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Seegrund

Seegrund

Titel: Seegrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kobr Michael Kluepfel Volker
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Familie von Kindesbeinen an immer dabei war. Das nächste würde im kommenden Sommer stattfinden, die ersten Vorbereitungen hatten bereits begonnen.
    »Ja, vor allem den Mond sollten sie bei uns auch einführen«, flachste Markus und handelte sich dafür einen strengen Blick seines Vaters ein.
    Der Biergarten war trotz viel Beton und ein paar Hirschgeweihen eigentlich nett anzuschauen. Nur beim Blick auf die Wände an der Stirnseite schüttelte Kluftinger den Kopf: Sie bestanden aus Brennholzscheiten in Glasvitrinen. Für Kluftinger, den passionierten Kachelofenheizer, erschloss sich zwar der Heizwert des heimischen Fichtenholzes, nicht aber dessen dekorative Qualität.
    Dann rieb er sich die Hände, denn endlich wurde das Essen gebracht. Er hatte sich für ein deftiges Gericht entschieden: Linsen mit Spätzle und Ripple. An die Nachteile von Hülsenfrüchten bei einem nachfolgenden Theaterbesuch dachte er erst, als der Eintopf bereits dampfend vor ihm stand. Eigentlich verwunderlich, dass hier so etwas überhaupt angeboten wurde. Kluftinger goss vorsorglich noch etwas Essig aus einer bereitstehenden Karaffe über die Linsen. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass diese nie sauer genug waren.
    Das weitere Essen verlief weitgehend wortlos. Bis zum Beginn der Vorstellung waren nur noch wenige Minuten Zeit und so war jeder damit beschäftigt, sein Essen möglichst schnell in sich hineinzuschaufeln. Als sie sich schließlich erhoben, verspürte Kluftinger ein unangenehmes Magendrücken und wollte sich noch einen Schnaps bestellen.
    »Dafür haben wir jetzt keine Zeit mehr. Sonst fangen die noch ohne uns an«, hielt ihn seine Frau davon ab.
    »Na hoffentlich haben die wenigstens bequeme Sitze, wenn ich mir die Schmonzette schon anschauen muss«, sagte Kluftinger leise zu Erika, als sie die meterhohen Eingangsportale zum Zuschauerraum durchschritten und nach ihren Plätzen suchten. Auch dieser Raum war schnörkellos gestaltet und wären nicht die weißen Gipsbüsten des ehemaligen Königs gewesen, hätte man sich eher an einen modernen Kinosaal erinnert gefühlt.
    »Es ist ein Geschenk von deinem Sohn, außerdem sind wir im Theater, also benimm dich entsprechend«, zischte seine Frau und als Markus sich umdrehte, setzte sie übergangslos ein sonniges Lächeln auf.
    Kluftinger nahm sich vor, lieber nichts mehr zu sagen. Er plante, sobald das Licht ausgegangen war, eine bequeme Sitzposition einzunehmen und bis zur Pause durchzuschlafen.
    Doch er tat kein Auge zu. Nicht etwa, weil die Sitze zu unbequem waren oder die Musik zu laut: Das Spektakel auf der Bühne nahm ihn tatsächlich von der ersten Minute an so gefangen, dass er gar keinen Gedanken mehr an ein Nickerchen verschwendete. Riesige Aufbauten und spektakuläre Effekte ließen ihn staunend auf die Bühne blicken und sogar das Singen störte ihn nicht so sehr, wie er es befürchtet hatte.
    Er war eigentlich kein Freund von Musiktheatern, ging nie in Musicals oder Opern und drückte sich, wenn das alljährliche Weihnachtssingen des Kirchenchors anstand. So wusste er auch nicht, ob es Kunst war, was sich da um den Märchenkönig auf der Bühne abspielte. Vermutlich nicht, denn dafür waren wohl zu viele Leute hier. Eigentlich war es ihm auch egal. Es gefiel ihm, das war die Hauptsache. Er stimmte ein rasselndes Lachen an, als Ludwigs Vater Max den Familiendespoten gab und als der seinen missratenen Sohn zurechtwies, stieß er Markus freundschaftlich in die Seite. Max war ihm von Anfang an sympathisch. Außerdem hatte er einen Bierkrug in der Hand, worum ihn Kluftinger in diesem Moment beneidete: Die trockene Luft im Zuschauerraum trocknete seine Schleimhäute restlos aus und seine Erkältung schien dadurch noch schlimmer; außerdem meldeten sich nun die Linsen und ließen ihn unruhig auf seinem Sitz hin und her rutschen.
    Das Stück aber genoss er trotzdem. Nur einmal fiel sein Stimmungsbarometer rapide, als der Engel in der großen Kugel auf die Bühne herabgelassen wurde und sich Yumiko zu ihm herüberbeugte und sicher sehr nett gemeint – sagte: »Da waren Sie aber viel besser, Herr Kluftinger.«
    Als sich nach etwa anderthalb Stunden der Vorhang zur Pause senkte, schaute er ungläubig auf die Uhr: »Schon so spät? Ich hab gar nicht gemerkt, wie die Zeit vergeht.«
    Seine Frau schien überrascht, aber zufrieden über seinen Kommentar. Als sie ihren Mann zärtlich anlächelte, schob er nach: »Ein bissle viel Gesinge halt.«
    Als sie mit einem Glas Sekt im oberen

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