Seekers - Die Suche beginnt - Hunter, E: Seekers - Die Suche beginnt
aus nicht gesehen werden konnte. Er schlich sich vorsichtig voran bis zu einer etwas lichteren Stelle und riskierte einen Blick zum Wasser hinunter. Keine drei Bärenlängen von ihm entfernt stand eine Braunbärin mit ihren zwei Jungen im seichten Wasser. Die Jungen rangen miteinander, spritzten herum und tauchten sich gegenseitig unter.
»Meine Kleinen«, schalt die Mutter sie sanft, »das ist jetzt nicht der richtige Moment zum Spielen. Passt auf, was ich euch zeige.«
Das größere, dunklere Junge setzte sich gehorsam hin, das kleinere jedoch, dessen Fell um die Schulter herum eine helle Färbung besaß, konnte der Versuchung nicht widerstehen, seinen Bruder noch ein letztes Mal nass zu spritzen.
»Hört auf und schaut jetzt her«, wies die Bärin sie zurecht. Sie schritt durchs Wasser, bis sie eine Stelle gefunden hatte, an der ein paar große Steine die Strömung direkt zwischen ihren Tatzen hindurchleiteten. Dort stellte sie sich auf, den Kopf lauernd gesenkt, und wartete. Und es dauerte nicht lange, dann schlug sie zu. Als sie den Kopf wieder aus dem Wasser zog, zappelte ein fetter Lachs zwischen ihren Zähnen. Sie schüttelte ihn heftig, bis er sich nicht mehr regte. Dann trug sie die Beute zu ihren Jungen.
»Der Trick ist, erst zu schauen, bevor man losspringt«, erklärte sie, nachdem sie den Fisch neben ihnen abgelegt hatte. »Nicht dorthin zielen, wo ihr den Fisch seht, sondern auf den Punkt, zu dem er unterwegs ist, denn bis ihr gelandet seid, ist er ja schon ein Stück weiter. Nehmt euch einen Moment Zeit, es genau zu berechnen, denn sobald ihr losschlagt, spritzt euch das Wasser in die Augen, und ihr müsst euch auf eure Tatzen verlassen, um den Fisch zu finden und festzuhalten.«
Toklo spitzte die Ohren. Daran hatte er nicht gedacht. Er war immer einfach losgesprungen, sobald er eine Bewegung wahrgenommen hatte. Woher sollte er so etwas auch wissen? Oka hätte es ihm beibringen müssen.
Die Jungen planschten durch das seichte Wasser, jagten hinter ihrer Mutter her und versuchten es ihr nachzumachen. Das kleinere Junge, ein Bärenmädchen, schlug immer wieder voller Eifer, aber vergeblich ins Wasser. Toklo sah, dass sie noch nicht genügend Geduld für diese Aufgabe hatte. Genau wie er sprang sie los, ohne vorher nachzudenken, was nur dazu führte, dass sie sich und ihren Bruder mit Wasserfontänen bespritzte.
Das größere Junge aber stand ruhig da und starrte konzentriert ins Wasser. Toklos Tatzen prickelten vor Anspannung beim bloßen Zusehen, und er spürte, wie jedes Fellhaar seines Körpers in nervöser Vorerwartung zitterte. Als der Bärenjunge schließlich zuschlug und mit einem Fisch im Maul wieder aus dem Wasser auftauchte, hätte Toklo am liebsten laut gejubelt. Er hatte es geschafft! Er hatte einen Fisch gefangen!
»Gut gemacht, Fochik!«, lobte ihn seine Mutter. »Das war großartig.«
»Wow«, sagte auch seine kleine Schwester anerkennend und hüpfte um ihren Bruder herum. »Vielleicht wird aus dir ja doch ein guter Jäger?«
Fochik trug seine Beute zum Flussufer. Mit der Schnauze schob er den Lachs auf ein paar Steine, wo das Wasser nicht hinreichte. Toklo kniff die Augen zusammen und dachte nach. Er konnte diesen Fisch stehlen. Die Jungen waren kleiner als er, er brauchte also keine Angst vor ihnen zu haben, falls sie sich ihm in den Weg stellten. Mit der Bärenmutter verhielt es sich natürlich anders, aber sie stand weit weg im Fluss und beobachtete die Strömung. Toklo konnte schon halb über alle Berge sein, bevor sie überhaupt etwas mitbekam. Es war ja nicht so, dass diese Bärenjungen Hunger leiden mussten, wenn er den Fisch klaute. Die Bärenmutter würde einfach ein paar neue fangen. Er aber hatte keine Mutter, also brauchte er diesen Fisch viel dringender.
Er schlich durch das schattige Dickicht, bis er weniger als eine Bärenlänge vom Ufer entfernt war.
»Ach, komm!«, hörte Toklo das Bärenmädchen ihrem Bruder zurufen. »Lass mich doch einmal probieren. Nur ein kleines Stück!«
»Fang dir doch selbst einen, Aylen!«, entgegnete ihr Bruder gutmütig. »So schwer ist das nicht. Oder kannst du das nicht?«
»Natürlich kann ich das! Ich brauch nur vorher eine kleine Stärkung. Ein einziges Mal abbeißen!«
Fochik wandte den Kopf, um seine Schwester wegzuschieben. In diesem Moment schoss Toklo aus dem Gebüsch hervor, war mit einem Satz heran und hatte den Fisch zwischen den Zähnen.
»Hey!«, schrie Aylen. »Halt! Das ist unserer!«
»Mutter!«, heulte
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