Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seekers - Die Suche beginnt - Hunter, E: Seekers - Die Suche beginnt

Seekers - Die Suche beginnt - Hunter, E: Seekers - Die Suche beginnt

Titel: Seekers - Die Suche beginnt - Hunter, E: Seekers - Die Suche beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
Vom Netzwerk:
Steine rollten unter Toklos Tatzen davon, was das Gehen erschwerte, und die Strömung zerrte an seinem Fell, sodass sie nur langsam vorankamen. Toklo hoffte, dass sein Ablenkungsmanöver ausreichte, damit die Hunde ihre Fährte verloren. Falls ihre Verfolger jedoch errieten, welchen Weg sie genommen hatten, würden sie ihnen schnell wieder auf den Fersen sein.
    Er hörte die Hunde hinter sich, aber ihr wütendes Bellen wurde schon leiser. Gut, offenbar hatten sie tatsächlich die Witterung verloren. Toklo lief weiter, bis die Geräusche ganz verstummt waren, dann stieg er ans Ufer und schüttelte sich. Sie befanden sich auf dem Grund einer Schlucht mit steilen Felshängen. Das verwundete Bärenjunge atmete schwer, sein Kopf hing tief und die Blutung an seiner Schulter war sogar noch stärker geworden. Toklo erkannte, dass es keinen Schritt mehr weitergehen konnte.
    Er suchte die Umgebung ab, bis er auf halber Höhe im Hang ein dunkles Loch fand. Toklo leitete das Bärenjunge auf den Pfad und schob es mit der Nase voran, bis es stolpernd und kriechend das Loch erreichte. Die Höhle hatte einen flachen, sandigen Boden und war gerade groß genug, dass zwei Bären sich darin ausstrecken konnten.
    Das Bärenjunge wankte nach drinnen und sank schweratmend nieder. Toklo blieb lauschend am Eingang stehen. Es war nichts zu hören von den Glattpelzigen, ihren Rauchstöcken oder den Hunden. Vorerst waren sie in Sicherheit. Obwohl er natürlich gar nicht erst in Gefahr geraten wäre, hätte dieses Bärenjunge auf seiner Flucht nicht ausgerechnet vor seinem Gebüsch Halt gemacht. Toklo knöpfte sich den Verwundeten vor.
    »Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?«, fuhr er ihn an. »Weißt du nicht, dass man sich von den Glattpelzigen fernhält? Hast du sie nicht rechtzeitig gewittert?«
    Das Bärenjunge vergrub die Nase unter seinen Tatzen und antwortete nicht.
    »Was ist los?«, fragte Toklo. »Haben sie auch deine Zunge getroffen mit ihren Rauchstöcken?«
    Das Junge rollte sich auf die Seite, die Augen fest geschlossen.
    »Großartig«, murmelte Toklo und stapfte aus der Höhle. »Ja, alles klar, fast wäre mir die Haut abgezogen worden beim Versuch, deine zu retten. Aber kein Problem. Gern geschehen.«
    Er kletterte weiter bis zum oberen Ende des Steilhangs, wo dornige Büsche und gelber Löwenzahn zwischen den Felsen wuchsen. Da sein hungriger Magen mal wieder lautstark rumorte, machte er sich schnuppernd auf die Suche nach irgendwelchen Wurzeln. Die Sonne hatte noch nicht die Mitte des Himmels erreicht, wenn er also jetzt etwas fraß, um bei Kräften zu bleiben, konnte er es bis Anbruch der Nacht zum Bärenschnauzenberg schaffen.
    Ein zarter Duft von Kaninchen schwebte an seiner Nase vorbei. Toklo hielt inne, spürte dem Geruch nach und kroch dann auf ein Gewirr von abgestorbenen Zweigen zu, das in besseren Zeiten einmal ein richtiger Busch gewesen sein mochte. Gerade als er sich bis auf Armeslänge genähert hatte, kam etwas Braunes, Pelziges unter dem Geäst hervorgeschossen und Toklo schlug zu.
    Jawohl! Seine Krallen bohrten sich in das Fleisch, er packte das Kaninchen fest mit den Zähnen und schüttelte es, bis er sicher sein konnte, dass es tot war. Er riss einen Bissen Fleisch heraus und schlang ihn hinunter.
    Vor seinem inneren Auge erschien das Bild des mageren Bärenjungen, wie es zusammengerollt und blutend auf dem Höhlenboden lag.
    »Ich schulde ihm nichts«, sagte sich Toklo. »Seinetwegen wäre ich fast gestorben.«
    Aber da war etwas an dem fremden Bären, das Toklo an Tobi erinnerte, das Schwächliche, Erschöpfte, halb Verhungerte … Anders als früher hatte Toklo diesmal richtige Nahrung, die er teilen konnte.
    Seufzend hob er das Kaninchen mit den Zähnen auf und stapfte zurück zum Klippenrand. Die warme Beute hing aus seinem Maul heraus, während er sich vorsichtig an den steilen Abstieg machte.
    Als er in die Höhle zurückgekehrt war, legte er das Kaninchen neben das Bärenjunge. »Ich habe was zu fressen gefunden«, verkündete er.
    Der andere Bär drehte sich um, kehrte Toklo den Rücken zu und antwortete nicht.
    »Na toll«, grummelte Toklo. »Dann fress ich’s eben selbst.« Was war denn los mit diesem Jungen? Tobi hatte immerhin noch sprechen können.
    Toklo riss einen großen Bissen aus dem Kaninchen, entschlossen, das ganze Ding allein zu vertilgen. Aber dann fielen ihm die Rippen des Bärenjungen ins Auge, die sich durch das dünne Fell abzeichneten, und mit einem missmutigen Knurren

Weitere Kostenlose Bücher