ist ja wohl alles erledigt für heut. Gut mitgedacht, Männer. Was Neues vom Krankenhaus? … Unverändert? Dann lasst uns mal Feierabend machen. Aber morgen früh wird als Erstes bei der Uni angerufen, dann wissen wir schon einmal, um wen es sich hier handelt!«
    Seine Kollegen nickten und verließen eilig das Büro.
    »Nicht, dass er es sich noch anders überlegt«, hörte er Hefele im Hinausgehen noch flüstern.
    Es hatte noch einmal ein bisschen geschneit und die Straßen waren von einer rutschigen, aber schön anzusehenden Schneeschicht überzogen. Kluftinger genoss den Anblick und es machte ihm auch nichts aus, dass er langsam nach Hause fahren musste. Draußen ging das letzte Zwielicht des Tages bereits in die Nacht über. Der Schnee auf der Straße dämpfte die Geräusche. Wie auf Watte brummte der alte Passat nach Hause. Da schoss Kluftinger plötzlich das Blut in den Kopf: Friedel Marx. Er hatte sie in Maiers Büro verfrachtet und ihr nicht Bescheid gegeben, als er die anderen Kollegen heimgeschickt hatte. Peinlich berührt wählte er auf dem Handy Maiers Nummer, die er unter der Kurzwahltaste »o« eingespeichert hatte, und wartete lange, bis sich schließlich die Kollegin aus Füssen meldete.
    »Ähm, Frau Marx? Ja, Kluftinger hier. Ich … also, ich habe noch ein paar Sachen zu erledigen, lästige Routinearbeiten«, log er. »Wenn Sie wollen, können Sie jetzt nach Hause gehen. Ich werde auch nicht mehr extra ins Büro kommen, wenn ich mit … den Sachen fertig bin. Schönen Feierabend dann, gell?«
    Als er auflegte, fühlte er sich erleichtert, fast beschwingt. Zwar hatte er ein schlechtes Gewissen, dass er die Kollegin vergessen hatte, doch dieses Gefühl wurde überlagert von einem anderen, das sagte: Geschieht ihr recht! Mit diesem Gefühl im Magen wurde er übermütig und drückte ein klein wenig zu stark aufs Gas, was seinen alten Passat leicht ins Schleudern brachte. Gerade noch rechtzeitig vor einer großen Plakatwand am Ortsausgang brachte er das Auto zum Stehen. Er atmete tief durch, dann fiel sein Blick auf die Werbetafel.
    »Restaurant Han Po – Running Sushi« stand auf der weißen Tafel, die ein roter Punkt zierte – unverkennbar die japanische Flagge. Und tatsächlich las Kluftinger etwas kleiner darunter »Japanische Spezialitäten – jetzt neu in Kempten«. Er blickte, mit dem Passat halb auf der Straße, halb in der Wiese stehend, staunend auf die Werbung. War es Zufall, dass er im Moment ständig auf irgendetwas Fernöstliches traf? Oder fielen ihm solche Dinge jetzt nur stärker auf, weil Markus’ Freundin aus Asien kam? Lautete die tiefenpsychologische Erklärung, dass er unterbewusst die Möglichkeit verdrängte, aus der Beziehung der beiden könne etwas Dauerhaftes werden? War es dasselbe Phänomen wie damals, als er und Erika, noch unverheiratet, Angst hatten, sie könnte schwanger sein, und er plötzlich nur noch Kinderwägen und stillende Mütter sah?
    Ohne eine Antwort gefunden zu haben, startete er den Motor, um ihn kurz danach gleich wieder abzustellen, sein Handy zu nehmen und die Nummer des »Han Po« zu wählen. Er lächelte dabei, denn er war stolz. Stolz auf sich und seinen weltmännischen Einfall.
    Die montägliche Musikprobe hatte er bereits am Vormittag mit Verweis auf seinen Gast aus dem fernen Asien abgesagt. Dass sein Gast genau genommen im gar nicht so fernen Erlangen wohnte, hatte er dabei verschwiegen.
    Warum also nicht

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