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Seekers - Am Großen Bärensee - Hunter, E: Seekers - Am Großen Bärensee - Seekers, Great Bear Lake

Seekers - Am Großen Bärensee - Hunter, E: Seekers - Am Großen Bärensee - Seekers, Great Bear Lake

Titel: Seekers - Am Großen Bärensee - Hunter, E: Seekers - Am Großen Bärensee - Seekers, Great Bear Lake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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seiner Schwester und stieß sie an, bis auch sie sich, noch wackelig, erhob. Gemeinsam taumelten sie zu dem reglos daliegenden Fellbündel, ihrer Mutter. Sie stupsten sie in die Seite und stießen ein hohes Bellen aus, bis die Schultern der Bärin zuckten und ihre Augen flackerten. Kallik hörte ein langes tiefes Stöhnen, als habe die Eisbärin Schmerzen. Dann stützte sie sich auf die Vordertatzen und hievte sich mit einem Ruck auf die Beine. Einen Augenblick lang stand sie nur reglos da. Ihr Kopf hing so tief, dass die Schnauze fast den Boden berührte, als müsse sie noch Kraft sammeln.
    Kallik spürte einen Stich und musste sich kurz abwenden. Die sehen genauso aus wie Nisa und Taqqiq!, fuhr es ihr durch den Kopf .
    Als Kallik wieder hinsah, hatte die Bärenmutter den Kopf gehoben und ließ den Blick argwöhnisch über die Landschaft schweifen. Kallik verkroch sich hinter dem Fels und machte sich so klein, wie es irgend ging. Sie wusste, wie unfreundlich fremde Bären sein konnten. Die Bärin betrachtete Kallik womöglich als Bedrohung für ihre Jungen.
    Doch zu Kalliks Erleichterung sah oder roch die Bärin sie nicht. Kallik vermutete, dass ihre Nase noch vom Geruch des Schwirrvogels erfüllt und vom beißend kalten Wind betäubt war, der auf dem Flug durch das Netz gepfiffen hatte. Schweren Schrittes ging sie zu ihren Jungen. Da der Wind in Kalliks Richtung blies, konnte sie hören, was sie sprachen.
    »Ist euch etwas passiert?«, fragte die Bärin und schnüffelte jedes ihrer Jungen von den Ohren bis zu den Tatzen ab.
    »In meinem Kopf dreht sich alles«, beschwerte sich der Eisbärenjunge und stolperte ein paar Schritte weiter, bis er sich an die Schulter seiner Mutter lehnen konnte. An seinen breiten Schultern war abzulesen, dass er einmal ein starker Bär werden würde, doch nach der merkwürdigen Reise schlotterten ihm die Beine.
    »Wir finden bald Wasser«, versprach seine Mutter und stupste ihn mit der Nase an der Schulter. »Dann geht es dir wieder besser.«
    Eine tiefe Traurigkeit erfasste Kallik und bohrte sich in ihr Herz wie ein Eissplitter. Die Bärenmutter war Nisa so ähnlich! Sie war streng mit ihren Jungen, aber ihre Liebe war offensichtlich. Sie würde alles tun, um sie zu beschützen und zurück aufs Eis zu bringen, wo sie etwas zu fressen finden konnten. Plötzlich kam Kallik ein Gedanke und sie setzte sich kerzengerade auf. Die Bärenmutter weiß bestimmt, in welcher Richtung das Meer liegt und wo das nächste Eis zu finden ist. Ich könnte den dreien folgen, und dann wäre ich wieder dort, wo ich hingehöre und wo es Robben gibt.
    »Wo sind wir?«, wollte die kleine Bärin wissen. »Warum haben uns die Krallenlosen hierhergebracht?«
    »Ich weiß nicht, warum sie so etwas tun«, erwiderte die Bärenmutter. Sie hielt einen Augenblick inne, die Nase in die Luft gereckt, und schnüffelte. »Aber ich glaube, ich weiß, wo wir sind. Hier war ich schon einmal.«
    »Hat dich der Schwirrvogel da auch abgesetzt?«, fragte die kleine Bärin mit blitzenden Augen.
    »Nein, ich bin noch nie mit so etwas geflogen«, erwiderte die Bärin. »Ich bin auf eigenen Tatzen hergekommen. Damals war ich auf dem Weg zum Eis …«
    »Das Eis!« Das Bärenmädchen wollte sich aufrappeln, sank aber wieder zu Boden. »Gibt es da Robben und Fische? Ich bin am Verhungern!«
    Ihr Bruder lehnte sich wieder an die Schulter seiner Mutter. »Ich sehe nur überall Schlamm und ekliges Gras.«
    »Aber was riechst du?«, fragte seine Mutter und sah auf ihn hinab.
    Das Junge reckte die Nase in die Luft und atmete ein paarmal tief ein. Kallik konnte sehen, dass er die Augen aufriss. »Salz und Fische!«
    »Das ist das Meer«, erklärte ihm seine Mutter. »Ist das nicht wunderbar? Wir werden bald wieder am Meer sein, und dann dauert es nicht mehr lange, bis das neue Eis kommt.«
    Auch Kallik streckte die Nase in die Luft und spürte den Sog der Seeluft, der sie dorthin zurückzog, wo sie hergekommen war. Wieder packte sie die Unsicherheit wie der Rachen eines Orcas. Gehe ich etwa in die falsche Richtung?
    »Kommt mit.« Die Augen der Bärenmutter leuchteten voller Vorfreude. »Das Meer ist nicht weit weg. Und dort wird es ausreichend Fisch für uns geben. Ich glaube, ich wittere sogar schon einen Hauch von Eis.«
    Eis! Kallik erstarrte und schnüffelte hektisch, konnte aber nichts ausmachen. Im Wittern bin ich einfach nicht so gut wie ein ausgewachsener Bär, dachte sie traurig. Vielleicht werde ich nie gut darin werden, weil ich

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