Seekers - Die Suche beginnt - Hunter, E: Seekers - Die Suche beginnt
der nach vergammeltem Essen roch. Einige dieser Gerüche waren ziemlich verführerisch. Ihr Magen brüllte vor Hunger. Aber dies war jetzt nicht der rechte Augenblick, um auf Futtersuche zu gehen.
Die Flachgesichter gingen vorbei, ohne sie zu bemerken. Als sie außer Sicht waren, folgte Lusa dem grauen Pfad, blieb aber auf dem Grasboden daneben, damit ihre Krallen nicht über den harten Stein kratzten. Am Ende des Pfads entdeckte sie den hohen Zaun. Dahinter konnte sie die Umrisse von Flachgesichterhöhlen erkennen, die von ihren Feuerkugeln beleuchtet wurden. Ein breiter Pfad erstreckte sich entlang der anderen Zaunseite, von dem weitere Pfade abzweigten, die zwischen den Höhlen hindurchführten.
Lusa blickte sich um und schnupperte. Da es hier so viele Düfte von Flachgesichtern gab, brauchte sie eine Weile, um sich davon zu überzeugen, dass keins von ihnen in der Nähe war oder sich in ihre Richtung bewegte. Dann aber lief sie zum Zaun, hakte ihre Krallen in das Metallgeflecht und begann zu klettern.
Während sie sich nach oben hievte, dachte sie an die Bären, die sie im Gehege zurückgelassen hatte. Wahrscheinlich würde sie sie nie wiedersehen, würde nie wieder mit Yogi auf dem Berg herumtollen, nie wieder mit Ashia so tun, als schlichen sie durch die Wildnis, und nie wieder Stellas Geschichten lauschen. Auch Opa Griesgram würde sie nie wieder auf seiner Seite des Zauns knurren hören. Ihr pochte das Herz, und ihre Beine begannen zu zittern, sodass sie sich angestrengt am Zaun festhalten musste, um nicht herunterzufallen. Sie war im Begriff, ihre Familie zu verlassen, ihre besten Freunde und alles, was ihr vertraut war, und das nur wegen eines Versprechens an eine Bärin, die sie kaum kannte.
Dann dachte sie an Toklo, dort irgendwo hinter dem Berg, den drei Seen und dem toten Wald, von denen Oka gesprochen hatte. Sie stellte sich vor, wie er allein umherzog, überzeugt davon, dass seine Mutter ihn hasste. Sie dachte an Okas letzte Worte und wusste, dass sie alles tun würde, was in ihrer Macht stand, um ihr Versprechen zu halten.
Sie erreichte das obere Ende das Zauns in dem Moment, als die Wolken auseinanderrissen. Als sie zum Himmel hinaufblickte, begegnete ihr das tröstliche Blinken des Bärenwächters. Die anderen Mitglieder ihrer Familie würden niemals solch ein großes Abenteuer erleben. Sie würden für den Rest ihres Lebens von immer denselben Mauern, denselben Bäumen, denselben »Bergen« umgeben sein. Lusa aber würde staunenswerte Dinge sehen. Sie würde die Welt entdecken!
Zwar fürchtete sie sich auch, aber der Bärenwächter hatte ein Auge auf sie. Sie war nicht allein.
21. KAPITEL
Toklo
Erschöpft und keuchend machte Toklo Halt, um sich und seinen Tatzen ein wenig Erholung zu gönnen. Die Sonne brannte seit Tagen auf ihn nieder. Mitunter wurde es so heiß, dass er vorübergehend Schutz unter schattigen Bäumen mit tiefhängenden Ästen suchen musste.
Etwas Abkühlung fand er auch, wenn er seinen Weg im Fluss fortsetzte und sich das Wasser um die Beine spülen ließ. An manchen Tagen wand der Fluss sich träge zwischen hohen Bäumen hindurch, dann wieder brauste er wild durch eine Schlucht mit steilen Hängen zu beiden Seiten. Toklo hatte beschlossen, dem Fluss bis zum Ende des Tals zu folgen und dabei einen Bogen um den Berg zu machen, von dem er kürzlich vertrieben worden war. Er konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass Tobis Seele im Fluss anwesend war und ihn auf seiner Reise begleitete. Davon abgesehen waren Gewässer aber auch gemeinsames Revier. Toklo war der Meinung, dass er nicht so leicht Ärger mit anderen Bären bekäme, solange er sich in der Nähe dieses Flusses aufhielt.
Der Fluss führte in ein weiteres Tal, das von steilen, schneebedeckten Bergen umgeben war. In der Ferne konnte Toklo noch immer den Bärenschnauzenberg sehen, der höher war als die anderen Gipfel und die Nase hochreckte, um an den Wolken zu schnuppern. Der Geruch von Beeren und Wurzeln war hier stärker und anstelle von Wald gab es in diesem Tal viele Büsche und größere Grasflächen. Plötzlich drangen unbekannte Gerüche zu ihm und er hörte Geschnatter wie von Vögeln, nur weniger schrill. Toklo erklomm eine felsige Böschung und erblickte einen Schwarzpfad vor sich, der den Fluss überquerte.
Neben dem Wasser, fast unterhalb des Schwarzpfads, waren einige seltsame Tiere versammelt, die Toklo noch nie gesehen hatte. Sie sahen ein bisschen wie Bären aus, standen auf dünnen
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