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Seegrund

Seegrund

Titel: Seegrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kobr Michael Kluepfel Volker
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japanisches Essen? Sicher, es kostete ihn einige Überwindung, die Kässpatzen, die montags auf seinem häuslichen Speiseplan standen, gegen Fisch einzutauschen. Aber da sie heute Yumiko sowieso ausführen wollten, konnte er demonstrieren, dass er Markus’ Freundin quasi in die Familie aufnahm. Und die Enten beim Asiaten, das musste man ja sagen, waren knusprig und gut gewürzt.
    »Ressaura Han Po, gudde Dah?«
    »Ja, grüß Gott. Bin ich da beim Japaner?«
    »Hapanise Ressaura, ja bidtä?«
    »Ja, hier wär Kluftinger. Ich hätt gern einen Tisch bestellt für heut Abend, für vier Leut.«
    »Vi Pasona? Wivie Oua bidtä?«
    »Was?«
    »Wivie Oua bidtä?«
    »Ach so, um achte.«
    »Zwanse Oua. In Odnug. Wolle sizze Bann?«
    »Was?«
    »Sizze Bann für Sushi?«
    Kluftinger glaubte zu verstehen. Er wusste, dass man in Japan gern zum Essen am Boden saß, um einen Tisch mit abgesägten Beinen.
    »Ja, ja. An der Bank, bitte. Bank und Tisch und zwei Stühle.«
    Am anderen Ende blieb es still, was Kluftinger als Zustimmung und gleichzeitig als Buchungsbestätigung auffasste und auflegte.
    Dass er zwanzig Minuten und die Hilfe des »Tenorhorns« aus der Musikkappelle, Gregor Merk und dessen Jeep, gebraucht hatte, um seinen Wagen wieder aus der Wiese zu bekommen, würde sich trotz oder gerade wegen der Schweigepflicht, die Kluftinger seinem Musikkollegen auferlegt hatte, bis zur nächsten Probe am Montag bereits wie ein Lauffeuer im Dorf verbreitet haben.
    Missmutig klopfte er vor der Garage notdürftig mit den Schuhen den Schnee von seinem Auto, der sich in den Radkästen verfangen und mittlerweile zu betonharten Stollen verdichtet hatte.
    »Schau, das war damals in Porto Recanati, Markus, weißt du noch?«, hörte er, als er in seine Hauspantoffeln schlüpfte. Im Wohnzimmer saßen Yumiko, Markus und Erika und sahen sich alte Familienfotos an. Sie klangen vergnügt. Er brachte schnell das Mitbringsel, das er im Souvenirladen erstanden hatte und jetzt wieder unter seinem Mantel verbarg, ins Schlafzimmer.
    Kluftinger seufzte zufrieden, als er wieder im Flur stand und den Mantel aufhängte. Hier zu Hause war sein Refugium, sein Rückzugsraum. Hier gab es mal eine Meinungsverschiedenheit wie heute Morgen, Missverständnisse, manchmal auch handfeste Reibereien. Aber grundsätzlich, das wusste er, war seine Familie intakt. Sie hielten zusammen. Hier wurde jeder akzeptiert, egal, was er getan hatte, wen er mitbrachte, wie er aussah. Sogar, wenn er aus Asien kam.
    »Ui, schau, Markus, der Vatter am Strand! In seiner alten Badehose … wie ein Walross!«
    Kluftinger schluckte. »Wenn Gott nicht gewollt hätte, dass es korpulente Menschen gibt, hätte er ihnen kleinere Mägen und weniger Hunger gegeben«, sagte er, als er das Wohnzimmer betrat. Überrascht blickten die drei auf und versuchten, ihr Grinsen zu verbergen. Kluftinger fand das noch beleidigender als ihr offenes Gelächter.
    Dennoch schmollte er nicht, denn er brannte zu sehr darauf, seine Überraschung zu präsentieren. Die würden Augen machen, wenn er sie nach Kempten fahren würde. Ins japanische Restaurant.
    »Wir haben doch gesagt, wir gehen zum Mondwirt!«, flüsterte Erika auf der Fahrt in die Stadt ihrem Mann so leise zu, dass es die Kinder nicht hören konnten.
    »Lass dich überraschen«, trällerte er und ahmte dabei einen holländischen Akzent nach.
    Unterhalb der mächtigen barocken Fassade der St.-Lorenz-Basilika, in deren Beleuchtung die Schneeflocken einen munteren Tanz aufführten, stellte der Kommissar den Passat ab.
    »Ein Wintermärchen!«, schwärmte Kluftinger und machte keine Anstalten auszusteigen. Stattdessen blickte er gebannt auf den stolzen Kirchenbau.
    »Und deshalb sind wir jetzt hierher gefahren?«, erkundigte sein Sohn sich ungläubig. »Wollten wir nicht essen gehen?«
    Kluftinger grinste und verkündete stolz: »Kinder, keine Sorge, heute lade ich euch nicht nur in den langweiligen Mondwirt ein. Heut essen wir mal was anderes. Ein Experiment. Kommt mit!«
    Durch den Schnee, der mittlerweile gut zehn Zentimeter hoch auf dem Gehsteig lag, stapften die vier an der Basilika vorbei auf ein alteingesessenes Lokal zu, das für seine bodenständige Kost bekannt war.
    »Oh nein«, heulte Markus auf, »das nenne ich ein Experiment, Vatter! Lapprige Kässpatzen im ›Stiefel‹. Gewagt, gewagt!«
    »Jetzt komm, Markus, immerhin mal woanders als beim Mondwirt!«, verteidigte Erika ihren Mann.
    »Schon recht, macht’s nur so weiter! Das nächste Mal

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