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Seekers - Am Großen Bärensee - Hunter, E: Seekers - Am Großen Bärensee - Seekers, Great Bear Lake

Seekers - Am Großen Bärensee - Hunter, E: Seekers - Am Großen Bärensee - Seekers, Great Bear Lake

Titel: Seekers - Am Großen Bärensee - Hunter, E: Seekers - Am Großen Bärensee - Seekers, Great Bear Lake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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sie ihre Beute aufgespürt, sich herangeschlichen und sie getötet, genau wie Nisa es getan hätte. Ich kann Beute machen, ich kann mich versorgen!, dachte sie triumphierend.
    Sie stieß die Zähne in die Gans, riss einen Bissen Fleisch heraus und schloss vor Genuss die Augen. Die Gans schmeckte besser als alles, was sie bis dahin gefressen hatte, Robbenfett eingeschlossen. Das Fleisch wärmte ihr den Magen. Sie hatte fast vergessen, wie es sich anfühlte, satt zu sein. Doch ehe sie das Tier aufgefressen hatte, war Kalliks Mund trocken von den vielen Federn. Sie musste husten, weil ihr eine kleine Feder in der Kehle steckte. Ich muss etwas trinken , dachte sie. Sie hob die Schnauze, schnupperte und witterte schwach den Geruch von Wasser.
    Als sie sich schon zum Gehen wandte, drehte sie sich doch noch einmal um und schnappte sich die Überreste der Gans. Es war noch ein bisschen Fleisch an den Knochen, und Kallik wusste nicht, wann sie wieder etwas zu fressen finden würde. Den schlaffen Vogel im Maul, trottete sie über den sumpfigen Untergrund hin zum verlockenden Duft des Wassers. Wieder hatte sie das Gefühl, verfolgt zu werden, doch diesmal achtete sie nicht weiter darauf. Wenn sie sich umdrehte, würde sie ja doch nichts sehen.
    Schließlich sah sie einen von Riedgrasbüscheln gesäumten Tümpel, auf dessen Wasseroberfläche sich der blaue Himmel spiegelte. Kallik ließ die Überreste der Gans fallen und streckte die Schnauze in das leicht salzige Wasser. Beim Trinken zitterte sie vor Erleichterung.
    Als ihr Durst gestillt war, wandte sie sich wieder der Gans zu. Doch während sie zwischen den Federn nach den letzten Fleischresten suchte, nahm sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahr. Sie blickte auf. In einem Strauch schimmerten ein Paar dunkel glänzende Augen. Die Zweige zitterten, und der Polarfuchs, dessen Beute sie Tage zuvor gestohlen hatte, kroch ins Freie. Sie erkannte ihn an dem eingerissenen Ohr.
    »Du schon wieder!«, rief Kallik. »Du bist mir gefolgt, nicht wahr?« Erleichterung durchströmte sie, weil das Geschöpf, das tagelang hinter ihr her gewesen war, keine Bedrohung für sie darstellte.
    Kallik betrachtete den Fuchs mit schief gelegtem Kopf. Mit den Knochen, die unter seinem staubigen Pelz hervorstachen, sah er ebenso abgemagert aus wie sie. Wie sie war er allein. Sie fragte sich, ob er sich auch so einsam fühlte. Der Fuchs hatte seinen rötlich braunen Feuerhimmelpelz, der aber, wie Kallik wusste, bald weiß werden würde. Vielleicht wollte er bis dahin auf dem endlosen Eis sein, weil es dort mit seinem weißen Fell leichter war, sich an Beute heranzuschleichen.
    Der Fuchs kroch einen oder zwei Schritte näher an Kallik heran, die Augen fest auf die Überreste der Gans gerichtet. Kallik fiel wieder ein, wie enttäuscht und wütend sie gewesen war, wenn größere Bären sie von der Beute verjagt hatten.
    »Vielleicht schulde ich dir eine Mahlzeit«, grummelte sie.
    Sie entfernte sich ein paar Schritte von dem Gänsekadaver. Zunächst beäugte der Fuchs sie misstrauisch, als fürchtete er, von ihr angefallen zu werden, sobald er näher kam. Doch sein Hunger war stärker als seine Angst. Unvermittelt schoss er zu der Gans hin, schnappte sie sich und rannte damit davon.
    In Kalliks Herz machte sich eine merkwürdige Traurigkeit breit. Seit Nanuks Tod hatte sie mit dem Fuchs zum ersten Mal Gesellschaft gehabt. Ob er ihr wohl weiter folgen würde, nun, da sie sich für die gestohlene Beute bei ihm revanchiert hatte? »Gute Reise«, sagte sie leise.
    Dann drehte sie sich um und machte sich wieder auf den Weg, leichteren Herzens als seit vielen Tagen. Sie hatte endlich wieder gefressen und getrunken, und sie hatte die Gesellschaft eines anderen Lebewesens genossen, auch wenn sie den Fuchs nicht gerade als Freund bezeichnen konnte. Außerdem folgte sie nicht mehr nur einer Hoffnung oder einem Licht im Himmel. Sie folgte dem Geruch von Bären.

8. KAPITEL
    Lusa
    Lusa trottete neben Ujurak her. Das Licht der Sonne, die hoch am Himmel stand, tanzte auf der Oberfläche des Flusses und tauchte das braune Fell der Bären in ein glühendes Rostrot. Sie wanderten mit dem Wasser und bahnten sich ihren Weg durch das Gestrüpp wenige Bärenlängen vom Steinpfad entfernt, außer Sichtweite der Feuerbiester.
    Lusa unterdrückte ein Gähnen. Die Nacht war nicht lang genug gewesen. Sie war müde und immer noch hungrig. Ein paar Herzschläge lang sehnte sie sich ins Bärengehege zurück, doch das kam ihr

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