Seekers 03: Auf dem Rauchberg
auf Lusa zu, schob sie energisch von der Klaue im Himmel weg. »Lauf!«, rief sie. »Lauf weg!«
Noch einmal laut aufkreischend, hielt die Klaue jedoch hoch oben inne, während die Bären auseinandersprangen und sich in den Schutz der Büsche flüchteten. Jetzt konnte Kallik neben den anderen Geräuschen auch das Geschrei von Krallenlosen hören. Sie hatten die Bärenjungen entdeckt!
Als sie auf der anderen Seite wieder aus dem Gebüsch herausstürmten, hielt sie sich dicht bei Lusa. Weitere Biester, Krallenlose und Brandgerüche erwarteten sie hier. Vor einer Reihe von Feuerbiestern, die ihnen den Weg versperrten, kam Kallik zum Stehen. Hinter ihnen konnte sie den Graben sehen, von dem Ujurak gesprochen hatte. Es sah aus, als wäre eine Riesenklaue durch die Erde gepflügt, von einem Ende des Himmels zum anderen. Aus der Erde gerissene, kahle Baumstämme lagen in der Gegend herum. Auf dem Grund des Grabens erblickte Kallik etwas Langes, Silbriges, wie eine riesige tote Schlange.
»Hier kommen wir nicht durch!«, rief sie. »Wir müssen einen anderen Weg an den Feuerbiestern vorbei finden!«
Lusa schoss unentschlossen hin und her, bevor sie sich umwandte und zurück in Richtung Fluss lief. Kallik wusste, dass das eine Falle war, denn keiner von ihnen hatte die Kraft, noch weiter zu schwimmen. Sie mussten den Graben überqueren und den Hang hinauf in die Wälder flüchten, die sie auf der anderen Seite sah. Vielleicht würden die Krallenlosen ihnen dorthin nicht folgen.
Sie jagte Lusa nach, schnitt ihr den Weg ab und trieb sie zurück. Lusas Augen waren weit aufgerissen, ihr Blick hektisch und verzweifelt. Kallik war sich nicht sicher, ob die kleine Schwarzbärin überhaupt noch wusste, was sie tat. Sie schien in blinder Panik einfach nur geradeaus zu laufen.
»Hier lang!«, rief Toklo. Er raste auf eine Lücke zwischen den Feuerbiestern zu, Ujurak dicht hinter ihm. Kallik stieß Lusa in die gleiche Richtung. Als die Bären zwischen den Feuerbiestern hindurchschossen, schien plötzlich der Boden wie weggerissen. Unversehens purzelte Kallik kopfüber einen rutschigen Hang hinunter. Mit einem Knall rauschte sie unten gegen das silberne Schlangending und gleich darauf landete Lusa genau auf ihr.
»Uff!«, grunzte Kallik.
Ein Stück weiter links kamen Toklo und Ujurak in einem wüsten Durcheinander aus braunem Fell und wirbelnden Tatzen herangerollt. Kallik wühlte sich unter Lusas Leib hervor und schüttelte sich. Ihr weißes Fell war über und über mit rotem Matsch bedeckt, der schwer auf ihr lastete. Nachdem sie Lusa aufgeholfen hatte, setzten sie, mehr rutschend als laufend, Toklo nach. Die Braunbären hatten sich bereits wieder aufgerappelt und eilten stolpernd an der Silberschlange entlang, die höher hinaufragte als ihre Köpfe. Zum Glück war sie still und friedlich.
Die Wände des Grabens, die sich zu beiden Seiten erhoben, waren steil und bestanden aus nassem, glitschigem Lehm. Kallik fragte sich verzweifelt, wie sie hier rauskommen sollten. Toklo und Ujurak schauten, ohne sich zu rühren, mit bebenden Flanken und vor Angst weit aufgerissenen Augen um sich. Kallik blickte an ihnen vorbei und stellte fest, dass ein Teil der Grabenwand eingebrochen war. Ein Haufen roter Erde war auf die Silberschlange gefallen und blockierte den Weg entlang dem Graben – bot aber vielleicht auch einen Ausweg.
»Toklo!«, bellte sie. »Sieh mal da oben!«
Toklo wirbelte herum.
»Wenn wir auf diesen Erdhaufen klettern, könnten wir auf die Schlange hinaufgelangen und von da aus auf die andere Seite des Grabens kommen«, rief Kallik atemlos.
Toklo nickte. »Das wäre einen Versuch wert. Vielleicht schaffen wir’s, von der Schlange aus nach oben auf den Grabenrand zu springen. Ich helfe Ujurak, du kümmerst dich um Lusa.«
Ohne eine Antwort abzuwarten, schob er den kleineren Braunbären vor sich her, bis sie zu dem Erdhaufen gelangten. Ujurak kraxelte hinauf, wobei sein Bauch über klebrigen Lehm schleifte, Toklo folgte ihm mit ein paar weit ausgreifenden Sprüngen. Dann schob er Ujurak auf die Schlange hinauf. Die Tatzen des kleinen Bären rutschten unter ihm weg, sodass er auf den Bauch plumpste. Toklo schob seine Nase in Ujuraks Seite und half ihm wieder auf.
Mit wild rudernden Vorder- und Hinterbeinen sprang Ujurak auf die Böschung zu, grub seine Krallen in die Wand und packte mit den Zähnen eine Baumwurzel, an der er sich festhielt. Mit Toklos Unterstützung, der von hinten nachschob, kletterte er über den
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