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Seegrund

Seegrund

Titel: Seegrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kobr Michael Kluepfel Volker
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Momä bidtä!«
    Dann machte er auf dem Absatz kehrt und verschwand in der Küche. Wenig später kam ein weiterer Asiate hinzu, auch er lächelte freundlich und fragte: »Sie habe resaviaht?«
    Kluftinger atmete tief durch. Er verlor langsam die Geduld, wollte aber Yumikos Landsleute oder Volksleute oder Kontinentalgenossen oder wie man das in diesem Fall auch nennen mochte, nicht vor ihr brüskieren.
    »Ja. Kluftinger, vier, mit Bank«, gab er kurz zurück. Wieder sah Erika ihn verständnislos an.
    »Momä, bidtä«, rief er und beugte sich ebenso wie sein Kollege vorher über das kleine Büchlein, raschelte darin herum und sah sie von Zeit zu Zeit grinsend an.
    Kluftinger blickte sich um. Nur zwei Tische waren besetzt, einer von einem jungen Pärchen mit einem Kind, der andere von zwei älteren Frauen. Warum gab man ihnen nicht einfach irgendeinen Tisch?
    »Hören Sie«, setzte er an, wurde aber vom Ober unterbrochen.
    »Ah ja, habe schon. Wuffihaa!«
    Kluftinger wusste nicht, was er ihm damit sagen wollte. Vielleicht handelte es sich um eine asiatische Entschuldigungs floskel, dachte er und nickte wohlwollend, um seinem Gegenüber zu zeigen, dass er die Entschuldigung annehme. Dabei beugte er seinen Kopf ungewöhnlich tief.
    »Wuffihaa«, wiederholte der Ober und zeigte auf den Tisch. Kluftinger missfiel, dass es einer jener Tische war, an denen das Geschirr auf dem Fließband vorbeifuhr. Er überlegte sich, ob er einen anderen verlangen sollte, da fiel sein Blick auf das Schildchen darauf. »Reserviert Wuffihar«, stand dort zu lesen.
    Sie setzten sich.
    »Hast du das schon mal gegessen?«, fragte der Kommissar Yumiko, die neben ihm Platz genommen hatte und ebenfalls die Speisekarte studierte. »Hört sich eigentlich ganz gut an.«
    Yumiko senkte verlegen den Kopf und lächelte. Über ihre Wangen legte sich eine zarte Röte. Sie setzte ihr süßestes Schwiegertochterlächeln auf und sagte mit einem verschämten Blick auf die Speisekarte:»Also … ›All you can eat‹ heißt wörtlich eigentlich so viel wie ›Alles, was du essen kannst‹. Das bedeutet, dass …«
    Kluftinger unterbrach sie mit einem übertrieben lauten Lachen: »Ha. Das war ja nur ein … Scherz.« Dann versteckte er seine rot glühenden Wangen hinter der Speisekarte. Im Augenwinkel beobachtete er dabei die Teller, die auf dem Band vorbeifuhren. Sie waren offenbar gebraucht, denn es befanden sich nur noch kleine Speisereste darauf. Ein Schauer lief ihm über den Rücken und er hatte auf einmal gar keinen Hunger mehr. Unmotiviert blätterte er die Speisekarte durch. Von Maki war da zu lesen, es gab Surimi, Sashimi und Futomaki. Futo kannte er, das waren japanische Betten, wobei er sich nicht sicher war, was das in diesem Zusammenhang bedeutete.
    Plötzlich hellte sich Kluftingers Miene auf. »Also, ich nehm einmal das Büffet. Da kann man nix falsch machen. Und ihr?« Die drei anderen nickten zustimmend und Kluftinger winkte dem Ober.
    »Bidtä?«
    Der Kommissar zeigte wortlos auf die entsprechende Stelle in der Speisekarte.
    »Viermal bitte. Und für mich ein Bier.«
    Als ihm drei Minuten später der Mann aus einer kleinen Flasche sein Getränk eingoss, stellte Kluftinger mit Entsetzen fest, dass es aus Japan kam, um dann auf dem Etikett auch noch zu lesen, dass es aus Reis gebraut war. In diesem Moment verbeugte sich der Ober mit den Worten »Viamal Essä. Guta Appetih bidtä!« und entfernte sich.
    Kluftinger verstand nicht. Er hatte nichts zu Essen hingestellt, nicht einmal Teller fürs Büffet. Wo stand das überhaupt? Er blickte sich um, als er Zeuge eines schockierenden Vorfalls wurde: Zwei Tische weiter langte eine junge Frau auf das Fließband und nahm sich einen der Teller heraus. Er konnte es nicht fassen und sah mit vor Entsetzen geweiteten Augen, wie sie die Reste von diesem fremden Teller aß. Kluftinger wollte seine Entdeckung eben den anderen mitteilen, da musste er fassungslos mit ansehen, wie sich auch Markus am Fließband bediente!
    »Also Pfui Teufel, Markus, jetzt wart halt, bis er uns was bringt! Du wirst ja wohl nicht die Reste von den anderen essen wollen. Himmelherrgott, graust’s dir denn vor gar nix?«, zischte er.
    Markus murmelte halb genervt, halb peinlich berührt: »Vatter, das ist unser Essen, da kannst du dir was rausnehmen.«
    Kluftinger und Erika sahen sich an und in den Augen seiner Frau erkannte der Kommissar, dass auch sie das nicht gewusst hatte.
    Da hätte er aber auch draufkommen können, dachte sich

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