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Seekers. Sternengeister: Band 6 (German Edition)

Seekers. Sternengeister: Band 6 (German Edition)

Titel: Seekers. Sternengeister: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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Unbehagen bereitet, obwohl der Boden überall schneebedeckt gewesen war. Sie hatte sich daran gewöhnt, die Anführerin zu sein. Sie war diejenige, die fürs Jagen zuständig war und dafür, einen guten Platz zum Schlafen zu finden. Diese Rolle wieder an Toklo abzugeben, war ihr schwergefallen.
    Doch jetzt war sie wieder frohen Mutes, entschlossen, ihre kleine Gruppe zusammenzuhalten, während sie den Himmel nach den Lichtern absuchte. Aber da waren keine Lichter. Eigentlich dachte sie, dass sie, so kurz vor dem Ende der Reise, ihre Mutter zusammen mit all den anderen Bärenseelen am Himmel tanzen sehen müsste. Ihre Abwesenheit schmerzte sie unsäglich.
    Wo bist du, Nisa? Hast du uns verlassen?
    »Ich hab so einen Hunger!«, rief Lusa, den Blick zurück zur Insel gewandt, die mittlerweile nur noch eine kleine Erhebung am Horizont war. »Es ist ewig her, seit ich dieses Grünzeug gefressen habe.«
    »Ich bin auch am Verhungern«, knurrte Toklo.
    »Kallik, meinst du, du kannst ein Robbenloch finden?«, erkundigte sich Ujurak. Er klang etwas gereizt und seine Krallen kratzten ungeduldig übers Eis.
    »Ich will es versuchen«, versprach Kallik.
    Die anderen drei setzten ihren Weg fort, während Kallik den Blick schweifen ließ. Schließlich entdeckte sie einen kleinen dunklen Fleck, in dem sie das Atemloch einer Robbe erkannte.
    »Hab eins gefunden!«, rief sie den Freunden zu. »Wartet dort. Ich versuche, etwas für uns zu fangen.«
    Kallik hockte sich an den Rand des Lochs, vergewisserte sich, dass ihr Schatten nicht darüberfiel, und richtete sich auf eine längere Wartezeit ein. Kaum hatte sie sich jedoch niedergelassen, da spürte sie, dass etwas ungewöhnlich war an dem Loch. Es dauerte aber eine Weile, bis sie herausfand, was es war.
    Da war keine frische Geruchsspur!
    Was sie an Robbenduft wahrnahm, war schwach und abgestanden, als wäre hier seit Langem keine Robbe mehr aufgetaucht.
    Das ist ja merkwürdig.
    Die Zeit verging unendlich langsam, während Kallik neben dem Robbenloch wartete. Es gab keine Anzeichen für irgendeine Bewegung im Wasser. Hin und wieder wandte sie den Blick zu ihren Freunden, die einige Bärenlängen entfernt beisammensaßen. Lusa und Toklo unterhielten sich leise. An ihren zuckenden Ohren und unruhigen Bewegungen erkannte Kallik, dass sie zusehends ungeduldig wurden.
    Ujurak saß ein kleines Stück abseits, die Schnauze erhoben, den Blick zum Himmel gerichtet. Es war helllichter Tag, die Sonne schien und warf ihren Glanz aufs Eis. Kallik sehnte sich nach der Nacht, denn dann erschien der Wegweiserstern, und vielleicht würden die Seelen zurückkehren, um sie zu begleiten.
    Sie zwang sich zur Konzentration auf das Robbenloch, machte sich bereit für den Wirbel im Wasser, der das Nahen einer Robbe ankündigte. Aber alles blieb ruhig. Schließlich, in wachsender Verzweiflung, beugte sie sich vor und spähte ins Loch hinab, um zu sehen, ob sich dort irgendetwas bewegte. Aber sie konnte nichts erkennen, nichts außer dem dunklen Wasser.
    »Kallik!« Ujuraks Stimme ließ sie herumfahren. »Wir müssen weiter.«
    Kalliks erster Impuls war, Einspruch zu erheben, um ein bisschen mehr Zeit zu bitten. Doch sie musste sich eingestehen, dass es an diesem Loch wohl keine Robbe zu fangen gab, so lange sie auch ausharren mochte.
    »Okay, ich komme«, erwiderte sie, erhob sich mühsam und dehnte die steifen Muskeln.
    Bei den Freunden angelangt, sah sie, wie unruhig Ujurak war, wenn er auch nichts sagte und ihr die Führung überließ.
    »Wir könnten zur Insel zurückgehen, wenn wir hier nichts zu fressen finden«, schlug Lusa sehnsüchtig vor.
    »Nein.« Ujuraks Ton war ungewöhnlich scharf. »Du weißt, dass das nichts bringt. Wir müssen weiter. Außerdem«, fügte er hinzu, »laufen wir da vorne auch auf Land zu.«
    Er richtete seine Ohren auf einen Fleck am fernen Horizont. Kallik gewann bei diesem Anblick wieder etwas Hoffnung. Tatsächlich schienen alle Bären neue Kraft zu schöpfen. Sie schlugen einen deutlich schnelleren Schritt an.
    Nach einer Weile zügigen Gehens hörte Kallik plötzlich Geräusche, die sie schon lange nicht mehr vernommen hatte: das Plätschern von Wasser und das schrille Knacken von dünnem Eis.
    Wir sind wieder in der Nähe von Land! Oder … schmilzt das Eis? Eine böse Vorahnung bohrte sich wie ein Walrosshauer in ihre Eingeweide bei der Vorstellung, vom Land abgeschnitten zu sein und auf einer schrumpfenden Eisscholle balancieren zu müssen, um den sicheren Strand

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