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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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benahm sich immer anders, wenn wir zu zweit waren, aber jetzt, wo unsere Familien abgereist waren, empfand ich den Kontrast besonders stark. Seit wir in Madison angekommen waren, hatte er Stück um Stück die Verantwortung für acht weitere Leben übernommen. Wer es auch war und in welcher Beziehung derjenige auch zu ihm stand, er hatte über jeden Einzelnen mit leidenschaftlicher Inbrunst gewacht. Jetzt musste er nur noch auf mich aufpassen.
    »Wir hatten kaum Zeit, uns zu unterhalten«, überlegte ich und sah im Geist die Tage seit unserer ersten Begegnung wie einen Wirbelwind über mich hinwegfegen. »Allein, meine ich.«
    »Die letzten Wochen haben uns fast biblische Prüfungen beschert. Ich glaube, nur die Heuschreckenplage ist uns erspart geblieben.« Er
überlegte kurz. »Aber wenn uns das Universum tatsächlich auf ganz altmodische Weise auf die Probe stellen will, dann ist dies das Ende unserer Prüfungen. Heute Abend sind es genau vierzig Tage.«
    So wenig Zeit, in der so viel geschehen war.
    Ich stellte den leeren Becher auf dem Tisch ab und fasste seine Hände. »Wohin gehen wir, Matthew?«
    »Kannst du noch etwas warten, mon cœur ?« Er sah aus dem Fenster. »Ich möchte diesen Tag so lange wie möglich genießen. Und es wird schon bald dunkel.«
    »Ich spiele gern Mann und Frau mit dir.« Ich strich eine Strähne zurück, die ihm in die Stirn gerutscht war.
    »Und ich liebe es, Mann und Frau mit dir zu spielen.« Er hielt meine Hand gefangen.
    Wir plauderten noch eine halbe Stunde, bis Matthew wieder nach draußen sah. »Geh nach oben, und nimm ein Bad. Und nimm am besten auch noch eine lange, heiße Dusche. In den folgenden Tagen wirst du dich vielleicht hin und wieder nach einer Pizza sehnen. Aber das wird nicht zu vergleichen sein mit deinem Verlangen nach heißem Wasser. In ein paar Wochen wirst du ohne nachzudenken für eine heiße Dusche morden.«
    Während ich badete, brachte mir Matthew mein Halloweenkostüm: ein wadenlanges schwarzes Kleid mit hohem Kragen, spitze Stiefel und einen Spitzhut.
    »Was ist das, wenn ich fragen darf?« Er hielt ein Paar rot-weiß geringelte Strümpfe in die Luft.
    »Das sind die Strümpfe, von denen Em geredet hat.« Ich stöhnte. »Sie kriegt das doch bestimmt mit, wenn ich die nicht anziehe.«
    »Hätte ich noch mein Handy, würde ich dich in diesen grässlichen Dingern fotografieren und dich mit dem Bild bis in alle Ewigkeit erpressen.«
    »Gibt es etwas, womit ich mir dein Schweigen erkaufen könnte?« Ich ließ mich tiefer in die Wanne sinken.
    »Bestimmt«, sagte Matthew und warf die Strümpfe hinter sich.
    Genau wie beim Abendessen gestern und beim Frühstück heute
vermieden wir es sorgsam zu erwähnen, dass wir vielleicht das letzte Mal so unbeschwert zusammen waren. Ich war noch eine Novizin, aber Em hatte mir erzählt, dass selbst die erfahrensten Zeitreisenden einen gesunden Respekt vor den unvorhersehbaren Konsequenzen zeigten, die das Wechseln zwischen Vergangenheit und Zukunft mit sich brachte.
    Matthew spürte meinen Stimmungsumschwung und reagierte, indem er erst noch zärtlicher wurde und dann so besitzergreifend, dass ich ausschließlich an ihn denken konnte.
    Obwohl wir uns beide danach sehnten, bei dem anderen Trost und Zuspruch zu suchen, vollzogen wir unsere Ehe nicht.
    »Wenn wir in Sicherheit sind«, hatte er gemurmelt und mich dann auf mein Schlüsselbein geküsst. »Wenn wir mehr Zeit haben.«
    Dann platzte plötzlich meine Pockenblase. Matthew untersuchte die Stelle und verkündete, dass sie sehr gut aussehe  – was ich ein bisschen befremdlich fand, schließlich handelte es sich um eine zornig nässende Wunde von der Größe einer kleinen Münze. Er nahm erst den Verband an meinem Hals ab und entblößte die kaum noch sichtbare Naht, die Miriam gesetzt hatte, dann den an meinem Arm.
    »Du heilst schnell«, meinte er anerkennend und küsste mich in die Ellenbeuge, wo er aus meiner Ader getrunken hatte. Seine Lippen fühlten sich warm auf meiner Haut an.
    »Merkwürdig. Meine Haut ist da ganz kalt.« Ich berührte meinen Hals. »Hier auch.«
    Matthew strich mit dem Daumen über die Stelle, unter der meine Halsschlagader verlief. Ich erschauerte unter seiner Berührung. Es fühlte sich an, als hätte sich die Anzahl der Nervenenden verdreifacht.
    »Gesteigerte Empfindsamkeit«, stellte Matthew fest, »so als wärst du stellenweise ein Vampir.« Er beugte sich vor und legte die Lippen auf meinen Puls.
    »Huch«, japste ich, denn das

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