Seekers - Am Großen Bärensee - Hunter, E: Seekers - Am Großen Bärensee - Seekers, Great Bear Lake
schwammen.
Er trottete durch das Gras zurück zu den Bäumen. Dort wollte er sich einen Ruheplatz suchen und bis zum Sonnenaufgang des Längsten Tages schlafen. Er erinnerte sich an eine verkrüppelte Kiefer in der Nähe des Strandes, unter deren Ästen er eine bequem aussehende Mulde entdeckt hatte. Toklo folgte seinen Tatzenspuren und fand die Mulde, die ihn allerdings nur schlecht vor Regen schützen würde. Doch dem staubigen Boden nach zu urteilen war es eher unwahrscheinlich, dass es regnete. Er zwängte sich in die Mulde und wälzte sich auf den Kiefernnadeln hin und her, bis er es bequem hatte. Dann schloss er die Augen. Während er in den Schlaf sank, kam es ihm vor, als sei das sanfte Plätschern der Wellen mit Geisterstimmen erfüllt.
Am nächsten Morgen weckte Toklo das Bellen von Bären. Aus seiner Höhle unter der Kiefer blickte er über den See ans andere Ufer, wo sich die Braunbären versammelten. Sie drängten sich am Strand rund um den Beratungsfelsen zusammen, waren aber zu weit weg, als dass Toklo genau hätte sehen oder gar hören können, was dort geschah. Die Morgendämmerung färbte den Himmel rot. Toklo kribbelte es in den Tatzen. Der Längste Tag ist angebrochen!
Ein Vogel über ihm stieß einen Warnruf aus. Während Toklo aus seinem Unterschlupf kroch, sah er, dass sich nicht weit vom Strand entfernt etwas im Wasser bewegte. Es tanzte in den Wellen, war aber zu groß für einen Vogel. Toklo versteckte sich hinter der Kiefer und spähte zwischen den Zweigen hindurch. Was er sah, ließ ihm den Atem stocken. Aus dem Wasser kam ein Grizzly mit struppigem Fell und einem mächtigen Buckel zwischen den Schultern. Shoteka!
20. KAPITEL
Toklo
Toklo wartete im Schutz des Kiefernstamms, während Shotekas Blick über den Strand wanderte. Nach einem Augenblick unheilvoller Stille riss der Grizzly das Maul auf und brüllte: »Komm raus!«
Toklos erster Instinkt war, sich zu verstecken. Aber er wird mich finden, schoss es ihm durch den Kopf . Die Insel ist klein und er kann mich wittern.
»Komm raus, du Feigling!«, brüllte der mächtige Grizzly erneut.
Toklo trat vor. »Du dürftest gar nicht hier sein«, zischte er Shoteka an. »Ich sollte allein sein.«
Er blickte hinaus auf die Wellen. Vielleicht beobachteten ihn Oka und Tobi noch und sprachen ihm Mut zu. Ihr sollt stolz auf mich sein, versprach er, als er sich dem großen Bären entgegenstellte. »Was willst du?«, fragte er.
Shoteka stieß ein verächtliches Schnauben aus. »Glaubst du etwa wirklich, du kannst die Fische zurückbringen? Ein unnützer, schwacher Bär wie du?«
»Ich bin nicht schwach!«, knurrte Toklo.
»Schwache Bären sollte man töten«, fuhr Shoteka fort, als hätte er ihn gar nicht gehört, »ehe sie uns alle schwächen. Ich weiß nicht, warum sich deine Mutter die Mühe gemacht hat, dich zu beschützen. Sie war ja selbst auch schwach, denn sie konnte nicht einmal richtig für dich sorgen!«
Toklo spürte den Zorn in sich wie einen gleißenden Feuerball. »Oka hat ihr Bestes gegeben«, knurrte er.
»Wenn das das Beste war …«, spottete Shoteka.
Das war zu viel. Toklo stieß ein Brüllen aus und stürzte über den Kiesstrand. Der Überraschungsmoment verschaffte ihm einen Vorteil. Er jagte an Shoteka vorbei und kratzte ihm im Vorbeilaufen die Flanke auf, ehe sein Gegner wusste, wie ihm geschah.
Als Toklo herumwirbelte, um erneut anzugreifen, sah er, dass sich Shoteka auf die Hinterbeine erhob und mit den Pranken die Luft durchpflügte. Er brüllte so laut, dass zwei große weiße Vögel von einem Baum hinter Toklo erschreckt aufstoben. Einen Herzschlag lang zögerte er: Dieser Bär war doppelt so groß wie er! Seine Beine glichen Baumstämmen und sein Körper war fast so mächtig wie ein Feuerbiest.
Du bist kleiner, aber du bist schneller, flüsterte Okas Stimme in Toklos Kopf.
Shoteka blickte voller Wut auf Toklo herab, bereit, sich auf ihn zu stürzen und ihn wie einen Käfer zu zerdrücken. Toklo schoss nach vorn, duckte sich zwischen den Pranken hindurch und zerkratzte Shoteka den ungeschützten Bauch. Der Grizzly brüllte auf und Toklo sprang rasch beiseite. Er spürte, wie sich scharfe Zähne in sein Nackenfell bohrten. Shoteka hob ihn hoch, schüttelte ihn wie einen Hasen und schleuderte ihn dann auf die Steine. Toklo blieb betäubt liegen und rang nach Luft. Doch schon durchbohrte ihn der nächste Schmerz, denn Shotekas Krallen zerkratzten ihm Schulter und Flanken.
Nur noch verschwommen sah er den
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