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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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finsteren Blick zum Stehen.
    »Wenn du auch nur einmal im Sattel schwankst, bringe ich dich nach Hause. Verstanden?«
    »Verstanden.«
    Unten wollte ich in Richtung Esszimmer gehen, doch Matthew zog mich in die entgegengesetzte Richtung. »Wir essen in der Küche«,
sagte er leise. Kein offizielles Frühstück, bei dem mich Ysabeau über Le Monde hinweg mit Blicken erdolchen konnte. Eine gute Nachricht.
    Wir begaben uns in die Räume, in denen allem Anschein nach die Haushälterin wohnte, und setzten uns vor einem lodernden Kaminfeuer an einen für zwei gedeckten Tisch  – obwohl nur ich Marthes köstliches reichhaltiges Frühstück vertilgen würde. Auf dem verschrammten runden Holztisch stand eine riesige Kanne Tee, in ein Küchentuch gewickelt, damit sie heiß blieb. Marthe sah mich besorgt an und schnalzte angesichts meiner Augenringe und der blassen Haut tadelnd mit der Zunge.
    Als meine Gabel schließlich langsamer zum Mund ging, brachte Matthew eine Pyramide von Schachteln an, die von einem schwarzsamtenen Helm gekrönt wurde. »Für dich«, sagte er und setzte alles auf dem Tisch ab.
    Der Helm erklärte sich von selbst. Er war wie eine hochgezogene Baseballkappe geformt und hatte ein zusammengefaltetes, geripptes Band im Nacken. Trotz des Samtüberzuges und des Bandes war der Helm stoßfest und eigens dafür entwickelt, menschliche Schädel intakt zu halten, wenn sie auf den Boden prallten. Ich hasste Helme, aber sie waren wichtig.
    »Danke«, sagte ich. »Und was ist in den Schachteln?«
    »Mach auf, und sieh nach.«
    Die erste Schachtel enthielt eine schwarze Reithose mit Wildlederflicken auf den Innenseiten der Knie, die im Sattel Halt gaben. Sie waren bestimmt angenehmer beim Reiten als meine dünnen, rutschigen Leggings und sahen aus, als würden sie mir passen. Offenbar hatte Matthew während meines Mittagsschlafes noch mehr Telefonate erledigt und meine ungefähren Maße durchgegeben. Ich lächelte ihn dankbar an.
    Die Schachtel enthielt außerdem eine gepolsterte Weste mit langem Rücken und steifen, im Saum eingenähten Stützstangen. Sie sah aus wie ein Schildkrötenpanzer und würde sich bestimmt auch so anfühlen  – unbequem und starr.
    »Die ist nicht nötig.« Ich hielt sie stirnrunzelnd hoch.

    »Ist sie wohl, falls du reiten willst.« Seine Stimme verriet keinerlei Gefühl. »Du behauptest, eine erfahrene Reiterin zu sein. Also wirst du dich problemlos an das Gewicht gewöhnen.«
    Ich lief rosa an, und meine Fingerspitzen begannen gefährlich zu kribbeln. Matthew beobachtete mich gespannt, und Marthe kam an die Tür, um kurz zu schnuppern. Ich atmete tief ein und aus, bis das Kribbeln nachließ.
    »In meinem Auto legst du einen Gurt an«, erklärte Matthew mir gleichmütig. »Auf meinem Pferd wirst du eine Weste tragen.«
    Wir maßen einander starren Blickes. Weil ich an die frische Luft wollte, gab ich schließlich nach, und in Marthes Augen funkelte es fröhlich. Zweifellos waren unsere Verhandlungen genauso lustig anzusehen wie ein Schlagabtausch zwischen Matthew und Ysabeau.
    Nachdem ich mich schweigend geschlagen gegeben hatte, zog ich die letzte Schachtel zu mir her. Sie war lang und schwer, und als ich den Deckel anhob, schlug mir scharfer Ledergeruch entgegen.
    Stiefel. Kniehohe, schwarze Reitstiefel. Ich hatte noch nie bei einem Schaureiten mitgemacht und war noch nie besonders reich gewesen, darum hatte ich auch nie ein richtiges Paar Reitstiefel besessen. Diese hier waren mit ihren geschwungenen Waden und dem weichen Leder einfach wunderschön. Meine Finger kamen auf der glänzenden Oberfläche zu liegen.
    »Danke«, hauchte ich, fast sprachlos vor Überraschung.
    »Ich bin ziemlich sicher, dass sie passen.« Matthews Blick war weich.
    »Kommen Sie«, sagte Marthe fröhlich von der Tür aus. »Umziehen.«
    Sie schaffte mich gerade noch in den Waschraum, da hatte ich schon meine Slipper von den Füßen gezerrt und mich aus meinen Leggings geschält. Sie nahm mir die ausgeleierte Lycra-Baumwollmischung ab, damit ich mich in die Reithose zwängen konnte.
    »Früher sind Frauen nicht wie Männer geritten.« Marthe begutachtete die Muskeln in meinen Beinen und schüttelte den Kopf.
    Als ich zurückkam, war Matthew wieder einmal am Telefon und
erteilte denen in seiner Welt, die seine Führung brauchten, Anweisungen. Anerkennend sah er auf.
    »Die sind bestimmt bequemer.« Er erhob sich und griff nach den Stiefeln. »Wir haben hier drin keinen Schuhlöffel. Also wirst du in deinen

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