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Seekers - Feuer im Himmel - Band 5

Seekers - Feuer im Himmel - Band 5

Titel: Seekers - Feuer im Himmel - Band 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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wälzte sich auf die andere Seite. Bis zum Sonnenaufgang würde es zwar noch eine Weile dauern, aber sie konnte sowieso nicht mehr schlafen. Sie war zu glücklich, auf dem Eis zu sein. Und nun war sie verantwortlich für die anderen. In ihren Träumen wandelte sie in Nisas Fußstapfen und kümmerte sich um Toklo, Ujurak und vor allem Lusa, als wären sie ihre Jungen.
    Sie hoffte, dass sie Ujuraks Vertrauen nicht enttäuschte und dass ihre Instinkte sie in die richtige Richtung führten.
    Vielleicht fing sie eine Robbe, während die anderen schliefen. Vorsichtig befreite sie sich aus dem Pelzknäuel und öffnete den Höhleneingang, den sie mit Schnee verschlossen hatte. Eine kalte Bö fegte hinein und Toklo brummte im Schlaf. Kallik schlich sich nach draußen und schaufelte das Loch wieder mit Schnee zu, damit die anderen es warm hatten.
    Die Nacht war sehr still und das Mondlicht schien friedlich aufs Eis. Kalliks Fell wurde zerzaust vom Wind, der ihr feinen Schnee um den Kopf wirbelte. Sie hob die Schnauze und atmete tief ein. Durch den starken, reinen Duft von Schnee und Eis witterte sie warmen Robbengeruch. Sie steuerte darauf zu und überlegte, ob sie wohl so kraftvoll und anmutig aussah, wie sie Nisa auf der Jagd in Erinnerung hatte.
    Der Geruch führte sie über kleine Schneehügel zu einer weiten Eisfläche. Aus mehreren Bärenlängen Entfernung sah Kallik das Atemloch, das sich dunkel gegen das hellgraue Eis absetzte. Vorsichtig kroch sie hin, ließ sich nieder, legte die Nase auf die Vordertatzen und wartete. Sie dachte an ihre Mutter Nisa, die geduldig gewartet und ihren Söhnen beigebracht hatte, wie wichtig es war, völlig unbewegt und lautlos zu sein. Werdet eins mit dem Meereseis, hallte Nisas Stimme in Kalliks Kopf wider. Nehmt seine Ruhe auf, dann wird euch die Robbe nicht bemerken. Ohne die anderen drei Bären in ihrem Rücken konnte sich Kallik mit allen Sinnen auf das Loch konzentrieren. Sie hätte ewig so warten, das Wasser beobachten und unterdessen von ihrer Kindheit träumen können. Die beruhigende Anwesenheit der Geister im Eis und in den Sternen drang ihr tief ins Bewusstsein und ihr Atem verlangsamte sich. So sehr war sie in Erinnerungen versunken, dass ihr fast die winzige Bewegung entging, ehe eine Robbe den schlanken braunen Kopf durch das Loch steckte. Sie sah Kallik so überrascht an, als ob sie es nicht glauben könnte, dass sie sich auf sie stürzen und ihr die Krallen in den Nacken schlagen würde. Sie spürte schon förmlich das köstliche Fett durch ihre Kehle rinnen.
    Doch zu ihrem Entsetzen schlossen sich ihre Tatzen um leere Luft. Spritzend tauchte die Robbe ab. Kallik hatte sie nicht erwischt. Sie hatte wieder versagt!
    Wie betäubt starrte sie ins dunkle Wasser. Sie war sich so sicher gewesen, dass sie die Robbe fangen würde. Und diesmal konnte sie es nicht auf Toklo schieben, der sie abgelenkt hatte.
    Gab es überhaupt noch Hoffnung? Nach Nisas frühem Tod würde vielleicht nie ein richtiger Eisbär aus ihr werden. Ihre Mutter hatte ihr einfach nicht genug beibringen können. Unglücklich trottete Kallik zu ihren Freunden zurück. Sie wünschte, die Stimme ihrer Mutter würde zu ihr zurückkehren und ihr sagen, was sie falsch machte.
    Die Sonne war noch ein hellrosa Fleck am Himmelsrand, als sie zur Schneehöhle zurückkehrte und den Eingang frei schaufelte. Sobald sie den Kopf in die Höhle steckte, schreckte Toklo auf. Fast hätte er sich auf sie gestürzt, doch dann merkte er, dass sie es war.
    »Wo warst du?«, fuhr er sie an.
    »Nirgends. Ich bin nur ein bisschen herumgelaufen.« Sie wollte nicht zugeben, dass es ihr wieder nicht gelungen war, eine Robbe zu fangen. Sie konnte sich lebhaft ausmalen, was Toklo dazu zu sagen hätte.
    »Ich sterbe vor Hunger«, knurrte Toklo. »Lass uns die beiden Schlafmützen wecken und eine Robbe fangen.«
    Er stieß Ujurak in die Seite, der sich verwirrt blinzelnd auf die Tatzen drehte. Ujurak sah aus, als hätte er davon geträumt, ein anderes Tier zu sein, und wäre nun überrascht, sich in Gestalt eines Grizzlys wiederzufinden.
    Lusa aufzuwecken war schon schwieriger. Doch schließlich schleppte auch sie sich aus der Höhle und gesellte sich zu den anderen, die sich in der Sonne den Schnee aus dem Pelz schüttelten.
    »Ein guter Tag zum Wandern«, bemerkte Ujurak und schnupperte in die kalte Morgenluft.
    »Ein guter Tag zum Fressen«, brummte Toklo. »Wenn wir nur etwas finden könnten.«
    Kallik holte tief Luft. »Ujurak, hör mal

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