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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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Gefühl war unglaublich intensiv.
    Dann entsann ich mich, wie spät es war, und zog das schwarze Kleid an. Mit dem geflochtenen Haar, das über meinen Rücken fiel, sah ich
aus, als wäre ich einem Foto vom Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts entstiegen.
    »Zu dumm, dass wir nicht in den Ersten Weltkrieg zurückkehren«, sagte Matthew und zupfte an seinen Ärmeln. »In diesem Aufzug könntest du 1912 problemlos als Lehrerin durchgehen.«
    »Nicht mit denen hier.« Ich setzte mich aufs Bett und begann die rot-weiß geringelten Strümpfe hochzuziehen.
    Matthew bog sich vor Lachen und flehte mich an, sofort den Hut aufzusetzen.
    »Damit setze ich mich nur in Brand!«, protestierte ich. »Warte ab, bis die Kürbislaternen angezündet sind.«
    Wir gingen mit den Streichhölzern nach draußen, weil wir annahmen, die Kürbisse auch auf herkömmliche Art anzünden zu können. Doch inzwischen war eine Brise aufgekommen, die unsere Streichhölzer immer wieder ausblies und verhinderte, dass die Kerzen Feuer fingen.
    »Verdammt«, fluchte ich. »Das wäre einfach zu schade um Sophies Arbeit.«
    »Kannst du nicht einen Spruch einsetzen?« Matthew machte sich schon bereit, es noch einmal mit den Streichhölzern zu versuchen.
    »Wenn ich das nicht könnte, dann sollte ich nicht mal an Halloween so tun, als wäre ich eine Hexe.« Ich brauchte mir nur vorzustellen, wie ich Sophie mein Versagen erklären musste, und schon war der Docht im Kürbis entflammt. Nacheinander zündete ich auch die anderen elf immer verwegeneren und gruseligeren Kürbisse an, die aufgereiht die Zufahrt säumten.
    Um sechs Uhr klopfte es das erste Mal energisch an unsere Tür, und wir hörten jemanden gedämpft »Süßes oder Saures!« rufen. Matthew hatte noch nie ein amerikanisches Halloween miterlebt und begrüßte sichtlich begeistert unsere ersten Besucher. Wer auch immer draußen stand, wurde mit einem herzzerschmelzenden Lächeln empfangen, bevor Matthew mich grinsend an die Tür winkte.
    Eine winzige Hexe und ein kaum größerer Vampir standen Hand in Hand auf unserer Veranda.

    »Süßes oder Saures!«, tönten sie und streckten uns ihren Kissenbezug entgegen.
    »Ich bin ein Vampir«, behauptete der Junge und bleckte Matthew mit seinen Fangzähnen an. Dann deutete er auf seine Schwester. »Und sie ist eine Hexe.«
    »Das kann ich sehen«, bestätigte Matthew tief ernst und betrachtete dabei prüfend das schwarze Cape und die weiße Schminke. »Ich bin auch ein Vampir.«
    Der Junge sah ihn kritisch an. »Deine Mama hat dir aber kein schönes Kostüm gemacht. Du siehst überhaupt nicht aus wie ein Vampir. Wo ist dein Umhang?« Der Minivampir nahm die Spitzen des Satinumhangs in die Fäuste, breitete die Arme aus und präsentierte seine Fledermausflügel. »Siehst du, du brauchst nämlich ein Cape, sonst kannst du nicht fliegen. Und du kannst dich sonst gar nicht in eine Fledermaus verwandeln.«
    »Ach ja. Das ist ein Problem. Mein Umhang liegt zu Hause, und jetzt kann ich nicht mehr heimfliegen und ihn holen. Vielleicht kann ich mir ja deinen leihen.« Matthew schüttete eine Hand voll Naschzeug in jeden Kissenbezug, und die beiden Kinder bekamen ob dieser Großzügigkeit riesige Augen. Ich streckte den Kopf zur Tür hinaus, um den Eltern zuzuwinken.
    »Bei ihr sieht man gleich, dass sie eine Hexe ist«, piepste das kleine Mädchen und blickte mit einem wohlwollenden Nicken auf meine rot-weißen Ringelstrümpfe und die schwarzen Stiefel. Dann drängten die Eltern zum Aufbruch, die beiden Kinder riefen uns ein Danke zu, während sie zum Auto zurückliefen, und stiegen in den wartenden Wagen.
    Im Verlauf der nächsten drei Stunden begrüßten wir einen nicht abreißenden Strom von Märchenprinzessinnen, Piraten, Geistern, Skeletten, Meerjungfrauen und Aliens sowie weitere Hexen und Vampire. Ich ermahnte Matthew freundlich, dass ein Bonbon pro Kobold das absolute Maximum sei und dass ihm lange vor dem Ende der Kinderrunde um neun Uhr die Munition ausgehen würde, wenn er die Süßigkeiten weiterhin mit vollen Händen verteilte.

    Trotzdem brachte ich diese Kritik nur ganz behutsam vor, schließlich genoss er den Abend sichtlich. Wenn er mit den Kindern sprach, die an unsere Tür kamen, zeigte er eine ganz neue Seite. Er ging in die Hocke, um weniger einschüchternd zu wirken, erkundigte sich nach ihren Kostümen und versicherte jedem kleinen Jungen, der als Vampir auftrat, dass er die gruseligste Erscheinung sei, die ihm je vor Augen gekommen war.
    Am

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