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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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anging, war die Frankreichreise schon jetzt ein voller Erfolg.
    »Wie spät ist es?«
    »Wenn du nicht aufhörst, mich zu fragen, besorge ich dir noch eine Uhr.« Matthew sah auf seine alte Cartier. »Fast zwei Uhr nachmittags. Wahrscheinlich bringt Marthe gleich frischen Tee. Möchtest du dich vorher duschen und umziehen?«
    Beim Gedanken an eine heiße Dusche schlug ich begeistert die Decke zurück. »Auf jeden Fall!«
    Matthew wich meinen wirbelnden Gliedmaßen aus und half mir auf den Boden, der tiefer lag, als ich erwartet hatte. Außerdem waren die Steinplatten so kalt, dass sie unter meinen nackten Füßen kitzelten.
    »Deine Tasche steht im Bad, der Computer wartet unten im Arbeitszimmer,
und es liegen frische Handtücher bereit. Lass dir Zeit.« Er sah mir nach, bis ich im Bad verschwunden war.
    »Das ist ja ein Palast!«, rief ich aus. Zwischen zwei Fenstern erhob sich eine riesige, weiße, freistehende Wanne, und auf einer langen Holzbank lag meine abgewetzte Yale-Reisetasche. In der Ecke gegenüber ragte ein Duschkopf aus der Wand.
    Ich ließ das Wasser laufen und rechnete damit, ewig warten zu müssen, bis es heiß war. Wundersamerweise umhüllte mich sofort warmer Dampf, und der Honig-Nektarinen-Duft meiner Seife half mir, die Anspannung der letzten vierundzwanzig Stunden abzuwaschen.
    Nachdem ich die Knoten aus meinen Muskeln massiert hatte, schlüpfte ich in Jeans und Rollkragenpullover und ein Paar Socken. Weil es keine Steckdose für meinen Föhn gab, beschränkte ich mich darauf, meine Haare mit dem Handtuch trocken zu rubbeln und einen Kamm hindurchzuziehen, bevor ich sie in einem Pferdeschwanz bündelte.
    »Marthe hat Tee gebracht«, sagte er, als ich ins Schlafzimmer zurückkam. »Soll ich dir welchen eingießen?«
    Ich seufzte genüsslich, als die wärmende Flüssigkeit durch meine Kehle floss. »Wann kann ich die Aurora -Handschrift sehen?«
    »Sobald ich sicher bin, dass du dich auf dem Weg in die Bibliothek nicht verläufst. Bist du bereit für die große Führung?«
    »Ja, bitte.« Ich streifte ein paar Slipper über meine Socken und lief zurück ins Bad, um einen Pulli zu holen. Während ich hin und her eilte, wartete Matthew geduldig oben an der Treppe.
    »Sollen wir die Teekanne mit nach unten nehmen?« Ich kam schlitternd zum Stehen.
    »Nein, Marthe würde es mir nie verzeihen, wenn ich einen Gast ans Porzellan ließe. Du solltest mindestens vierundzwanzig Stunden warten, bevor du ihr hilfst.«
    Matthew eilte die Treppe hinab, ich tastete mich langsam hinterher, die Finger über die Steinmauern ziehend.
    Als wir in seinem Arbeitszimmer angekommen waren, deutete er kurz auf den Computer, der bereits angesteckt auf einem Tisch am
Fenster stand, dann gingen wir weiter nach unten in den Salon. Marthe war vor uns dort gewesen und hatte im Kamin ein Feuer gemacht, dessen Holzrauchduft den ganzen Raum durchzog. Ich packte Matthews Arm.
    »Die Bibliothek«, sagte ich. »Dort muss die Führung anfangen.«
    Die Bibliothek war ein weiterer Raum, der im Lauf der Jahre mit wertvollen Gegenständen und Möbeln gefüllt worden war. Ein italienischer Savonarola-Faltstuhl stand vor einem Sekretär aus der Zeit der Französischen Revolution, während auf einem ausladenden Eichentisch vom Anfang des achtzehnten Jahrhunderts Vitrinen aufgestellt waren, die aussahen wie aus einem viktorianischen Museum gestohlen. Trotz der erratisch zusammengestellten Einrichtung wurde der Raum optisch von zahllosen Metern an ledergebundenen, auf Walnussholzregalen aufgereihten Büchern sowie von einem enormen Aubussonteppich in weichem Gold, Blau und Braun zusammengehalten.
    Wie in den meisten alten Bibliotheken waren die Bücher nach Größe geordnet. Es gab schwere ledergebundene Handschriften  – die Titel mit Tinte vorn auf dem Pergament  –, die mit den Rücken zur Wand und den Zierverschlüssen nach vorn aufgestellt waren. In einen Bücherschrank akkurat eingestellt waren winzige Inkunabeln und taschengroße Bücher, die ein Panorama der Geschichte des Druckereiwesens von 1450 bis heute boten. Ich entdeckte eine Reihe seltener moderner Erstausgaben, inklusive einer Komplettausgabe von Arthur Conan Doyles Sherlock-Holmes-Romanen und T. H. Whites Das Schwert im Stein . In einem Schrank standen ausschließlich riesige Folianten  – botanische Nachschlagewerke, Atlanten, medizinische Fachbücher. Wenn das alles schon im Erdgeschoss stand, was für Schätze mochte dann Matthews Turmarbeitszimmer bergen?
    Er

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