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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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tun, Matthew. Entweder wir teilen uns auf und durchsuchen die Burg von oben bis unten. Oder du bleibst fünf Sekunden stehen und überlegst, wo in La Pierre du etwas verstecken würdest.«
    »Lass mich los.« Matthew bleckte die Zähne und versuchte die Hand seines Bruders abzuschütteln. Baldwin griff nur noch fester zu.
    »Denk nach!«, befahl er. »Das geht schneller, glaub mir.«
    Matthew schritt im Geist den Bauplan der Burg ab. Er begann am Eingang, eilte dann nach oben in die verschiedenen Zimmer, auf den Turm, durch die Schlafgemächer, die Audienzräume und die große Halle. Dann arbeitete er sich nach unten vor, wo Küche, Keller und Kerker lagen. Schließlich starrte er seinen Bruder entsetzt an.
    »Die Oubliette.« Er rannte los in Richtung Küche.
    Baldwins Gesicht erstarrte. »Dieu «, flüsterte er und sah seinem Bruder nach. Was hatte diese Hexe nur getan, dass ihre eigenen Leute sie in ein zwanzig Meter tiefes Loch warfen?
    Und falls Diana tatsächlich so kostbar war, würde derjenige, der sie in die Oubliette gesteckt hatte, bald zurückkommen.
    Baldwin rannte seinem Bruder nach und hoffte, dass es nicht schon zu spät war. Sonst hätten die Hexen nicht eine, sondern zwei Geiseln in ihrer Gewalt.

31
    D iana, es ist Zeit zum Aufwachen . Leise, aber eindringlich flüsterte meine Mutter.
    Zu erschöpft, um ihr zu antworten, zog ich die bunte Flickendecke über meinen Kopf und hoffte, dass sie mich nicht finden würde. Ich rollte mich ein und fragte mich im nächsten Moment, warum mir alles wehtat.
    Wach auf, Schlafmützchen. Schonungslos packten die Finger meines Vaters den Stoff. Für einen Moment wurden die Schmerzen von unbändiger Freude überlagert. Er spielte einen Bären und brummte gefährlich. Glückselig kreischend krampfte ich die Finger in die Decke, aber sobald er einmal anzog, wehte eisige Luft über mich hinweg.
    Etwas stimmte nicht. Ich öffnete ein Auge und erwartete die bunten Poster und Stofftiere zu sehen, die mein Zimmer in Cambridge schmückten. Aber mein Schlafzimmer hatte feuchte, graue Wände.
    Mein Vater, unzählige Fältchen um die Augen, lächelte mich an. Wie üblich lockten sich seine Haare an den Spitzen und hätten gekämmt gehört, und sein Kragen saß schief. Ich liebte ihn trotzdem und versuchte die Arme um seinen Hals zu schlingen, aber irgendwie wollten sie mir nicht gehorchen. Er zog mich stattdessen sanft zu sich her und umhüllte mich wie ein Schutzwall mit seiner substanzlosen Gestalt.
    Was führt Sie denn hierher, Miss Bishop? Das hatte er immer gesagt, wenn ich in sein Arbeitszimmer geschlichen kam oder spätabends unten aufgetaucht war, um mir eine weitere Gutenachtgeschichte zu erbetteln.
    »Ich bin so müde.«
    Obwohl er durchsichtig war, roch sein Hemd irgendwie nach kaltem
Zigarettenrauch und nach den Schokoladebonbons, die er in seinen Taschen stecken hatte.
    Ich weiß, sagte mein Vater, und das Lächeln in seinen Augen erlosch. Aber du kannst nicht länger schlafen.
    Du musst aufwachen. Jetzt spürte ich die Hände meiner Mutter, die mich vom Schoß meines Vaters zu ziehen versuchten.
    »Erst will ich das Ende der Geschichte hören«, bettelte ich. »Und lass die schlimmen Stellen aus.«
    So funktioniert das nicht. Meine Mutter schüttelte den Kopf, und mein Vater hob mich traurig in ihre Arme.
    »Aber ich fühle mich nicht gut.« Meine Kinderstimme bettelte um eine Sonderbehandlung.
    Das Seufzen meiner Mutter brach sich an den Felswänden. Die schlimmen Stellen kann ich nicht auslassen. Du musst dich ihnen stellen. Kannst du das, kleine Hexe?
    Ich ließ mir durch den Kopf gehen, was von mir erwartet würde, und nickte dann.
    Wo waren wir stehengeblieben?, fragte meine Mutter und nahm neben dem geisterhaften Mönch in der Mitte des Verlieses Platz. Erschrocken wollte er von ihr wegrutschen. Mein Vater lächelte hinter vorgehaltener Hand und sah meine Mutter so an, wie Matthew mich ansah.
    Ich weiß es wieder, sagte sie. Diana wurde ganz allein in einen dunklen Raum gesperrt. Stunde um Stunde saß sie dort und fragte sich, ob sie je wieder hinauskommen würde. Dann hörte sie jemanden an ihr Fenster klopfen. Es war der Prinz. »Hexen haben mich hier drin eingesperrt!«, rief Diana. Der Prinz versuchte das Fenster einzuschlagen, aber das bestand aus magischem Glas und bekam nicht einmal einen Sprung. Dann rannte der Prinz zur Tür und versuchte sie zu öffnen, aber die hatte ein Zauberschloss. Er versuchte die ganze Tür aus dem Rahmen zu reißen, aber

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