Seekers - Feuer im Himmel - Band 5
Feuerbiestes, doch dazu kam ein Krachen und Knacken, das sie noch nie gehört hatte. Es klang, als fielen um sie herum Tausende Bäume zu Boden.
»Rennt!«, brüllte Ujurak. »Wir müssen hier weg! Sofort!«
19. KAPITEL
Ujurak
Ujuraks Fell sträubte sich. Höchste Gefahr war im Verzug!
»Lauf weg!«, rief Kallik Iniq zu. Sie schob die Bärin vor sich her, weg von der Höhle und dem unheilvollen Lärm.
»Ich kann nicht!«, rief Iniq. »Meine Beine wollen nicht!« Unsicher stolperte sie in den Schnee.
»Du musst!«, bellte Ujurak. »Hier ist es zu gefährlich!«
»Lauf!«, rief Kallik wieder und schnappte nach Iniqs Nackenfell, um sie weiterzuziehen.
»Meine Höhle!«, jammerte Iniq. Sie schaute zurück, während Kallik sie weiterschob. »Meine Jungen!«
»Für deine Jungen wird sich ein anderer Platz finden«, sagte Kallik. »Aber nur, wenn du sofort von hier verschwindest!«
Endlich gehorchten Iniq ihre Tatzen wieder und sie raste mit den beiden davon. Ujurak spähte vorsichtig in den Nebel, konnte jedoch nichts erkennen. Wo sollten sie hin? Wo waren sie sicher? Er wusste nicht einmal, aus welcher Richtung der Lärm eigentlich kam.
»Nicht da lang!«, brüllte Kallik. Sie kam schlitternd zum Stehen. »Da drüben wird es lauter!« Sie scheuchte Iniq in die andere Richtung, immer nur weg von dem polternden Eis.
Ujurak jagte weiter, bis er unter seinen Tatzen kein Beben mehr spürte. Als er stehen blieb, stob eine Schneewolke um ihn auf. Kallik und Iniq hielten ein paar Bärenlängen entfernt ebenfalls an. Alle drei sahen sich, nach Luft ringend, um.
Aus dem düsteren, rötlich braunen Nebel mit dem schrecklichen Gestank hielt ein riesenhaftes Feuerbiest auf sie zu. Es sah anders aus als alle, die Ujurak bis dahin gesehen hatte. Zuerst dachte er, es rutsche über das Eis, doch als er genauer hinsah, fiel ihm auf, dass es schwamm und das Eis vor sich zerbrach, um sich einen Weg zu bahnen. Die spitz zulaufende Schnauze erhob sich über das Eis und zerschmetterte es mit ihrem Gewicht. Hinter dem Feuerbiest tat sich eine schmale Rinne aus offenem Wasser auf, die gesäumt war von gezackten Eisstücken.
Kallik zitterte am ganzen Körper. Ujurak ahnte, was in ihr vorging. Das Eis schien so fest zu sein, so stabil und immerwährend. Es war entsetzlich, dass es Feuerbiester gab, die ihre Welt mit solcher Leichtigkeit zertrümmern konnten.
»Die Geister«, flüsterte sie. Kallik glaubte, dass die Seelen toter Bären nicht nur in den Sternen, sondern auch im Eis unter ihnen wohnten. Das machte alles noch schlimmer, denn das Feuerbiest verletzte damit auch die Heimat dieser Seelen. Es vernichtete nicht nur den Boden, auf dem sie standen, sondern auch Kalliks Vorfahren und Schutzgeister.
Das schreckliche, mahlende Geräusch des Feuerbiestes war ohrenbetäubend. Ujurak roch es nun auch ganz deutlich. Der rauchige Geruch war schärfer als der des rötlich braunen Nebels. Da sich der Dunst endlich aufzulösen begann, entdeckte Ujurak in der Ferne ein weiteres Feuerbiest, das dem ersten folgte. Es war mit riesigen blauen und roten Behältern beladen und schwamm in der Rinne, die das erste Feuerbiest in das Eis geschlagen hatte.
Ujurak trottete zu Kallik und schmiegte sich tröstend an sie.
»Das Biest ist stärker als das Eis«, wimmerte Kallik. »Ich wusste nicht, dass es so etwas überhaupt gibt.« Neben ihr kauerte Iniq. Sie schaute nicht weniger entsetzt aus.
»Das wirkt vielleicht so«, sagte Ujurak. »Aber vergesst nicht, das Eis kehrt immer wieder zurück. Mit jedem Schneehimmel ist es wieder da, egal, wie viele Feuerbiester es vorher kaputt gemacht haben.«
»Hoffentlich«, murmelte Kallik.
»Die Höhle ist auf jeden Fall unbrauchbar.« Iniq nickte zu der Schneewehe in der Ferne. »Sie ist zu nah am Pfad des Feuerbiests. Dabei war sie so schön!« Sie vergrub ihre Nase in Kalliks Fell.
»Es tut mir leid, das wusste ich nicht«, erwiderte Kallik. »Ich habe so ein Feuerbiest noch nie gesehen.«
»Ich schon.« Iniq schauderte bei dem Gedanken. »Die Krallenlosen und ihre Feuerbiester kommen immer häufiger her und reißen das Eis auf. Vor dem Lärm und dem Gestank musste ich schon oft flüchten.« Sie seufzte. »Ich muss einen sicheren Ort für die Geburt meiner Jungen finden, weit weg von den Feuerbiestern.«
Ujurak sah Kalliks traurigen Blick. Er wusste, dass sie helfen wollte, damit die Bärin und ihre Jungen in Sicherheit waren. Wahrscheinlich suchte Kallik, ohne es selbst zu wissen, einen Ersatz für
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