Seekers - Am Großen Bärensee - Hunter, E: Seekers - Am Großen Bärensee - Seekers, Great Bear Lake
wurde von Gebrüll durchbrochen, und als Kallik sich umdrehte, sah sie Taqqiq und seine Freunde am Rand der Menge miteinander ringen. Ein älterer Bär brummte sie verärgert an, doch sie hörten nicht damit auf.
Als am Horizont der glitzernde Rand der Sonne auftauchte, richtete sich Siqiniq auf dem Felsen auf und hob eine Tatze. »Sonne, wir heißen dich an diesem Längsten Tag willkommen«, begann sie mit weithin vernehmbarer Stimme. »Nun höre meine Worte: Deine Herrschaft neigt sich dem Ende zu. Mit jedem Tag wird von nun an die Dunkelheit früher zurückkehren und sie wird Schnee mitbringen und das geschmolzene Wasser erstarren lassen. Die Eisbären können wieder dorthin gehen, wo sie Beute finden.«
Ein Seufzen ging durch die Bärenmenge. Das Eis konnte gar nicht früh genug zurückkehren, um ihren Hunger zu stillen.
»Bärengeister«, fuhr Siqiniq fort, »bringt die Dunkelheit zurück, damit ihr wieder am Himmel leuchten könnt und wir euch in unserer angestammten Heimat auf dem Eis die Ehre erweisen können.«
Siqiniq verstummte, und alle Bären warteten, bis die gesamte Sonnenscheibe am Horizont zu sehen war. Kallik hörte Taqqiq und seine Freunde immer noch raufen. Seid doch einfach still!, dachte sie wütend. Mir ist es egal, ob ihr glaubt, was Siqiniq sagt, aber die anderen Bären haben das Recht, ihr zuzuhören.
Als die Sonne aufgegangen war, neigten alle Bären den Kopf vor ihr. Kallik tat es ihnen nach und erschauderte vor Ehrfurcht, weil sie die Wiederkehr des Eises und die Macht der Bärin Siqiniq miterleben durfte, die sogar der Sonne befehlen konnte.
Dann löste sich die Versammlung langsam auf. Die Bären kehrten zurück zu ihren Schlafplätzen oder gingen den Strand entlang, um im Dickicht nach Nahrung zu suchen. Einige von ihnen wateten in den See und hielten hoffnungsvoll nach ein paar Fischen Ausschau. Kallik merkte, wie hungrig sie war, und gesellte sich zu ihnen. Sie fragte sich, ob sie es wohl vor Taqqiq und den anderen verbergen konnte, wenn sie tatsächlich etwas fing.
Ihr Bruder und seine Freunde balgten immer noch miteinander. Sie platschten lautstark durchs Wasser, ohne überhaupt einen Fisch fangen zu wollen.
»He!«, rief einer und löste sich aus dem Getümmel. »Da ist Namak mit einem Fisch. Kommt, den holen wir uns!« Er deutete auf einen erheblich älteren Bären, der mit einem Fisch im Maul langsam aus dem Wasser kam.
Die Jungbären rannten hinter dem älteren Bären her. Sie kreisten ihn ein, stießen ihn von allen Seiten und schlugen mit den Krallen nach ihm. Vergeblich versuchte Namak, sich an ihnen vorbeizuschieben, doch sie ließen ihn nicht durch. Als er sie wütend anbrüllte, fiel ihm der Fisch aus dem Maul.
Sofort stürzten sich die vier Bären auf die Beute, rissen sie in Stücke und schlangen sie herunter, bis nichts mehr übrig war. Namak sah ihnen mit gefletschten Zähnen zu, konnte aber nichts ausrichten. Er ließ den Kopf hängen und watete wieder ins Wasser.
»So ist es richtig, altes Robbenhirn!«, rief ihm einer der Jungbären hinterher. »Fang uns noch einen!«
Wütend und entmutigt wandte Kallik dem See den Rücken zu. Sie wollte keinen Fisch fangen, nur um Taqqiq und seine schrecklichen Freunde zu füttern. Stattdessen begab sie sich in das Dickicht oberhalb des Strandes, wo einige Bären Blätter und Beeren fraßen. Kallik fand einen Strauch, an dem sie in Ruhe Laub knabbern und sich vorstellen konnte, dass es saftiger Fisch sei. Sie wollte gerade das erste Maulvoll Blätter herunterschlucken, als sie hinter sich Stimmen hörte. Sie erstarrte, als sie erkannte, dass sich Taqqiqs Freunde näherten.
»Hier ist es gut. Kein Bär wird uns hören.«
Kallik spähte hinter dem Busch hervor. Ein paar Bärenlängen entfernt rissen die vier jungen Bären Äste ab, um Platz zu schaffen und sich niederzulassen. Sie bissen ein paar Blätter ab, nur um sie mit einem angewiderten Schnauben wieder auszuspucken.
»Das schmeckt schlimmer als Faulfutter«, beschwerte sich einer.
»Das kannst du laut sagen, Manik«, erwiderte ein anderer. »Das ist nichts für Bären.«
»Jammern nützt auch nichts, Iqaluk. Wenn uns nichts einfällt, werden wir verhungern«, knurrte ein dritter Bär. Er war größer als die anderen, hatte breite Schultern und ein schmales Gesicht. »Irgendwo muss es doch etwas zu fressen geben. Wenn wir es nicht selbst fangen können, müssen wir es uns eben nehmen.«
»Aber woher, Salik?«, wollte Taqqiq wissen. »Die klapprigen Bären
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