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Seegrund

Seegrund

Titel: Seegrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kobr Michael Kluepfel Volker
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und entgegnete mit einem Seufzen: »Also C-Cup. Ich empfehle Ihnen Bordeauxrot. Kann ich’s einpacken?«
    Kluftinger dachte in diesem Moment nicht mehr an den Preis und nickte. Er wollte nur noch raus hier und diesen leidigen Einkauf abschließen.
    »Na, Chef, du bist doch ein Romantiker, was? Schöne Farbe. Da wird die Erika aber eine Freude haben!«
    Kluftinger hatte Maier überhaupt nicht kommen sehen. Der schlug seinem Vorgesetzten kumpelhaft auf die Schulter und schob noch hinterher: »Ich hab meiner was leuchtend Rotes gekauft – ganz knapp alles. Schau!« Maier schwenkte eine transparente Plastiktüte vor Kluftingers Gesicht.
    Nächstes Jahr gibt es wieder Bücher, schwor sich der Kommissar.
    »Schöne Idee, Chef, wirklich! Und Bordeaux, da liegen Sie sicher richtig. Wenn Sie mich fragen … was der Richard gekauft hat, wäre mir zu grell.«
    Kluftinger antwortete seiner Sekretärin mit einem resignierten Kopfnicken. Maier! Sein Kollege hatte also mal wieder den Mund nicht halten können. Dabei waren sie noch gar nicht lange im Büro. Er war bisher lediglich dazu gekommen, Hefele und Strobl damit zu beauftragen, wegen des Mannes im Koma alles in die Wege zu leiten. Schließlich wusste man nun, dass es sich um Jochen Bühler aus Regensburg handelte. Richard Maier hatte diese Zeitspanne aber bereits genutzt.
    Kluftinger würde ihn erst einmal eine Weile beschäftigen. Er bat ihn, sich die DVDs des Forschungsteams genau anzusehen.
    Zweieinhalb Stunden später wusste Kluftinger, dass Jochen Bühlers Eltern, die ihren Sohn in Regensburg bereits als vermisst gemeldet hatten, morgen nach Kempten kommen würden. Seine Kollegen hatten ihn auch darüber informiert, dass Bühler wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni gewesen war – bis er irgendwann nicht mehr aufgetaucht ist. Kluftinger gähnte und blickte aus dem Fenster in die bereits weit fortgeschrittene Dämmerung. Dann stand er auf, packte seine Sachen und ging nach draußen. Den fragenden Blick seiner Sekretärin beantwortete er mit einem schwermütigen »Ich glaub, ich geh heut mal früh. Meine Erkältung.« Er hatte die Türe fast schon hinter sich geschlossen, da streckte er noch einmal seinen Kopf ins Zimmer: »Sandy, sagen Sie doch dem Maier einen schönen Gruß. Er braucht gar nicht heimzugehen, bevor er nicht das ganze Material durchgesehen hat, ja? Ich werde ihn dann so gegen acht im Büro anrufen, ob er schon Ergebnisse hat.« Dann schloss er mit einem zufriedenen Lächeln die Tür.
    Am nächsten Morgen stellte Kluftinger gegen halb zehn seinen Wagen auf dem Parkplatz des Musicaltheaters in Füssen ab. Er war früh ins Büro gekommen und hatte versucht, bei der Stadtverwaltung Füssen Genaueres über den Alatsee herauszufinden. Man hatte ihn an den Leiter des Wasserwirtschaftsamtes verwiesen. Und nachdem sich der gerade bei einer Begehung des Forggensees befand, hatte Kluftinger sich erneut nach Füssen aufgemacht. Friedel Marx hatte er dazu verdonnert, die Aussagen der Studenten schriftlich niederzulegen, womit sie wohl den Hauptteil des Tages beschäftigt sein würde. Deswegen war seine Laune auch so gut, als er seinen Passat abschloss und in der schneidenden Kälte zum Seeufer lief. Zwar schien sich seine Erkältung allmählich zu einer Bronchitis auszuwachsen. Doch er war heute zum ersten Mal, seit er in diesem Fall ermittelte, wieder sein eigener Herr, ohne weibliche »Unterstützung«.
    Ein eisiger Ostwind blies über die freie Fläche des Forggensees, der ohne Wasser so einladend wirkte wie ein Truppen übungsplatz in der russischen Taiga. Der Kommissar zog seinen Schal enger um den Hals und schlug seinen Mantelkragen hoch. Die wenigen Schneeflocken, die der Wind mit sich trieb, trafen sein Gesicht wie winzige Nadelstiche. Er ging noch einmal zum Auto zurück und holte seine Mütze heraus, eine »Dreizack-Skimütze«, in den Farbtönen grün, weiß und violett, die ihm seit den Siebzigerjahren jeden Winter den Kopf warm hielt. Seine Frau und sein Sohn aber sagten immer, sie sehe aus wie das Dolomiti-Eis, das ebenfalls aus dieser Zeit stammte. Kluftinger zog sie sich so tief ins Gesicht, dass die Ohren ganz bedeckt waren. Wie er damit aussah, war ihm gleichgültig – er wusste, dass er kein »Mützengesicht« hatte. Was er sich über sein Haupt zog, war also völlig egal.
    Am Festspielhaus vorbei lief Kluftinger in Richtung des Ufers. Er stellte sich an die Böschung, die etwa einen Meter tief abfiel, und blickte über die Fläche, die im

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