Seelen der Nacht
Bishops oder um die de Clermonts geht«, sagte Em zu Sarah. »Es geht nicht einmal um Matthew und Diana und darum, ob sie zusammen sein können. Es geht auch um Sophie und Nathaniel. Es geht um unsere Zukunft, genau wie Diana gesagt hat. So werden wir gegen die Kongregation kämpfen – nicht nur als einzelne Familien, sondern als – wie hieß das noch?«
»Konventikel«, antwortete Miriam. »Das Wort hat mir schon immer gefallen – es klingt so wunderbar unheilschwanger.« Sie lehnte sich zurück und lächelte zufrieden.
Matthew wandte sich an Nathaniel. »So wie es aussieht, hatte Ihre Mutter recht. Ihr gehört hierher, zu uns.«
»Natürlich gehören sie hierher«, sagte Sarah knapp. »Das Schlafzimmer wartet schon auf euch, Nathaniel. Es ist oben, die zweite Tür rechts.«
»Danke«, sagte Nathaniel und klang dabei ein wenig erleichtert, auch wenn er zur Sicherheit Matthew weiterhin argwöhnisch im Auge behielt.
»Ich bin Marcus.« Matthews Sohn streckte dem Dämon die Hand hin. Nathaniel drückte sie entschlossen, so als würde er nicht spüren, wie kalt das Vampirfleisch war.
»Siehst du? Wir hätten gar kein Zimmer in diesem Hotel zu reservieren brauchen, Schätzchen«, erklärte Sophie ihrem Mann und lächelte glückselig. Dann suchte ihr Blick nach Em. »Gibt es eigentlich noch Kekse?«
40
E in paar Tage darauf saß Sophie mit mehreren Kürbissen und einem scharfen Messer an der Kücheninsel, als Matthew und ich von unserem Spaziergang zurückkamen. Es war kälter geworden, und die Luft roch nach Winter.
»Was meint ihr dazu?«, fragte Sophie und drehte den Kürbis zu uns her. Er hatte die ausgehöhlten Augen, gewölbten Brauen und den klaffenden Mund aller Halloween-Kürbisse, aber sie hatte die Gesichtszüge bemerkenswert herausgearbeitet. Vom Mund strahlten Falten aus, und die Stirn war tief gerunzelt, wodurch die Augen leicht schief standen. Insgesamt ließ einen der Anblick frösteln.
»Fantastisch!« Matthew betrachtete begeistert den Kürbis.
Sie biss sich auf die Lippe und begutachtete kritisch ihr eigenes Werk. »Ich bin nicht sicher, ob die Augen so passen.«
Ich lachte. »Immerhin hat er Augen. Wenn Sarah keine Lust zum Schnitzen hat, sticht sie mit einem Schraubenzieher drei Löcher in einen Kürbis und lässt es dabei bewenden.«
»An Halloween haben Hexen viel zu tun. Wir haben nicht immer die Zeit, uns um die Details zu kümmern«, bemerkte Sarah scharf und kam aus der Rezeptur, um Sophies Werk in Augenschein zu nehmen. Sie nickte wohlwollend. »Aber dieses Jahr wird uns die ganze Nachbarschaft beneiden.«
Sophie lächelte schüchtern und zog den nächsten Kürbis zu sich her. »Als Nächstes mache ich einen, der nicht so schrecklich aussieht. Wir wollen die Kinder schließlich nicht zum Weinen bringen.«
Es war nicht mal mehr eine Woche bis Halloween, und Em und Sarah arbeiteten hektisch, um alles für das alljährliche Herbstfest des Hexenkonvents von Madison vorzubereiten. Es würde zu essen geben,
reichlich zu trinken (darunter Ems berühmten Punsch, auf dessen Konto mindestens eine Juli-Geburt ging) und genug Hexerei, um die überdrehten Kinder abzulenken und vom Feuer fernzuhalten, wenn sie von ihrem Halloween-Beutezug zurückkamen. Äpfel mit dem Mund aus dem Fass zu fischen war viel schwieriger, wenn das Obst zuvor verzaubert worden war.
Erst hatten meine Tanten gesagt, dass sie dieses Mal nicht teilnehmen wollten, aber Matthew hatte nur den Kopf geschüttelt. »Alle würden sich wundern, wenn ihr nicht auftaucht. Das ist ein Halloween wie jedes andere.«
Wir hatten ihn zweifelnd angesehen. Schließlich zählten nicht nur Sarah und Em die Stunden bis Halloween.
Gestern Abend hatte Matthew uns dargelegt, wie wir alle nacheinander aus dem Haus verschwinden würden, angefangen mit Nathaniel und Sophie und endend mit Marcus und Miriam. Auf diese Weise, hoffte er, würde unsere Abreise weniger auffallen – und er war zu keiner Diskussion bereit.
Marcus und Nathaniel hatten sich lange angesehen, als Matthew seine Ankündigung vorbrachte, dann hatte der Dämon mit zusammengepressten Lippen den Kopf geschüttelt und der junge Vampir den Tisch angestarrt, während in seinem Kiefer ein Muskel gezuckt hatte.
»Aber wer verteilt dann die Süßigkeiten?«, fragte Em.
Matthew überlegte kurz. »Das übernehmen Diana und ich.«
Als wir alle vom Tisch aufgestanden waren, hatten die beiden jungen Männer etwas von Milch holen gemurmelt und waren aus dem Raum
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