Seekers - Am Großen Bärensee - Hunter, E: Seekers - Am Großen Bärensee - Seekers, Great Bear Lake
unendlich weit weg vor. Zu weit weg, um einfach dorthin zurückzukehren.
War es richtig, mitzukommen? Toklo will sich ja nicht einmal anhören, was ich ihm zu sagen habe. Vielleicht hat er recht und Schwarzbären und Braunbären sollten nicht zusammenleben.
»Siehst du das Kraut da drüben?«, unterbrach Ujurak ihre Gedanken. Mit der Schnauze deutete er zu einer hohen Pflanze mit langen dunklen Blättern und gelben Blüten. »Damit lassen sich Wunden und Kratzer heilen. Toklo hat sie für mich gesucht, als die Flachgesichter mich mit ihrem Todesstock getroffen hatten.«
Lusa trottete zu der Pflanze hin und schnüffelte daran. Sie hatte einen bitteren, stechenden Geruch. »Kann man die auch fressen?«, fragte sie hoffnungsvoll.
Ujurak schnaubte belustigt. »Nein, man kaut die Blätter und trägt den Brei dann auf die Wunde auf. Aber fressbar ist sie nicht.«
»Ich wünschte, sie wäre es. Ich komme um vor Hunger«, beschwerte sich Lusa. »Woher weißt du eigentlich, welche Pflanzen Heilkräuter sind und welche man fressen kann?«, fügte sie neugierig hinzu.
Ujurak schwieg und sein Blick verlor sich in der Ferne. »Keine Ahnung«, sagte er schließlich. »Wahrscheinlich hat es mir meine Mutter beigebracht.«
»Wo hast du denn mit deiner Mutter gelebt?«, bohrte Lusa weiter nach, während sie hinter Toklo hertrotteten. »Gab es da auch andere Bären?«
Ujurak schüttelte den Kopf. »Weiß ich nicht.« Er deutete auf eine andere Pflanze. »Die können wir fressen, auch wenn das eigentlich keine Bärennahrung ist.«
Die Blätter dieser Pflanze schimmerten bläulich im Sonnenlicht. Lusa schnupperte vorsichtig daran, streifte dann ein paar kleinere Blätter ab und kaute sie. Sie knirschten angenehm zwischen den Zähnen, schmeckten aber fade.
»Igitt!« Sie schürzte die Lippen. »Beeren wären besser.«
»Trotzdem sollten wir ein bisschen davon fressen«, erwiderte Ujurak, der sich zu ihr gesellt hatte, und rupfte ein paar Blätter ab. »Sie halten uns bei Kräften.«
Widerwillig kaute Lusa weiter. Sie hatte nicht das Gefühl, dass ihr die Pflanzen den Magen füllten, und die holzigen Stiele blieben ihr zwischen den Zähnen hängen. Wir müssen bald etwas Besseres zu fressen finden, dachte sie.
Toklo ließ die Pflanzen links liegen und wühlte stattdessen zwischen den Wurzeln eines Baums. Als er zurückkam, hatte er Erde an der Schnauze. Lusa hoffte, dass er keine Erde, sondern Insekten gefressen hatte, sagte aber nichts.
»Da oben ist wieder ein Adler.« Ujurak deutete mit der Schnauze Richtung Himmel. »Ich kam mir so stark vor, als ich mit Adlerschwingen flog«, murmelte er, mehr zu sich selbst. Lusa musste sich dicht bei ihm halten, um ihn überhaupt zu hören. »Seine Gedanken waren wie Klauen, die nach Beute griffen. Aber es gab nicht viel zu erbeuten. Überall Flachgesichter, keine Wildnis.«
»Was war mit den Bergen?«, wandte Lusa ein. »Da oben ist es doch unberührt.«
»Nein, da kommen die Flachgesichter auch hin.« Ujuraks Stimme war so schwach, als schwebe er tatsächlich noch auf Adlerschwingen durch die Lüfte. »Früher dachten die Adler, die Welt gehöre ihnen. Jetzt müssen sie um jedes Beutetier kämpfen.«
Während sie sich unterhielten, hatte Toklo mehrere Bärenlängen Vorsprung gewonnen. Das Gelände fiel leicht ab und dichte Sträucher säumten den Steinpfad. Im Unterholz konnte Lusa den braunen Pelz des Jungbären kaum ausmachen. Plötzlich blieb er stehen und sah sich zu ihnen um. »Kommt ihr?«
»Ja, warte auf uns!«, rief Lusa und rannte los, Ujurak folgte ihr dicht auf den Tatzen.
Kurz nach der Zeit des Sonnenhochstands teilte sich der Steinpfad in mehrere schmalere Wege und zwischen den Bäumen tauchten Flachgesichterhöhlen auf.
»Hoppla!« Toklo blieb so unvermittelt stehen, dass Lusa fast in ihn hineingelaufen wäre. »Hier können wir nicht lang.«
Ujurak schloss zu ihm auf, betrachtete neugierig die Höhlen und schnupperte vorsichtig in die Luft. »Es riecht nach Feuerbiestern«, murmelte er.
Lusas Tatzen juckten vor Aufregung. Die beiden Braunbären waren nur selten in die Nähe von Flachgesichtern gekommen. Sie hatten keine Ahnung, welche Leckereien man in den großen Behältern finden konnte. Lusa holte tief Luft und witterte den verlockenden Duft von Futter.
»Wir sollten weitergehen«, erklärte sie. »Ich weiß, wo es etwas zu fressen gibt.«
Toklo sah sie böse an. »Hast du Hummeln im Hirn? Bären gehen nicht in die Nähe von Flachgesichtern. Willst du,
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