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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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Kind reiten gelernt  – Dressur, Springreiten, alles.« Auf einem Pferd kam man dem Gefühl zu fliegen noch näher als beim Rudern.
    »Wir haben andere Pferde. Balthasar bleibt, wo er ist«, erklärte er mir fest.
    Ausreiten zu können war ein unvorhergesehener Bonus dieser Frankreichreise, einer, der Ysabeaus Kälte beinahe aufwog. Matthew führte mich ans andere Ende des Stalles, wo sechs weitere edle Pferde standen. Zwei waren groß und schwarz  – wenn auch nicht ganz so groß wie Balthasar  –, außerdem gab es eine eher rundliche braune Stute sowie einen hellen Wallach und zwei graue Andalusier-Stuten mit großen Hufen und geschwungenem Hals. Die eine trat sofort an die Tür, um festzustellen, was los war.
    »Das ist Nar Rakasa«, sagte er und rieb ihr sanft über die Nüstern. »Das heißt Feuertänzerin. Normalerweise nennen wir sie nur Rakasa. Sie ist ungeheuer graziös und genauso eigensinnig. Ihr beide müsstet exzellent miteinander auskommen.«
    Ich weigerte mich, den Köder zu schlucken, den er mir so charmant dargeboten hatte, und ließ Rakasa mein Haar und mein Gesicht beschnuppern. »Wie heißt ihre Schwester?«
    »Fiddat  – Silber.« Fiddat trat vor, sobald Matthew ihren Namen sagte, und sah ihn liebevoll an. »Fiddat ist Ysabeaus Pferd, und Rakasa ist ihre Schwester.« Matthew deutete auf die beiden Rappen. »Die da gehören mir. Dahr und Sayad.«

    »Was bedeuten die Namen?«, fragte ich und ging zu den beiden Boxen hinüber.
    »Dahr heißt auf Arabisch Zeit und Sayad Jäger«, erklärte Matthew und kam mir nach. »Sayad liebt es, über die Felder zu galoppieren, Wild zu jagen und über Hecken zu setzen. Dahr ist geduldig und ruhig.«
    Wir setzten unsere Tour fort, wobei Matthew mich auf die Eigenheiten der Berge hinwies und mir erklärte, in welcher Richtung der Ort lag. Er zeigte mir, wo das Château umgebaut worden war und wo die Restaurateure einen anderen Stein verbaut hatten, weil der ursprüngliche nicht mehr zu bekommen gewesen war. Schließlich war ich sicher, mich nicht mehr zu verlaufen  – hauptsächlich dank des Hauptgebäudes, das nicht zu übersehen war.
    »Warum bin ich nur so müde?«, gähnte ich, als wir zum Château zurückgingen.
    »Du bist unverbesserlich«, antwortete Matthew seufzend. »Muss ich wirklich noch einmal aufzählen, was in den letzten sechsunddreißig Stunden alles passiert ist?«
    Auf sein Drängen hin ließ ich ihn im Arbeitszimmer zurück, stieg die Treppe hoch und warf mich aufs Bett, zu müde, um auch nur die Kerzen auszublasen.
    Sekunden später träumte ich, dass ich durch einen dunklen Wald ritt, in eine lockere grüne Tunika gehüllt und mit einem Gürtel um die Taille. An den Füßen trug ich Sandalen, deren Riemen meine Knöchel und Waden umschnürten. Hinter mir hörte ich Hunde bellen und Hufe durch das Unterholz krachen. Ein Köcher mit Pfeilen drückte gegen meine Schulter, und in einer Faust hielt ich einen Bogen. Trotz der unheilvollen Geräusche in meinem Rücken hatte ich keine Angst.
    In meinem Traum lächelte ich, wohl wissend, dass ich meinen Verfolgern jederzeit entkommen konnte.
    »Flieg!«, befahl ich  – und mein Pferd erhob sich in die Luft.

19
    A m nächsten Morgen galt mein erster Gedanke dem Reiten.
    Ich fuhr mir mit einer Bürste durchs Haar, spülte meinen Mund aus und zwängte mich in eng anliegende schwarze Leggings, die von allem, was ich eingepackt hatte, noch am ehesten wie eine Reithose aussahen. In Laufschuhen würde ich meine Hacken in den Steigbügeln garantiert nicht unten halten können, darum schlüpfte ich stattdessen in meine Slipper. Nicht gerade ideal, aber das musste genügen. Ein langärmliges T-Shirt und ein Fleecepullover vervollständigten meinen Aufzug. Die Haare zu einem Pferdeschwanz bindend, kehrte ich ins Schlafzimmer zurück.
    Matthew zog eine Braue hoch, als ich ins Zimmer kam, und hielt mich mit einem quer gestellten Arm zurück. Er lehnte in dem weiten Bogen vor der Treppe, wie immer exzellent frisiert und heute in grauer Reithose mit schwarzem Pullover. »Wir sollten lieber am Nachmittag reiten gehen.«
    Damit hatte ich gerechnet. Das Abendessen mit Ysabeau war bestenfalls angespannt gewesen, und in der Nacht war ich immer wieder aus Albträumen hochgeschreckt. Mehrmals war Matthew die Treppe heraufgekommen, um nach mir zu sehen.
    »Es geht mir gut. Etwas Bewegung an der frischen Luft wird mir nur guttun.« Als ich mich an ihm vorbeizuzwängen versuchte, brachte er mich mit einem

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