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Seekers. Sternengeister: Band 6 (German Edition)

Seekers. Sternengeister: Band 6 (German Edition)

Titel: Seekers. Sternengeister: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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gebrochen war. Sie konnte die Hufe der Karibus zwar am ganzen Körper spüren, aber anscheinend hatte sie keine größeren Verletzungen davongetragen. »Alles heil geblieben«, verkündete sie.
    Überall hatten die Karibus den Schnee aufgewühlt und eine Schneise hinterlassen, die das unberührte Weiß der Landschaft durchbrach, so weit man schauen konnte.
    »Was um alles in der Welt hat sie so aufgeschreckt?«, fragte Kallik, ohne mit einer Antwort zu rechnen.
    »Sie sind zu schnell vorbeigerast«, erwiderte Ujurak. »Ich konnte nicht viel spüren, außer dass sie von großer Angst getrieben waren. Aber meiner Meinung nach sollten wir zusehen, dass wir hier so schnell wie möglich wegkommen, falls sie zurückkehren.«
    »Gute Idee«, stimmte Toklo sofort zu.
    Er führte die Gruppe noch ein kleines Stück weiter durch die Schlucht, bis sie an eine Stelle kamen, wo die Wände weniger steil und daher leichter zu erklettern waren. Als sie oben ankamen, brach bereits die Dämmerung herein.
    Sie setzten ihren Weg fort, und bald sahen sie die Lichter der Krallenlosenhöhlen. Kallik hörte die von dort kommenden Geräusche, aber auch das Bellen der Robben.
    »Wir haben’s geschafft«, sagte sie, von tiefer Befriedigung erfasst. »Wir haben sauberes Wasser gefunden und wir sind heil zurückgekehrt.«
    »Ganz genau.« Lusas Stimme klang voller Zuversicht. »Und morgen siedeln wir die Robben um.«

10. KAPITEL
    Ujurak
    Schwarze Wellen schlugen an den Strand, als Ujurak ins Meer hinauswatete. Während sich eisige Krallen tief in sein Fell bohrten, hielt er Ausschau nach Robben, doch er konnte nicht eine einzige entdecken.
    Seltsam. Dies ist doch das Jagdrevier der Bären, wo also sind die Robben?
    Ujurak watete weiter. Das schwarze Wasser stieg rasch an, dann schloss es sich über seinem Kopf zusammen und er sank nach unten. Er begann unter Wasser zu schwimmen, behielt aber seine Bärengestalt und widerstand der Versuchung, die geschmeidige Form einer Robbe anzunehmen.
    Leichte Panik ergriff ihn, als das Wasser noch dunkler wurde und nach wie vor keine Robben zu sehen waren.
    Haben sie sich alle davongemacht? Wie soll ich sie finden?
    Dann plötzlich waren die Robben überall, schattenhafte, wendige Gestalten, die ihn umschwärmten, an ihm vorbeiglitten, ohne ihn jedoch zu berühren. Ihre Augen funkelten ihm entgegen, glänzten heller und immer heller in den dunklen Tiefen des Meeres, bis Ujurak mit einem Mal begriff, dass es gar keine Augen waren – es waren Sterne!
    Das Wasser war verschwunden. Jetzt schwamm Ujurak durch den Nachthimmel, umgeben von Sternen, die so hell leuchteten, dass er sie nur mit zusammengekniffenen Augen betrachten konnte. Als er nach unten blickte, erkannte er weit, weit entfernt die eisbedeckte Insel und an deren Strand drei winzige Punkte, seine drei Freunde.
    Nein! Erneut überkam ihn Panik, schlug in mächtigen Wellen über ihm zusammen. Seine Tatzen zappelten hilflos. Gleich stürze ich ab!
    Dann erklang neben ihm eine sanfte Stimme. »Hab keine Angst. Bei mir bist du sicher.«
    Voller Erleichterung erkannte Ujurak die Stimme seiner Mutter. Sie war ringsum, ihr Sternenkörper umgab ihn wie ein weicher Pelz. Ujurak labte sich an ihrer Berührung, und ihm wurde klar, dass er sich noch nie zuvor so aufgehoben, so zu Hause gefühlt hatte.
    Als er an sich hinabblickte, sah Ujurak, dass auch sein Fell voller Sterne war und mit dem Fell seiner Mutter verschwamm. Er konnte kaum noch erkennen, wo er selbst aufhörte und wo sie begann. Er blickte in ihre glänzenden Augen, zufrieden mit allem, wie es war.
    »Du brauchst dich nicht zu fürchten«, flüsterte seine Mutter. »Ich warte auf dich.«
    Die Kälte des schmelzenden Schnees, der durch sein Fell drang, weckte Ujurak. Er lag zusammengerollt in der Schneehöhle unter dem Dornbusch, Seite an Seite mit seinen noch schlafenden Freunden. Fahles Dämmerlicht sickerte durch den Eingang.
    Im ersten Moment war Ujurak enttäuscht, sehnte sich blinzelnd zurück nach den Sternen und dem weichen Fell seiner Mutter. Dann aber fiel ihm ein, dass dies der Tag war, an dem sie die Robben zu der Bucht schaffen mussten, die sie entdeckt hatten. Ungewissheit und Sorge verdrängten die Erinnerung an seinen wunderschönen Traum.
    Auch die anderen Bären begannen sich jetzt zu regen. Toklo gähnte mit weit aufgerissenem Maul. Ujurak wand sich zwischen ihm und Kallik hindurch, um in die frische Morgenluft hinauszukriechen und zu warten, dass die anderen ihm folgten.
    Alle

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