Seekers - Am Großen Bärensee - Hunter, E: Seekers - Am Großen Bärensee - Seekers, Great Bear Lake
großen Grizzly über sich stehen, die Zähne gefletscht, bereit, ihm ins Genick zu beißen. Der faulige Gestank seines Atems drang in Toklos Nase. »Bist du bereit, mit den Geistern zu schwimmen, du Schwächling?«, knurrte Shoteka.
Verzweifelt versuchte Toklo, seinen Gegner mit den Hinterbeinen wegzudrücken. Er hörte ein Ächzen, und tatsächlich gab Shoteka ein Stück nach, sodass sich Toklo wieder aufrappeln konnte.
»Noch schwimme ich nicht mit den Geistern«, knurrte er zurück.
Er machte einen Satz auf Shoteka zu, biss ihm kräftig in die Tatze und brachte sich mit einem Sprung zur Seite aus der Reichweite seines Gegners. Er spürte das Blut aus seinen Wunden sickern und mit ihm seine Kraft schwinden. Lange halte ich das nicht mehr durch.
Shoteka war nun vorsichtiger und umkreiste ihn mit hasserfüllten Augen. Toklos Mut kehrte zurück. »Also, wer ist hier schwach?«, knurrte er grimmig.
Shoteka wollte sich auf ihn stürzen, doch Toklo wich im letzten Moment aus und konnte einen weiteren Treffer landen. Shoteka brüllte wütend auf. Toklo nutzte den Moment. Mit einem großen Satz sprang er auf Shotekas Rücken und bohrte die Krallen in sein Fell. Ganze Büschel riss er heraus und Shotekas Blut spritzte auf den Kies. Er bäumte sich auf und Toklo konnte gerade noch abspringen. Er machte sich auf den nächsten Angriff gefasst.
Doch der Grizzly griff nicht mehr an. Stattdessen stand er da und wiegte den Kopf hin und her. Toklo beobachtete ihn, voller Angst, dass Shoteka seine Kräfte für einen Vergeltungsschlag sammelte. Doch Shoteka wandte sich ab und schlurfte den Strand entlang. Toklo beobachtete überrascht, wie der mächtige Grizzly ein paar Herzschläge lang zögerte und dann in den See watete. Als er schon halb im Wasser stand, drehte sich Shoteka noch einmal zu Toklo um.
»Du machst Arcturus keine Ehre«, fauchte er. »Heute habe ich dich verschont, aber es wird eine Zeit kommen, da wirst du dir wünschen, ich hätte dich getötet. Deine Mutter hat mich beleidigt und dafür werde ich mich rächen. Im Augenblick lasse ich dich am Leben. Aber es kommen schlimmere Zeiten, kleiner Bär, glaube mir. Das war nur der Anfang.«
Er watete weiter, bis ihm das Wasser an die Schultern reichte, und begann dann zu schwimmen. Toklo beobachtete, wie sein dunkler Kopf zwischen den weiß getupften Wellen verschwand.
Deshalb ist er also gekommen, dachte er. Weil meine Mutter mich gerettet hat. Oka, du warst im Recht, als du mich damals beschützt hast. Das wird mir niemals leidtun! Er schob Shotekas Drohung beiseite. Das waren die Worte eines besiegten Bären. Sie bedeuteten nichts. Nie würde Toklo sich wünschen, dass er gestorben wäre!
Er watete in den See, damit das Wasser seine Wunden kühlte. Mein erster Kampf, dachte er stolz. Und ich habe mein Revier verteidigt.
Er humpelte ans Ufer zurück und rollte sich in der Mulde unter der Kiefer zusammen. Die Sonne stand hoch über dem Horizont. Ihre warmen Strahlen taten ihm gut.
So also lebte ein Braunbär. Allein, mächtig und wild, und jeder andere Bär achtete und fürchtete ihn.
Ich will, dass es immer so ist, dachte er. Ich will nicht für andere Bären verantwortlich sein. Nur ich allein, ich verteidige mein Revier wie der Stern, der über den Himmel gejagt wird.
21. KAPITEL
Kallik
Kallik verbrachte die kurze Nacht dösend auf einem unbequemen Kiesbett. Die älteren Bären hatten die besten Schlafplätze besetzt, doch sie hatte auch beobachtet, dass Taqqiq und seine Freunde es sich auf einem weichen Grasflecken bequem gemacht hatten, nachdem sie eine Bärin und ihr Junges von dort vertrieben hatten.
Kallik wurde nicht nur von den Steinen, die sie von unten drückten, wach gehalten. Die Suche nach ihrem Bruder war vorüber und dennoch war nichts in Ordnung. In dem Rabauken, der anderen Bären die Beute stahl und sie verhöhnte, wenn sie über die Geister sprachen, erkannte sie Taqqiq nicht wieder. Seine nichtsnutzigen Freunde waren ihm wichtiger als seine eigene Schwester. Kallik hatte keine Ahnung, was nun werden sollte.
Sie hob den Kopf, als andere Bären in gespenstischer Stille an ihr vorbei zum Seeufer gingen. Die alte Bärin Siqiniq, mit der Kallik sich am Tag zuvor unterhalten hatte, stand auf einem Felsen am Ufer. Da die Bären sich um sie versammelten, stand Kallik auf und folgte ihnen neugierig.
Der nahende Sonnenaufgang färbte den Himmel schon rot. Während es heller wurde, verfielen die Bären nach und nach in Schweigen. Die Stille
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