Seekers - Feuer im Himmel - Band 5
zu«, fing sie an. »Ich weiß, du möchtest, dass ich euch führe, aber ich weiß nicht, wo wir hinmüssen.« Ihr Selbstvertrauen war durch die gescheiterte Jagd schwer erschüttert. Sie musste ihn um Hilfe bitten. Sie konnte nicht so tun, als hätte sie alles im Griff. »Ich meine, wonach suchst du?«, fuhr sie fort. »Ein Eisbär wandert normalerweise kreuz und quer über das Eis, frisst Robben und schläft in Schneehöhlen, bis der Feuerhimmel zurückkehrt. Ich habe keine Ahnung, wonach wir suchen und wie ich euch dorthinführen soll.«
Sie senkte den Kopf. Nach ihrer Beichte ging es ihr besser, obwohl es ihr wehtat, ihre Freunde so zu enttäuschen.
Ujurak sah sich nachdenklich um. »Das ist schon in Ordnung«, sagte er mit seiner versonnenen Stimme. »Ich gebe mir Mühe, die Zeichen zu lesen.« Er entfernte sich ein paar Schritte von den anderen und musterte den Himmel und den Schnee.
Toklo schnaubte. »Schon wieder Zeichen. Ich brauche keine blöden Zeichen. Ich weiß genau, wo wir hinmüssen: zur nächsten Robbe!«
Kalliks Angst und Enttäuschung kochten über, und sie wollte Toklo schon anfahren, als sie bemerkte, dass Lusa neben ihnen wieder eingeschlafen war. Besorgt stupste Kallik sie in die Seite, bis die kleine Schwarzbärin langsam die Augen öffnete.
»Lusa, was ist denn?«, fragte sie. »Stimmt etwas nicht?«
Toklo kam herbei und betrachtete Lusa nachdenklich.
»Ich … ich ruhe mich nur aus«, brummte Lusa schlaftrunken und richtete sich mühsam auf. »Es geht mir gut. Ihr müsst euch, äh … keine Sorgen machen.« Seufzend legte sie den Kopf wieder in den Schnee.
»Lusa, uns brauchst du doch nichts vorzumachen«, bat Kallik sanft. »Bitte, sag uns, was dir fehlt.«
»Es tut mir leid«, erwiderte Lusa mit schwacher Stimme. »Ich bin nur … ich bin nur so schrecklich müde.« Sie legte eine Tatze über die Nase. »Und ich habe Bauchweh«, wimmerte sie. »Entschuldige, Kallik, aber ich glaube, das ist das Robbenfleisch, das wir gestern Abend gefressen haben. Ich vertrage eben am besten Beeren.«
Kallik blickte Lusa voller Sorge an. Die Worte der Schwarzbärin klangen undeutlich, als hätte sie Wasser im Maul, und die Augen fielen ihr beim Sprechen zu. Dabei schlief sie genauso viel wie die anderen, manchmal sogar mehr. Auf dem Eis legten sie auch nicht so weite Strecken zurück, wie sie es an Land getan hatten. Kallik begriff nicht, warum Lusa so müde war.
»Es ist alles gut«, erklärte Kallik tröstend. »Ruh dich einen Moment aus. Wir wecken dich, wenn wir losgehen.«
»Danke.« Lusa stieß einen Seufzer aus und schloss die Augen. Einen Augenblick später schlief sie schon wieder tief und fest.
Als Kallik aufsah, begegnete sie Toklos beunruhigtem Blick. »Glaubst du, sie ist krank?«, fragte sie. In diesem Augenblick kam auch Ujurak wieder zurück. Er blickte erstaunt auf das schlafende Bündel aus schwarzem Fell.
»Kann sein.« Toklo grub die Krallen in den Schnee. »Aber ich weiß nicht, was wir tun können. Es sei denn … Ujurak, kannst du Lusa helfen?«
Ujurak schüttelte den Kopf. »Hier draußen gibt es keine Kräuter. Selbst wenn ich wüsste, was sie hat, finde ich hier keine Heilpflanzen.«
Kallik plagte ihr schlechtes Gewissen. Nisa hatte ihnen nichts über Medizin beigebracht, weil Taqqiq und sie nie krank gewesen waren. »Wenn Lusa Kräuter braucht, sollten wir zurück aufs Festland.« Sie musste sich zwingen, dies so zu sagen. Sie wollte unbedingt auf dem Eis bleiben, aber das Leben ihrer Freundin war wichtiger. »Vielleicht war es doch ein Fehler herzukommen.«
»Nein!«, erklärte Ujurak entschieden. »Wir sind hier richtig, das weiß ich. Ich kann auch nicht sagen, was als Nächstes kommt, aber nur hier draußen haben wir eine Chance, die Wildnis zu retten.« Er stand auf und schüttelte sich den Schnee aus dem Fell. »Wir müssen weiter. Die Zeichen sagen mir, dass wir hier lang müssen.« Er deutete die Richtung mit einem Nicken an und machte sich auf den Weg, ohne eine Antwort abzuwarten.
Kallik wechselte einen Blick mit Toklo. »Das ist merkwürdig, findest du nicht?«
»Ich weiß nicht.« Toklo stupste Lusa an, die sich aber nicht rührte.
»Ich meine«, sagte Kallik leise, »es ist ja nicht so, dass sich Ujurak nichts aus seinen Freunden macht, oder? Ist es nicht merkwürdig, dass er sich gar nicht um Lusa sorgt? Vielleicht stimmt mit ihm auch etwas nicht? Lusas Zustand kann ihn doch nicht kaltlassen.«
»Ich bin mir sicher, dass er sich Sorgen
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