Seekers - Die Suche beginnt - Hunter, E: Seekers - Die Suche beginnt
direkt auf das Feuerbiest zu. Den Kopf gesenkt, warf er sich ihm in die Seite. Es gab ein hohles, schallendes Geräusch. Das Feuerbiest taumelte, fiel aber nicht um. Der Eisbär richtete sich hoch auf und ließ beide Vorderpranken auf das Feuerbiest niedersausen. Seine Krallen schrammten laut quietschend über dessen Seite, sodass Kallik zusammenzuckte. Sie sah, dass er sich dabei ein paar seiner Krallen ausriss und sein Fell sich rot färbte. Sie konnte sein Blut in der Luft riechen.
Das Feuerbiest schlug nicht zurück. Stattdessen kroch es eilig davon, wobei es lange, tiefe Spuren im Sand zurückließ. Der Bär sank wimmernd zu Boden.
Einige der Bären hatten sich erhoben und wanderten über den Strand in dieselbe Richtung wie das weiße Feuerbiest. Keiner von ihnen hatte auch nur einen flüchtigen Blick für den verletzten alten Bären übrig. Kallik fragte sich, wo sie hinwollten. Sie blickte sich um, bis sie Purnaq entdeckte, der sich an einem Wasserlauf niedergelassen hatte, um zu trinken.
»Hallo«, sagte Kallik schüchtern. Er riss den Kopf hoch und starrte sie unfreundlich an. »Ich folge dir nicht«, beeilte sie sich zu sagen. »Ich wollte nur kurz wissen, wo die anderen Bären hingehen.«
Purnaq nickte in die Richtung, die das weiße Feuerbiest eingeschlagen hatte. »Wenn du dort immer weitergehst, kommst du in ein Revier, in dem die Krallenlosen ihre Höhlen haben.« Nach kurzem Zögern fügte er hinzu: »Wenn man Glück hat, kann man dort auch etwas zu fressen kriegen, aber man muss sich vor ihnen in Acht nehmen.«
»Gehst du auch dorthin?«, wollte Kallik wissen.
Purnaq zog die Schultern hoch und betrachtete seine Tatzen. »Ich habe mich noch nicht entschieden.«
Kallik hatte das Gefühl, dass er das nur sagte, damit sie ihm nicht hinterherlief. »Na gut«, sagte sie. »Jedenfalls vielen Dank.«
»Hrm«, murmelte er und wandte sich wieder dem Wasser zu.
Kallik tappte in die entgegengesetzte Richtung, zum Meer hin. Sie bewegte sich möglichst unauffällig, ohne sich umzublicken. Doch als sie an einer Gruppe von Felsblöcken vorbeikam, versteckte sie sich dahinter, um Purnaq zu beobachten. Er hatte den Bach überquert und wandte sich zielstrebig landeinwärts, in dieselbe Richtung, die das weiße Feuerbiest genommen hatte.
Kallik kam aus ihrem Versteck und schlich ihm in sicherem Abstand nach. Es war für sie die beste Möglichkeit, zu den Höhlen der Krallenlosen und den Nahrungsquellen, die sich dort befanden, zu gelangen. Und falls Taqqiq davon gehört hatte, dass man an diesem Ort etwas zu fressen finden konnte, dann war er vielleicht auch dahin unterwegs.
20. KAPITEL
Lusa
Lusa sah, wie die Fütterer Oka fortschafften. Vorher hatten sie die Grizzlybärin mit demselben knallenden Stock schläfrig gemacht, den sie auch bei Ashia benutzt hatten. Vermutlich würde Lusa sie nie wiedersehen. Sie hoffte nur, dass Oka dort, wo sie jetzt hinging, Tobi finden würde.
Ihr Fell begann zu kribbeln, als sie an das Versprechen dachte, das sie Oka gegeben hatte. Sie hatte keine Vorstellung, wie sie aus dem Bärengehege hinauskommen oder wie sie, ganz auf sich gestellt, überleben sollte. Aber irgendwie musste es gehen. Irgendwo dort draußen war Toklo, allein und überzeugt davon, dass seine Mutter ihn nicht liebte. Er brauchte sie, Lusa, um die Wahrheit zu erfahren.
»Verrücktes, altes Fellungetüm«, sagte Yogi, der sich von hinten näherte. »Ich bin froh, dass sie weg ist.«
»Also ich nicht«, sagte Lusa traurig. »Oka war nicht verrückt. Sie hat nur einige sehr schlimme Sachen erlebt.«
»Pffft«, grunzte Yogi. »Vielleicht vergisst du das ganze blöde Gerede über die Wildnis jetzt mal wieder und spielst lieber ein bisschen mit mir.«
»Yogi, es gibt ein paar Dinge, die wichtiger sind als Spielen.« Lusa versuchte, möglichst erwachsen zu klingen.
»Was denn zum Beispiel?« Yogi sah sie an, als befürchte er, sie könne ebenfalls verrückt geworden sein. »Die Nase in die Wolken stecken und von Orten träumen, an die man niemals gelangen wird?«
»Aber ich werde dorthin gelangen!«, platzte es aus Lusa heraus. »Ich habe es Oka versprochen. Ich werde das Bärengehege verlassen und in die Wildnis gehen, um Toklo zu suchen, ihr verlorenes Junges.«
Yogi schnaubte. »Das ist sehr komisch, Lusa! Das möchte ich sehen – Klein-Lusa ganz allein in der Wildnis!«
»Warum nicht?«, rief Lusa. »Ich könnte für mich selbst sorgen! Und ich werde Toklo finden und mithelfen, dass auch für ihn
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