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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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Arbeitstisch verstreute. Er zeichnete die Umrisse der Auvergne in die Mehlfläche und markierte mit festem Daumendruck die Stelle, an der Sept-Tours stand.
    »Wohin würde eine Hexe eine andere Hexe bringen, wenn sie von hier aus nach Süden und Westen flöge?«, fragte er.
    Ysabeau legte die Stirn in Falten. »Das käme darauf an, warum sie die andere Hexe entführt hat.«
    Matthew und Baldwin sahen sich gereizt an. Das war das einzige Problem mit ihrer Geheimwaffe. Nie wollte Ysabeau die Fragen beantworten, die man ihr stellte  – sie hatte stets das Gefühl, dass es eine dringendere Frage gab, die zuerst geklärt werden musste.
    »Das weißt du doch, Maman «, drängte Matthew. »Die Hexen wollen Diana von mir trennen.«

    »Nein, mein Kind. Auseinandersetzungen wie diese sind wie ein Schachspiel. Sie hätten euch jederzeit trennen können. Indem die Hexen in mein Heim eingedrungen sind und meinen Gast verschleppt haben«, sagte Ysabeau und legte eine kalte Hand auf die Wange ihres Sohnes, »wollten die Hexen uns vor Augen führen, wie schwach wir geworden sind.«
    »Bitte, Ysabeau. Wo?«
    »Von hier bis zum Cantal liegen nur öde Bergzüge und Ziegenpfade«, sagte Ysabeau.
    »Also im Cantal?«, fuhr Baldwin dazwischen.
    »Ja«, flüsterte sie, und ihr kaltes Blut gefror, als sie sich klarmachte, was das bedeutete.
    Im Cantal war Gerbert von Aurillac geboren. Es war seine Heimat, und wenn die de Clermonts dort eindrangen, würden nicht nur die Armeen der Hexen gegen sie stehen.
    »Wenn das ein Schachspiel wäre, dann hätten sie uns ins Schach gesetzt, indem sie Diana ins Cantal gebracht haben«, sagte Matthew grimmig. »Aber dafür ist es noch zu früh.«
    Baldwin nickte. »Dann haben wir irgendetwas übersehen, das zwischen hier und dort liegt.«
    »Da gibt es nur ein paar Ruinen«, sagte Ysabeau.
    Baldwin seufzte frustriert. »Warum kann Matthews Hexe sich nicht verteidigen?« In dem Moment trat Marthe in den Raum, die Hände an einem Handtuch trocknend. Sie wechselte einen Blick mit Ysabeau. »Elle est enchantée «, verkündete Marthe mürrisch.
    »Das Kind steht unter einem Bann«, pflichtete Ysabeau ihr widerwillig bei. »Davon sind wir überzeugt.«
    »Einem Bann?« Matthew zog die Stirn in Falten. Durch einen Bann wurde eine Hexe in unsichtbare Fesseln gelegt. Ein solcher Zauber war unter Hexen genauso unverzeihlich, wie es unter Vampiren das Betreten eines fremden Territoriums war.
    »Genau. Es ist nicht so, dass sie sich der Magie verweigern würde. Man hat sie ihr vorenthalten  – absichtlich.« Ysabeaus Miene verfinsterte sich.

    »Warum?«, rätselte ihr Sohn. »Das ist, als würde man einem Tiger die Reißzähne und sämtliche Klauen ziehen, bevor man ihn in den Dschungel zurückschickt. Warum sollte man jemandem alle Möglichkeiten nehmen, sich zu verteidigen?«
    Ysabeau zuckte mit den Achseln. »Ich kann mir viele Wesen vorstellen, die das gern tun würden  – und zwar aus den verschiedensten Gründen  –, dabei kenne ich diese Hexe kaum. Ruf ihre Familie an. Frag sie.«
    Matthew fasste in seine Tasche und zog sein Handy heraus. Er hatte dem Haus in Madison eine Kurzwahltaste zugewiesen, fiel Baldwin auf. Die Hexen am anderen Ende waren beim ersten Läuten am Apparat.
    »Matthew?« Die Hexe war außer sich. »Wo ist sie? Sie leidet schreckliche Schmerzen, ich kann das spüren.«
    »Wir wissen, wo wir nach ihr suchen müssen, Sarah«, sagte Matthew ruhig, um sie zu beschwichtigen. »Aber erst muss ich ein paar Fragen stellen. Diana setzt ihre magischen Kräfte nicht ein.«
    »Das hat sie nicht mehr, seit ihre Mutter und ihr Vater gestorben sind. Was soll das mit alldem zu tun haben?« Sarah war laut geworden. Ysabeau schloss die Augen gegen die schrille Stimme.
    »Besteht die Möglichkeit, Sarah  – auch wenn das unwahrscheinlich klingt  –, dass Diana unter einem Bann steht?«
    Am anderen Ende der Leitung blieb es absolut still.
    »Einem Bann?«, fragte Sarah schließlich fassungslos. »Natürlich nicht.«
    Dann hörten die de Clermonts ein leises Klicken.
    »Das war Rebeccas Werk«, erklärte eine zweite Hexe viel leiser. »Ich habe ihr versprochen, dass ich es niemandem verraten würde. Und um jeder Frage zuvorzukommen, ich weiß nicht, was sie getan hat. Rebecca wusste, dass sie und Stephen nicht aus Afrika zurückkommen würden. Sie hatte etwas gesehen, das ihr Todesangst einjagte. Sie sagte mir nur, dass sie Diana beschützen wollte.«
    »Wovor beschützen?« Sarah war

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