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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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erklärte ich Knox leise. »Wenn Sie nicht sofort gehen, beschwere ich mich bei Sean, dass Sie mir nachstellen, und lasse Sie aus der Bibliothek werfen.«
    »Die Sonne scheint heute viel zu grell im Selden End«, sagte Knox schließlich und löste damit das Patt auf. »Ich glaube, ich werde heute lieber in diesem Trakt arbeiten.« Er spazierte davon.
    Matthew nahm meine Hand von seinem Arm und begann seine Sachen einzupacken. »Wir gehen.«

    »Nein, wir bleiben. Wir gehen nicht, bevor wir das Manuskript bekommen haben.«
    »Hast du nicht zugehört?«, flüsterte Matthew hitzig. »Er hat dich bedroht! Ich brauche dieses Manuskript nicht, aber ich brauche …« Er verstummte abrupt.
    Ich drückte Matthew auf seinen Stuhl zurück. Sean, die Hand über dem Telefon, starrte immer noch in unsere Richtung. Ich lächelte kopfschüttelnd in seine Richtung, bevor ich mich wieder Matthew zuwandte.
    »Es ist meine Schuld. Ich hätte dich nicht berühren dürfen«, murmelte ich und sah auf seine Schulter, wo immer noch meine Hand lag.
    Matthew hob mit kühlen Fingern mein Kinn an. »Bereust du, dass du mich berührt hast  – oder dass der Hexer es gesehen hat?«
    »Nichts davon«, flüsterte ich. Sofort blickten die grauen Augen nicht mehr traurig, sondern überrascht. »Aber du hast mich ermahnt, nicht leichtsinnig zu werden.«
    Als Knox wieder auftauchte, verstärkte sich Matthews Griff um mein Kinn, doch all seine Sinne waren auf den Hexer gerichtet. Erst nachdem Knox sich ein paar Tische von uns entfernt niedergelassen hatte, konzentrierte sich der Vampir wieder auf mich. »Noch ein Wort von ihm, und wir verschwinden  – Manuskript hin oder her. Das meine ich ernst, Diana.«
    Danach war es ein Ding der Unmöglichkeit, alchemistische Illustrationen deuten zu wollen. Gillians Warnung, was Hexen widerfuhr, die vor anderen Hexen Geheimnisse hatten, und Knox’ entschiedenes Urteil, dass ich meine Spezies verriet, gingen mir immerzu im Kopf herum. Als Matthew mich zu einer Mittagspause überreden wollte, weigerte ich mich. Das Manuskript war noch nicht da, und es kam gar nicht in Frage, dass wir im Blackwell’s saßen, wenn es eintraf  – nicht solange Knox hier war.
    »Hast du gesehen, was ich gefrühstückt habe?«, fragte ich, als Matthew nicht nachgeben wollte. »Ich habe wirklich keinen Hunger.«
    Kurz darauf schlenderte mein kaffeesüchtiger Dämon vorbei, den Kopfhörer am Kabel schwingend. »Hey!«, winkte er Matthew und mir zu.

    Matthew riss den Kopf hoch.
    »Freut mich, euch wieder hier zu sehen. Stört es, wenn ich da unten meine Mails abrufe, wo doch der Hexer hier bei euch ist?«
    »Wie heißt du eigentlich?« Ich musste mir ein Lächeln verkneifen.
    »Timothy.« Er wippte auf den Fußballen. Er trug zwei verschiedene Cowboystiefel, einen roten und einen schwarzen. Seine Augen passten ebenfalls nicht zueinander  – eines war blau, das andere grün.
    »Ruf ruhig deine Mails ab, Timothy.«
    »Cool von dir.« Er tippte sich mit dem Finger an die Stirn, drehte sich auf dem Absatz seines roten Cowboystiefels um und ging davon.
    Eine Stunde später konnte ich meine Neugier nicht länger zügeln. »Das Manuskript müsste längst da sein.«
    Die Augen des Vampirs folgten mir die zwei Meter bis zur Ausleihtheke. Diesmal fühlte sich sein Blick nicht wie weicher Schneefall an, sondern kalt und fest wie Eis, und er war unverrückbar auf meine Schulterblätter geheftet.
    »Hi, Sean. Könntest du mal nachsehen, ob das Manuskript, das ich heute früh bestellt habe, inzwischen angekommen ist?«
    »Das hat offenbar jemand anderes«, sagte er. »Für dich liegt nichts mehr bereit.«
    »Bist du sicher?« Jemand anderes hatte es ganz bestimmt nicht.
    Sean ging die Ausleihzettel durch und fand meine Anforderung. Ein zweiter Zettel war mit einer Briefklammer daran befestigt. »Es ist verschollen.«
    »Das ist es nicht. Vor ein paar Wochen habe ich es noch bekommen.«
    »Mal sehen.« Er kam hinter der Theke hervor und ging zum Büro der Lesesaalleitung. Matthew sah von seinen Papieren auf und beobachtete, wie Sean gegen den Rahmen der offenen Tür klopfte.
    »Dr. Bishop hat dieses Manuskript angefordert und die Auskunft bekommen, dass es verschollen ist«, erklärte Sean. Er streckte den Zettel vor.
    Mr Johnson schlug ein Buch auf seinem Schreibtisch auf und fuhr mit dem Finger über die Zeilen, die von Generationen verschiedener
Lesesaal-Leiter vollgekritzelt worden waren. »Ah ja. Ashmole 782 . Das gilt seit 1859 als

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