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Seehaie

Seehaie

Titel: Seehaie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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werden’s nicht glauben, Chef: Gerade rief die
Ploc an. Sie hat eine Heidenangst, behauptet, sie würde verfolgt.«
    »Wo ist sie jetzt?«
    »Hier im Haus, bereits auf dem Weg nach oben.«
    »Sehr gut. Gleich herein zu mir.«
    Es dauerte weniger als eine Minute, bis Jo eine
überaus nervöse, blass aussehende Sonja Ploc hereinführte. Wolf bot ihr einen
Stuhl an, Jo kam mit einer Tasse Kaffee.
    »Was ist passiert, Frau Ploc? Erzählen Sie der Reihe
nach und möglichst genau, selbst Kleinigkeiten können wichtig sein.« Dann
wandte er sich an Jo: »Kannst du das Gespräch protokollieren?«
    »Klar. Hier, Frau Ploc, trinken Sie erst mal einen Schluck«,
beruhigte Jo die Polin, die sich sogleich vor lauter Aufregung die Lippen
verbrannte.
    »Sind gestern Männer in meine Wohnung eingedrungen,
hatten Schlüssel«, begann die Ploc mit weinerlicher Stimme, als sie ihre Tasse
abgesetzt hatte.
    »Wie viele waren es? Und wer?«
    »Zwei Männer, böse Männer. Einer angeblich Türke oder
so, einer aus Osten. Haben bis fast Mitternacht auf mich gewartet, wollten mich
mitnehmen.«
    »Heißt das, Sie sind den beiden nicht persönlich
begegnet?«
    »Nein.«
    »Wie haben Sie davon erfahren? Und wo waren Sie selbst
in dieser Zeit?«
    »Bei polnischer Freundin in Ludwigshafen. Bin mit
letztem Bus zurückgekommen, da hat Nachbarin mir erzählt.«
    »Haben Sie eine Ahnung, was die beiden Männer von
Ihnen wollten?«
    Sie zögerte einen Moment. »Mich wegbringen«,
schluchzte sie dann, »vielleicht sogar töten, wie Stani. Ich glaube, sie wissen
von Kontakt zur Polizei.«
    »Frau Ploc, Sie sollten uns endlich reinen Wein
einschenken …«
    »Wein?«
    »Sie sollten uns die ganze Wahrheit sagen: Wer hat
Ihnen nach dem Tod Ihres Mannes Geld gegeben? Wer steckt hinter Ihrem
plötzlichen Umzug nach Weingarten?« Als sie erneut zögerte, wurde Wolf
deutlicher: »Wenn Sie uns nichts sagen, können wir Ihnen nicht helfen, wir
müssen Sie wieder wegschicken.«
    Die Ploc nahm ihre Reisetasche auf den Schoß und
nestelte nervös am Reißverschluss herum. Für einen Moment fürchtete Wolf, sie
würde aufstehen und gehen. Doch sie blieb. Endlich hob sie den Kopf und begann
zögernd zu reden: »Am Tag nach Stanis Tod – Sie waren gerade weg – kam Anruf.
Sollte in Postkasten gucken, wäre Briefumschlag drin. Ich hab nachgesehen,
waren zehntausend Euro. Lauter Hunderter. Und ein Schlüssel. Mann hat gesagt,
ich solle sofort packen, nur Wichtigstes, in einer Stunde käme Möbelwagen,
würde mich in neue, schöne Wohnung bringen.«
    »Sie haben die Stimme nicht gekannt?«
    »Nein.«
    »Und Sie haben sich auch nicht gewundert, warum man
Ihnen das Geld schenken und Sie aus Ludwigshafen wegbringen wollte? Sie haben
nicht nachgefragt?«
    Wieder ein kaum erkennbares Zögern. »Keine Zeit.
Gespräch war zu Ende, ganz plötzlich.«
    Wolf blickte kurz zu Jo hinüber, die eifrig
mitschrieb. Er überlegte. Die Polin war da in einen Strudel brisanter
Ereignisse geraten, die sie nur zum Teil durchschaute, die sie ängstigten und
die ihr zunehmend über den Kopf wuchsen.
    »Haben Sie noch Verwandte oder Freunde in
Deutschland?«
    »Ja, Bruder von Stani mit Frau, lebt bei Wolfsburg.«
    »Können Sie zu denen fahren und dort so lange bleiben,
bis sich hier alles geklärt hat?«
    »Ja.« Sie stand auf.
    Wolf brachte sie zur Tür. »Frau Louredo begleitet Sie
zum Bahnhof. Sie müssen sich nicht fürchten, Frau Ploc. Wenn Sie aus Überlingen
raus sind, ist die Gefahr fürs Erste vorüber.« Er gab Jo einen Wink. Plötzlich
fiel ihm noch etwas ein: »Ich will Sie nicht nach dem Geld fragen, genauer
gesagt: nach der Restsumme, die Ihnen noch geblieben ist, obwohl ich nicht
versprechen kann, dass man sie nicht irgendwann von Ihnen zurückfordern wird.
Aber haben Sie die Hülle noch, in der Sie das Geld erhalten haben?«
    Sie öffnete den Reißverschluss ihrer Reisetasche und
kramte einen Umschlag hervor, dem sie einen Packen Hundert-Euro-Scheine
entnahm. Die leere Hülle reichte sie Wolf. »Legen Sie sie hierher, bitte«, bat
er und wies auf seinen Schreibtisch. Er wollte den sicher zahlreichen
Fingerabdrücken auf dem Umschlag nicht noch seine eigenen hinzufügen. »Ach ja,
bitte geben Sie die Anschrift Ihrer Verwandten einschließlich Telefonnummer
meiner Kollegin. Auf Wiedersehen und alles Gute für Sie, Frau Ploc.«
    »Die Frau lügt schon wieder«, raunte Jo ihm zu, bevor
sie der Ploc auf den Gang folgte. »Sie weiß mehr, als sie uns sagt. Ich bin
sicher, dass sie

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