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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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das Holz war so dick, dass es sich nicht einmal rührte.
    »War der Prinz denn nicht stark?«, fragte ich leicht verärgert, dass er an einer so einfachen Aufgabe scheitern sollte.
    Sehr stark, widersprach meine Mutter in tiefem Ernst, aber er war
eben kein Hexer. Diana schaute sich um, ob sie noch etwas fand, womit es der Prinz versuchen könnte. Schließlich entdeckte sie ein winziges Loch im Dach. Es war gerade so groß, dass eine Hexe wie sie hindurchpasste. Diana befahl dem Prinzen, er solle hinauffliegen und sie herausheben. Aber der Prinz konnte nicht fliegen.
    »Weil er kein Hexer war«, wiederholte ich. Der Mönch bekreuzigte sich jedes Mal, wenn einer von uns das Wort magisch oder Hexer aussprach.
    Ganz genau, bestätigte meine Mutter. Da fiel Diana ein, dass sie früher selbst geflogen war. Sie sah an sich herab und entdeckte den Rand eines silbernen Bandes. Das Band war fest um sie gewickelt, aber als sie an seinem Ende zupfte, fiel es von ihr ab. Diana warf es hoch in die Luft. Danach brauchte ihr Körper nur noch dem Band in den Himmel zu folgen. Als sie an das Loch im Dach kam, drückte sie die Arme zusammen, streckte sie vor und flog hinaus in die Nachtluft. »Ich wusste, dass du das kannst«, sagte der Prinz.
    »Und danach heirateten sie, und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute«, schloss ich entschieden.
    Das Lächeln meiner Mutter war bittersüß. Ja, Diana. Sie schenkte meinem Vater einen tiefen Blick, einen jener Blicke, die Kinder erst verstehen, wenn sie älter sind.
    Ich seufzte glücklich, und plötzlich machte es mir nicht mehr so viel aus, dass mein Rücken in Flammen stand und dass ich an diesem merkwürdigen Ort unter lauter Leuten war, durch die man hindurchsehen konnte.
    Es wird Zeit , sagte meine Mutter zu meinem Vater. Er nickte.
    Über mir traf mit einem ohrenbetäubenden Krachen schweres Holz auf alten Stein.
    »Diana?« Es war Matthew. Er klang gehetzt. Als ich seine Angst hörte, durchschossen mich gleichzeitig tiefe Erleichterung und Adrenalin.
    »Matthew!« Mein Rufkam als dumpfes Krächzen aus meinem Mund.
    »Ich komme nach unten.« Matthews Antwort hallte durch die Finsternis und brachte meinen Kopf zum Dröhnen. Mein Schädel pochte,
und auf meiner Wange klebte etwas. Ich zerrieb die klebrige Masse zwischen meinen Fingern, aber es war zu dunkel, als dass ich feststellen konnte, was es war.
    »Nein«, hielt ihn eine tiefere, rauere Stimme zurück. »Du kommst zwar hinunter, aber ich werde euch nicht wieder heraufbekommen. Und wir müssen uns beeilen, Matthew. Sie werden sie bald holen kommen.«
    Ich sah auf, wer da oben sprach, aber ich konnte nur einen hellen Ring erkennen.
    »Diana, hör mir zu.« Matthews Stimme dröhnte nicht mehr ganz so laut. »Du musst fliegen. Schaffst du das?«
    Meine Mutter nickte aufmunternd. Es ist Zeit aufzuwachen und zur Hexe zu werden. Du brauchst keine Geheimnisse mehr zu bewahren.
    »Ich glaube schon.« Ich versuchte aufzustehen. Mein rechter Knöchel knickte unter mir ein, und ich fiel auf mein Knie. »Ist Satu ganz bestimmt weg?«
    »Hier oben ist niemand außer mir und meinem Bruder Baldwin. Flieg hoch, dann bringen wir dich von hier weg.« Der andere Mann murmelte etwas, und Matthew antwortete wütend.
    Ich wusste nicht, wer Baldwin war, und ich hatte für einen Tag genug neue Leute kennengelernt. Nach dem, was Satu mir erzählt hatte, fühlte ich mich nicht einmal bei Matthew völlig sicher. Ich suchte nach einem Versteck.
    Du kannst dich nicht vor Matthew verstecken, sagte meine Mutter und warf meinem Vater einen wehmütigen Blick zu. Er wird dich immer finden, und zwar überall. Du kannst ihm vertrauen. Er ist der, auf den wir gewartet haben.
    Der Arm meines Vaters legte sich um sie, und ich musste daran denken, wie ich mich in Matthews Armen gefühlt hatte. Jemand, der mich so gehalten hatte, konnte mich unmöglich hintergehen.
    »Diana, bitte versuche es.« Ich hörte das Flehen in Matthews Stimme.
    Um fliegen zu können, brauchte ich ein silbernes Band. Aber es war keines um mich gewickelt. Weil ich nicht wusste, was ich jetzt tun
sollte, suchte ich im Halblicht nach meinen Eltern. Sie wirkten inzwischen viel blasser.
    Willst du nicht fliegen?, fragte meine Mutter.
    Die Magie liegt im Herzen, Diana, sagte mein Vater. Vergiss das nicht.
    Ich schloss die Augen und stellte mir ein Band vor. Das eine Ende nahm ich fest zwischen die Finger, dann warf ich den Rest in Richtung des weißen Ringes, der in der Dunkelheit

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