Seekers 03: Auf dem Rauchberg
du es schaffst?«, fragte sie.
»Ja«, brummte Toklo stur. Leicht schwankend machte er einen Schritt nach vorn, dann noch einen und noch einen.
»Ujurak!«, rief Kallik und gleich kam der Freund angelaufen. Ohne dass sie etwas sagen musste, ging er auf der anderen Seite neben Toklo her und half mit, ihm Lusas Last ein wenig zu erleichtern. Die Tatzen im Gleichschritt voreinandersetzend, entfernten die Jungbären sich so schnell wie möglich von den Krallenlosen und strebten dem Wald zu.
Kallik atmete auf, als der Schatten der Bäume über die Gruppe fiel. »Seht mal, da drüben.« Sie hatte einen Weg entdeckt, der zwischen den Bäumen hindurchführte. »Wenn wir dem Pfad folgen, ist es vielleicht weniger mühsam.«
»Es ist ein Flachgesichterpfad«, fauchte Toklo. Er wandte sich in die andere Richtung und stolperte über einen umgestürzten Baum. Lusas schlaffer Körper rutschte zur Seite und wäre fast heruntergefallen.
»Toklo!« Kallik fing die kleine Schwarzbärin auf und brachte sie wieder ins Gleichgewicht. »Überleg doch mal! Dort gibt es bestimmt keine Hindernisse und man stolpert nicht dauernd.«
Toklo knurrte unwillig, erhob aber keine weiteren Einwände, als Ujurak auf den gewundenen Pfad abbog. Dieser führte zunächst über einen Hügel und dann abwärts an einem Gebiet vorbei, wo die Bäume weniger dicht standen.
»Wohin gehen wir?«, fragte Kallik keuchend.
»So weit weg von den Flachgesichtern wie möglich«, antwortete Toklo. Er atmete schwer und seine Worte kamen stoßweise und abgehackt. »Wir können nicht zum Fluss zurück. Zu viele Flachgesichter. Da kämen wir nie durch.«
Kalliks Ohren zuckten. »Ich glaube, ich höre Wasser«, sagte sie, und alle drei Bären blieben stehen, um zu lauschen. Sie versuchte, das Wasser zu erschnuppern, aber der Geruch von Dreck und Blut, der sich in ihrem Fell festgesetzt hatte, überdeckte alles andere.
»Es muss dort unten einen Bach geben«, stellte Ujurak mit einem Blick auf die Rinne neben dem Pfad fest. Tatsächlich schien auf ihrem Grund Wasser zu schimmern, von dichtem Gestrüpp jedoch fast vollständig verdeckt.
Vorsichtig bewegten sie sich den unwegsamen Hang hinunter und drängten sich durch dornige Büsche, bis sie den Bach gefunden hatten. Sie folgten ihm hügelaufwärts und mussten sich dabei immer wieder durch dichtes Gestrüpp kämpfen. Als Toklo einmal in den Bach trat, um einem Baumstamm auszuweichen, rutschten seine Tatzen auf den nassen Steinen ab. Einen Moment lang glaubte Kallik, Lusa würde von seinem Rücken rutschen, doch Ujurak war gerade rechtzeitig zur Stelle, um sie festzuhalten.
Über dem Rand der Rinne konnte Kallik keine weiteren Bäume mehr erkennen, nur grauen Himmel. Das klare Wasser umspülte ihr verschmiertes Fell mit erstaunlicher Wucht. Es roch nach Schnee, doch darunter befanden sich auch dunklere, bittere Duftnoten, die an die Inseln im Fluss erinnerten.
Mit jedem Schritt drückten sich scharfe Kieselsteine in Kalliks wunde Tatzen. Ihr Pelz fühlte sich klebrig und schwer an und sie konnte kaum die Augen offenhalten. Nach der kräftezehrenden Schwimmerei der letzten Nacht, dem viel zu kurzen Schlaf und der Begegnung mit den Krallenlosen heute Morgen würde sich keiner von ihnen mehr lange auf den Beinen halten können.
Toklo ächzte unter Lusas Last. Die kleine Schwarzbärin war noch immer nicht zu sich gekommen und auch noch immer rann Blut aus ihren Wunden.
Plötzlich hatten sie an einem kleinen Wasserfall das Ende der Rinne erreicht. Kalte Wasserschauer durchnässten ihr Fell, als sie an der nackten Felswand hinaufblickten, die sich vor ihnen erhob.
»Oh nein! Müssen wir jetzt den ganzen Weg wieder zurück?«, fragte Kallik verzweifelt.
»Nein, es gibt hier bestimmt einen Weg nach oben«, behauptete Ujurak.
Unter seiner Führung machten sie sich daran, die Felsen zu erklimmen, wobei sie an dem stacheligen Buschwerk Halt fanden, um sich daran hochzuziehen. Kallik kletterte hinter Toklo her, immer bereit einzugreifen, um Lusa im Gleichgewicht zu halten. Ihre Tatzen kribbelten vor Ungeduld, weil sie sich so quälend langsam bewegten.
Schließlich kamen sie oben an, wo Ujurak schon bereitstand, um Toklo über den Rand zu helfen. Kallik blinzelte sich den Regen aus den Augen und starrte auf die nächste schwarze Felsmasse, die sich vor ihnen auftürmte. Bei dem Gedanken, in diesem Wetter immer weiterklettern zu müssen, während ihnen alle Knochen wehtaten und Lusa langsam verblutete, hätte sie
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