Seekers - Feuer im Himmel - Band 5
stupste Lusa in die Seite. »Wir gehen ihnen aus dem Weg, wenn wir da sind. Keine Sorge.«
Plötzlich blieb Lusa stehen. »Oh nein!«, rief sie. »Toklo, sieh nur!«
Ein paar Bärenlängen weiter endete die glatte Schneefläche, über die sie gelaufen waren. Danach war das Eis in große Schollen zerbrochen, die über eine dunkle Wasserrinne trieben.
Die beiden Bären standen am Rand des Eises und blickten in das sich kräuselnde Wasser. Unsicherheit und Angst stiegen in Toklo auf. Er wollte nicht wieder schwimmen und sich der Gefahr aussetzen, Orcas zu begegnen oder im eiskalten Wasser zu ertrinken. Aber es sah ganz danach aus, als hätten sie keine andere Wahl. Das Land, das er gesehen hatte, war zwar hinter dem Nebel verschwunden, doch er wusste, dass es vor ihnen lag.
»Das hätten wir wissen können.« Er bemühte sich für Lusa um einen zuversichtlichen Ton. »Weißt du noch, in der Nähe des Festlandes war das Eis zerbrochen. Also kann die Küste nicht weit sein. Wir müssen bestimmt nicht allzu lange schwimmen.«
»Wirklich?« Lusa tauchte eine Tatze ins Wasser. Als sie sie wieder herauszog und abschleckte, schüttelte sie sich. »Igitt! Das ist ja scheußlich. Das Wasser schmeckt nicht nur salzig, sondern irgendwie nach Feuerbiestern.«
»Na ja, wir wollen es ja auch nicht trinken, sondern darin schwimmen!«, erklärte Toklo. »Komm, wir machen uns auf den Weg, solange es noch hell genug ist.« Hell genug, um nach Orcas Ausschau zu halten, dachte er. Er suchte das Wasser nach schwarzen Rückenflossen ab, konnte aber nichts entdecken.
Toklo atmete einmal tief ein und ließ sich ins Wasser gleiten. Als ihm die klirrende Kälte ins Fell schoss, brüllte er erschrocken auf. Ein leises Klatschen und ein erneutes Brüllen sagten ihm, dass Lusa hinter ihm war. Er wartete auf sie und gemeinsam schwammen sie Seite an Seite los. Während sie mit den Tatzen paddelten, bemühten sie sich, die Nase oben zu halten. Eine Welle schwemmte Toklo Wasser ins Maul, das er angewidert ausspuckte. Lusa hatte recht. Es schmeckte scheußlicher als das salzige Wasser, in dem sie schon geschwommen waren. Es schmeckte nach Feuerbiestern, dem ekligen schwarzen Zeug und Rauch.
Das liegt daran, dass wir in Küstennähe sind, sagte er sich wieder. Da gibt es die meisten Feuerbiester, also schmeckt auch das Wasser nach ihnen. Trotzdem nagten Zweifel an ihm, während er das Meer nach Orcas absuchte. Er hoffte, dass ein paar Bärengeister in der Nähe waren – seien sie weiß oder braun –, die sie sicher an Land geleiteten.
Als eine große Scholle vor ihnen auftauchte, schwammen die beiden dankbar darauf zu. Lusa versenkte die Krallen im Eis, und Toklo gab ihr einen Schubs, um ihr hochzuhelfen. Als er sich selbst auf das Eis gehievt hatte, saßen sie einen Moment nur da und rangen nach Luft.
»Oh, schau mal«. Lusa rappelte sich auf. Sie trottete zur anderen Seite der Eisscholle, und erst dann fiel Toklo auf, dass dort etwas lag. Lusa stieß es mit der Tatze an.
Toklo ging zu ihr. »Das ist eine Möwe!«, brummte er überrascht. Sie war tot.
Lusa stupste den Vogel noch einmal an. »Glaubst du, wir können sie fressen?«
Toklo schnupperte daran und rümpfte die Nase. »Sie riecht scheußlich, nach Flachgesichtern, aber ich glaube, das ist kein Faulfutter, sondern noch ziemlich frisch.« Sein Magen knurrte. »Ich glaube, es geht.«
Er setzte eine Tatze auf den Kopf des Vogels und riss mit der Kralle ein Stück Fleisch heraus. Doch als er etwas Klebriges an der Sohle spürte, zog er die Tatze schnell wieder weg. Sie war mit der ekligen schwarzen Flüssigkeit verschmiert, die Ujurak »Öl« genannt hatte.
»Iiih!«, rief Lusa. Sie schnupperte an seiner Tatze und hob dann mit einer Kralle vorsichtig den Flügel des Vogels an. Die Federn waren vom Schnabel bis zu den Schwingen ölverschmiert.
»Den können wir jedenfalls nicht fressen.« Toklo fuhr mit der Tatze über das Eis, um das klebrige Öl abzuwischen.
»Wie ist das nur passiert?«, fragte Lusa.
»Ich habe keine Ahnung.« Toklo wollte gerade vorschlagen, weiterzuschwimmen, als er aus der Ferne ein Brüllen hörte, das spürbar in der Luft vibrierte. Es klang, als käme es näher. Er wirbelte herum und sah ein riesiges schwimmendes Feuerbiest, das auf sie zuhielt. Über die Eisschollen, die vor ihm schwammen, krachte es einfach hinweg wie über ein paar Ameisen.
Toklo und Lusa mussten entsetzt zusehen, wie das Feuerbiest knapp an ihrer Eisscholle vorbeidonnerte. In der
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