Seekers - Feuer im Himmel - Band 5
als im Loch plötzlich ein brauner Kopf auftauchte. Eine Robbe!
Mit ausgestreckten Krallen stürzte sich Kallik auf sie – doch sie hieb ins Leere. Sie war nicht schnell genug gewesen! Eine Flosse klatschte ihr noch gegen die Tatzen, aber dann verschwand die Robbe wieder im Wasser.
Enttäuschung wallte in ihr auf. »Sieh nur, was du angerichtet hast!«, fauchte sie und wirbelte zu Toklo herum.
»Was ich angerichtet habe?«, bellte er. » Du warst doch zu langsam!«
»Du hast mich abgelenkt!«, knurrte sie und ging drohend auf ihn zu. »Jetzt dauert es ewig, bis wieder eine Robbe hochkommt!«
»Du hast gesagt, das Eis wäre dein Zuhause und du wüsstest, wie man hier jagt. Aber du weißt es doch gar nicht! Du kannst überhaupt nicht jagen!«
»Nicht, wenn du dauernd herummeckerst und die Beute verscheuchst!«, brüllte Kallik.
»Beute«, spottete Toklo. »Was gibt es hier draußen denn schon? Wir können schließlich nicht vom Schnee leben, oder? Es ist ja nicht zu übersehen, dass du uns nicht ernähren kannst, wie ich das an Land getan habe.«
Am liebsten hätte Kallik ihm den selbstgefälligen Ausdruck aus dem Gesicht gekratzt. Sie marschierte auf Toklo zu, bis sie Nase an Nase dastanden und einander wutentbrannt anfunkelten. Kallik hob den Kopf. Sie war mittlerweile größer als Toklo, obwohl er breitere Schultern hatte, und zweifelte nicht daran, dass sie ihn im Kampf besiegen konnte.
Vielleicht war es das, was er brauchte? Vielleicht musste ihm mal jemand Verstand in seinen dicken Schädel klopfen? Vielleicht hörte er dann endlich mit der Motzerei auf und sah ein, dass sie sich in ihrer Welt auskannte.
Sie knurrte laut und drohend, ebenso wie Toklo. Ihre Krallen gruben sich in den Schnee, bereit zuzuschlagen. Wenn er einen Kampf wollte, sollte er ihn haben.
4. KAPITEL
Toklo
»Du wagst es, mir die Schuld zu geben?« Toklo konnte Kalliks Atem riechen, kaum eine Schnauzenlänge von seiner Nase entfernt. Kalliks schwarze Augen blitzten vor Wut. »Es ist doch deine Schuld, dass wir jetzt nichts zu fressen haben, nicht meine!«
Er spannte die Muskeln an und machte sich bereit. Wenn sie auf ihn losging, würde er sich wehren. Das würde ihn wenigstens von seinem knurrenden Magen ablenken. Er öffnete das Maul und fletschte die Zähne.
»Toklo, beruhige dich.« Ujurak schleuderte eine Tatze voll Schnee zwischen die beiden und zwang Toklo einen Schritt zurück. Er klang genau wie Oka, wenn sie mit Tobi und Toklo geschimpft hatte, weil sie sich um Beute stritten. »Kallik weiß, was sie tut.«
»Ach, wirklich? Das sieht mir aber nicht danach aus!«, fauchte Toklo.
»Hier draußen hat Kallik das Kommando«, erklärte Ujurak mit fester Stimme. »Nicht du.« Er nickte zu der Eisbärin hin. »Wir müssen alle auf sie hören.«
Toklo tat noch einen Schritt zurück, doch sein Nackenfell blieb gesträubt. »Ich habe nicht angefangen! Sie war es!«
»Und du bist nichts als ein kindisches kleines Robbenhirn, das die Beute vertreibt!«, gab Kallik zurück.
Toklo richtete sich auf und wollte schon losbrüllen, als Ujurak mit der Tatze auf das Eis hieb. »Das reicht! Wenn wir hier keine Robbe fangen können, müssen wir weitergehen.« Er drehte den beiden das Hinterteil zu und marschierte los. »Komm mit, Lusa.«
Kallik schnaubte, warf Toklo einen verächtlichen Blick zu und trottete hinter Ujurak her. Lusa schüttelte sich und sprang auf die Tatzen. Sie stupste Toklo mit der Nase in die Seite. »Es wird alles gut«, beschwichtigte sie ihn. »Wenn wir Beute machen, geht es dir gleich besser.«
» Wenn wir Beute machen«, brummte Toklo.
Kallik schwang den Kopf herum und starrte ihn an. »Warum fängst du uns nichts, wenn du dich für so schlau hältst?«
»Vielleicht mache ich das auch!«, versetzte Toklo.
Kallik marschierte davon, die Nase in die Luft gereckt.
Toklo betrachtete die Blasen im Eis. Ein Knurren kam aus seiner Kehle. Er sah keine Geister, sondern nur Schatten, die ihm jede Hilfe verweigerten. Die würden ihn bestimmt nicht leiten. Er trottete los, immer über den Schnee, damit er nicht ausrutschte. Bald wurden seine Schritte länger und schneller, bis er schließlich galoppierte. Er jagte an Kallik und Ujurak vorbei, die nichts dazu sagten, dass er die Führung übernahm. Pah! Wahrscheinlich hatten sie sowieso keine Ahnung, wo es überhaupt hinging.
Unsicherheit erfasste ihn. Wie sollte er hier draußen jagen? Das Eis sagte ihm nichts. An Land konnte er Tatzenspuren folgen oder zerdrückten
Weitere Kostenlose Bücher