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Seehaie

Seehaie

Titel: Seehaie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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waren
befreundet.«
    »Das war’s? Keine Sondereinsätze, Fahrten für andere
Unternehmen oder so?«
    »Müssen Sie bei der Geschäftsleitung nachfragen. Ich
hab mit der Bauleitung schon genug am Hals, da kann ich mich nicht auch noch um
solche Dinge kümmern.«
    »War Ploc auch mit Mahmoud befreundet?«
    »Wie kommen Sie auf den?«
    »War er?«
    »Natürlich. Mahmoud ist Kipperfahrer wie Ploc, die
halten zusammen wie Pech und Schwefel.«
    »Sie sind, wenn ich das richtig verstehe,
ausschließlich für die Bau leitung zuständig. Wer ist
eigentlich der Architekt, der Planer dieses
Projekts?«
    »Was hat das mit den Morden an unseren Fahrern zu
tun?«
    »Bei Mord ist alles wichtig. Also?«
    »Für die Planung ist das Büro Stiller zuständig.«
    »Lässt sich der Architekt manchmal hier blicken? Ich
hätte gern ein paar Worte mit ihm gewechselt.«
    »Falls Sie mit dem Chefplaner persönlich reden wollen,
haben Sie ein Problem. Herr Stiller wird seit gestern vermisst. Sie müssen also
mit einem seiner Mitarbeiter vorliebnehmen. Halten Sie sich am besten an
Kronberger, der kennt sich ganz gut aus und ist morgen wieder hier.«
    »Haben Sie eine Erklärung für das Verschwinden des
Architekten? Hatte er Schwierigkeiten? Feinde? Gab es Auseinandersetzungen?«
    »Nicht dass ich wüsste. Gut, hin und wieder ist er
wegen Ausführungsdetails mit jemand zusammengerasselt – nichts
Außergewöhnliches, das ist völlig normal am Bau.«
    »Mit wem zum Beispiel?«
    »Sie fragen Sachen! Mit wem eigentlich? Ja, richtig,
kürzlich gab es einen lautstarken Disput mit einem Polier, ich glaube, Josef
Kupka war’s. Kann Ihnen nicht sagen, worum es ging.«
    »Ist Kupka da?«
    »Nein. Hat sich gestern für zwei Tage freigenommen. Da
müssen Sie schon nach Singen fahren, da wohnt er. Wenn Sie die genaue Anschrift
brauchen, wenden Sie sich ans Lohnbüro. Hören Sie, ich muss wieder rein, sonst
bricht hier der ganze Laden zusammen …«
    »Haben Sie vielen Dank, Herr Wiegand. Ach ja, eine
letzte Frage noch: Wo finde ich Mahmoud?«
    »Gehen Sie fünfzig Meter in Richtung See. Er steht mit
seinem Kipper an der neuen Baugrube. Der Größte von allen, Sie können ihn nicht
übersehen.«
    Im Weggehen fiel Wolf doch noch etwas ein: »Ach, noch
ein Allerletztes, Herr Wiegand: Kennen Sie eigentlich Bruno Starek?«
    Wiegand drehte sich noch einmal um. »Starek? Wer soll
das sein?«
    »Ist nicht weiter wichtig«, winkte Wolf ab und machte
sich endgültig auf den Weg zu Mahmoud.
    Wiegand
und Kalfass hatten nicht übertrieben: Mahmoud war wirklich der Größte –
zumindest, was seine Statur betraf. Mit den Händen in den Hosentaschen stand er
hinter seinem Kipper und sah dem Bagger zu, der die riesige Fahrzeugmulde mit
fettem braunem Lehmboden belud. Wie die meisten Arbeiter auf der Baustelle trug
er das gelbe T-Shirt mit der Aufschrift » HOHBAU «.
    Wolf wandte sich mit einem kurzen Hallo direkt an den
Riesen. »Sie sind Mahmoud?«
    »Und Sie?«
    »Wolf, Kripo Überlingen.« Er hielt ihm seinen Dienstausweis
unter die Nase.
    »Was wollen Sie?«, fragte Mahmoud abweisend, ohne den
Blick von dem Ladevorgang zu wenden.
    »Keine Sorge, es geht nicht um die Tätlichkeit an dem
Polizeibeamten vor zwei Tagen – die holt Sie noch früh genug ein. Es geht um
Ploc und Juratovic. Sie haben sich gekannt?«
    »Logisch.«
    »Könnte man sagen, Sie waren befreundet?«
    Mahmoud sah Wolf zum ersten Mal an. »Quatsch.
Kollegen, nicht mehr.«
    »Komisch. Das hab ich aber anders gehört …«
    »Was gehört? Und von wem?«, fragte der Riese plötzlich
lauernd.
    »Dass Sie Freunde gewesen seien. Was wäre daran so
ungewöhnlich? Sie haben den gleichen Job, arbeiten auf derselben Baustelle, das
bringt einen doch zwangsläufig näher.« Ehe Mahmoud etwas entgegnen konnte,
wechselte Wolf das Thema – eine bewährte Taktik, um bei Verhören Verunsicherung
zu erzeugen. »Fahren Sie auch mal für andere Firmen?«
    »Macht niemand hier. Was sind das für Scheißfragen,
he?«
    »Vergessen Sie’s«, winkte Wolf ab. »Sagt Ihnen der
Name Bruno Starek etwas?«
    »Wer ist das?«
    »Hab ich mir fast gedacht, dass Sie den auch nicht
kennen. Na gut, dann erübrigt sich wohl auch, Sie nach Kupka zu fragen …«
    »Kupka?« Zum ersten Mal schien der Riese verunsichert.
    »Ja. Josef Kupka, der Polier«, stieß Wolf nach. Doch
Mahmoud hatte sein Mienenspiel bereits wieder im Griff. Mit einem
Schulterzucken wandte er sich ab, gab dem Baggerfahrer ein Zeichen und
kletterte grußlos in

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