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Seekers - Am Großen Bärensee - Hunter, E: Seekers - Am Großen Bärensee - Seekers, Great Bear Lake

Seekers - Am Großen Bärensee - Hunter, E: Seekers - Am Großen Bärensee - Seekers, Great Bear Lake

Titel: Seekers - Am Großen Bärensee - Hunter, E: Seekers - Am Großen Bärensee - Seekers, Great Bear Lake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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nachblickte. Nun war sie wieder allein. Sie wartete, bis die drei Bären in der Ferne verschwunden waren, dann erhob sie sich und folgte dem Pfad, den der Mond ihr gezeigt hatte.
    »Ich komme«, versprach sie ihrer Mutter. »Aber bitte lass mich Taqqiq bald finden. Und wenn du kannst, dann sag ihm auch, dass ich unterwegs bin.«

7. KAPITEL
    Kallik
    Kallik stapfte über sumpfigen Boden. Hier und da stach ein Stein aus dem Gras und piekste sie in ihre geschundenen Sohlen. Von anderen Tieren oder gar Krallenlosen war weit und breit nichts zu sehen, nur ein paar Vögel segelten über Kallik hinweg und Schwärme von Insekten tanzten durch die Luft.
    Kallik kam sich vor, als sei sie die letzte Bärin auf der ganzen Welt. Sie bemühte sich, ihre Furcht vor der ungewohnten Landschaft zu verdrängen, und hielt nach Zeichen Ausschau, die darauf hindeuteten, dass sie auf dem Weg zu ihrem Bruder war. Doch da sie keine Ahnung hatte, wonach sie eigentlich suchen sollte, konnte sie nur weitergehen und hoffen, dass sie eines Tages zu Taqqiq gelangte.
    Ihr Magen brüllte vor Hunger, doch sie konnte weit und breit keine Beute entdecken. Hier und da standen ein paar struppige Büsche, die sie nach Beeren absuchte. Sie fand genug, um sich auf den Beinen zu halten, doch zu wenig, um die quälende Leere in ihrem Magen loszuwerden. Die Sonne brannte immer stärker auf ihren dicken weißen Pelz und sie sehnte sich nach dem kühlen Eis. Sie witterte nicht einmal mehr Wasser, sondern nur noch endlosen Morast.
    Soll ich wirklich dem Mondpfad folgen?, fragte sie sich . Vielleicht war es nur eine optische Täuschung gewesen? Warum musste ich den Wegweiserstern hinter mir lassen? Ich könnte mittlerweile am Meer sein.
    Kallik erschrak, als ein Windstoß in die Zweige eines Gebüschs fuhr. Sie wirbelte herum, weil sie dachte, etwas lauerte auf sie, doch in der leeren Landschaft bewegte sich rein gar nichts.
    »Wer ist da?«, rief sie. Ihre Stimme klang rau und brüchig. Sie überlegte, wann sie das letzte Mal laut gesprochen hatte, wusste es aber nicht mehr. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor.
    Kallik spitzte die Ohren, schämte sich aber gleich, weil sie so dumm gewesen war, überhaupt eine Antwort zu erwarten. Ihr wurde bewusst, wie sehr sie sich nach etwas sehnte, das ihr über die Einsamkeit auf ihrer Wanderung durch diese endlose Ebene hinweghalf.
    Als sie weitergehen wollte, trat sie in ein Büschel Sumpfpflanzen. Eine Wolke aus Insekten stieg auf. Sie flogen ihr in die Ohren und in die Augen und summten lauter als ein Feuerbiest. Kallik setzte sich mit dem Hinterteil in den Morast und schlug mit den Tatzen um sich, um die lästigen Stechmücken zu vertreiben.
    »Autsch! Weg mit euch!«, rief sie.
    Doch die winzigen schwarzen Tierchen wichen ihren wirbelnden Tatzen mühelos aus. Sie stachen sie ins Gesicht und krabbelten ihr in die Nasenlöcher, bis sich Kallik am liebsten das Fell über den Kopf gezogen hätte, um sie loszuwerden. Sie rannte los und stolperte durch den Sumpf, um den summenden Schwarm abzuhängen, doch die Insekten hielten mit.
    Kallik spürte wieder festen Boden unter den Füßen. Während die Insekten sie weiter umschwirrten, versuchte sie, sich den Matsch von den Tatzen zu schütteln. Sie witterte den kühlen Geruch einer Höhle irgendwo vor ihr. Rasch lief sie über einen kleinen Hügel und entdeckte auf der anderen Seite unter einem Felsblock eine schattige Höhle. Mit einem Seufzer der Erleichterung stürzte sie sich hinein.
    Die Insekten klammerten sich noch ein paar Herzschläge lang an ihr Fell, schienen dann aber zu bemerken, dass es dunkler und kälter wurde, und summten davon, immer der Sonne nach. Kallik presste die Augen zu, bis sie sicher sein konnte, dass die Plagegeister weg waren.
    Schwer atmend öffnete sie die Augen wieder und sah sich um. Die kleine Höhle befand sich genau unter dem Hügel. Über Kalliks Kopf lag quer ein großer Fels, der von zwei Steinpfosten getragen wurde. In alle Steine waren Zeichen eingeritzt. Kallik schnupperte daran und erstarrte, als sie schwach den Geruch von Krallenlosen wahrnahm. Hatten sie die Höhle gebaut und mit Zeichen versehen? Aber warum sollten sie hier eine Höhle bauen?, fragte sie sich. Egal warum – sie waren schon lange nicht mehr da.
    Die Wolke aus Insekten wartete immer noch vor dem Höhleneingang auf sie.
    »Bleibt nur draußen«, flehte Kallik. Sie wagte nicht, den Blick von ihnen abzuwenden. Ihre Stimme klang noch heiserer als das Bellen eines Walrosses.

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