Seelen der Nacht
Bescheid sagen, wenn Miriam und Marcus abgefahren sind?«, fragte Em.
»Hier. Nimm das.« Matthew reichte ihnen mit einem schiefem Grinsen sein Handy. »Ruft Marcus selbst an. Wo wir hingehen, gibt es sowieso keinen Empfang.«
»Bist du sicher?«, fragte Em zweifelnd. Für uns alle war Matthews Handy so etwas wie ein zusätzliches Körperteil, und es war eigenartig, ihn ohne zu sehen.
»Absolut. Die meisten Daten habe ich gelöscht, aber ich habe ein paar Kontaktnummern für euch draufgelassen. Setzt euch mit Ysabeau oder Hamish in Verbindung, sobald ihr euch Sorgen macht oder etwas schrägläuft. Sie werden euch abholen lassen, ganz gleich, wo ihr auch seid.«
»Sie haben Hubschrauber«, murmelte ich Em zu und hakte mich bei ihr ein.
Marcus’ Handy läutete. »Nathaniel«, sagte er nach einem Blick aufs Display. Dann trat er in einer Geste, die ich nur zu gut von seinem Vater kannte, einen Schritt zurück, bevor er den Anruf annahm.
Matthew beobachtete seinen Sohn mit einem wehmütigen Lächeln. »Die beiden werden sich allen möglichen Ärger aufhalsen, aber wenigstens wird sich Marcus nicht so allein fühlen.«
»Es geht ihnen gut.« Marcus hatte sich uns wieder zugewandt und trennte die Verbindung. In einer weiteren Geste, die mich an Matthew
erinnerte, fuhr er sich lächelnd mit den Händen durchs Haar. »Ich sollte mich jetzt verabschieden.«
Em hielt Marcus lange in den Armen, und ihre Augen wurden feucht dabei. »Ruf uns auch an«, befahl sie ihm streng. »Wir wollen wissen, ob ihr beide wohlauf seid.«
»Passt gut auf euch auf.« Sarah kniff die Augen zusammen und drückte ihn an ihre Brust. »Und zweifelt nicht an euch.«
Miriam gab sich beim Abschied ganz gefasst, ich hingegen ganz und gar nicht.
»Wir sind so stolz auf dich«, sagte Em, nahm mein Gesicht in beide Hände und ließ ihren Tränen freien Lauf. »Deine Eltern wären es auch. Gebt aufeinander Acht.«
»Das werden wir«, versicherte ich ihr und wischte mir die Tränen weg.
Sarah ergriff meine Hände. »Hör auf deine Lehrer – wer sie auch sein werden. Sag nie nein, bevor du sie angehört hast.« Ich nickte. »Du besitzt von Natur aus mehr Fähigkeiten als jede Hexe, die mir bisher begegnet ist – vielleicht mehr als jede Hexe seit vielen, vielen Jahren«, fuhr Sarah fort. »Ich bin froh, dass du sie nicht vergeudest. Die Magie ist ein Geschenk, Diana, genau wie die Liebe.« Sie wandte sich an Matthew. »Ich vertraue dir etwas sehr, sehr Kostbares an. Enttäusch mich nicht.«
»Bestimmt nicht, Sarah«, versprach Matthew.
Sie nahm unsere Küsse entgegen und stürmte dann die Stufen hinab zu dem wartenden Wagen.
»Sarah gehen solche Abschiede immer zu Herzen«, erklärte Em. »Wir sprechen uns morgen, Marcus.« Sie setzte sich auf den Fahrersitz und winkte uns über die Schulter hinweg zu. Der Wagen sprang stotternd an, rumpelte dann über die Schlaglöcher in der Zufahrt und bog schließlich ab in Richtung Ort.
Als wir ins Haus zurückkamen, erwarteten Miriam und Marcus uns mit ihren Reisetaschen im Flur.
»Wir fanden, ihr beide solltet noch etwas Zeit für euch haben«, sagte Miriam und reichte Marcus ihre Reisetasche. »Außerdem hasse
ich lange Abschiede.« Sie sah sich um. »Na schön«, erklärte sie dann geschäftig und eilte die Verandastufen hinunter. »Wir sehen uns, wenn ihr zurückkommt.«
Matthew sah Miriam kopfschüttelnd nach, verschwand dann ins Esszimmer und kehrte mit einem Umschlag zurück. »Nimm den«, sagte er barsch zu Marcus.
»Ich wollte nie Großmeister werden«, sagte Marcus.
»Glaubst du, ich wollte das? Das war damals der Traum meines Vaters. Philippe hat mir damals das Versprechen abgenommen, dass ich die Bruderschaft nicht in Baldwins Hände legen würde. Ich bitte dich um dasselbe.«
»Ich verspreche es dir.« Marcus nahm den Umschlag entgegen. »Dennoch wünschte ich, ihr müsstet nicht fort.«
»Es tut mir leid, Marcus.« Ich schluckte den Kloß in meiner Kehle hinunter und legte die warmen Finger auf sein kaltes Fleisch.
»Was?« Er schenkte mir ein strahlendes und aufrichtiges Lächeln. »Dass du meinen Vater glücklich gemacht hast?«
»Dass ich dich in diese Lage gebracht und ein solches Chaos hinterlassen habe.«
»Ich fürchte mich nicht vor dem Krieg, falls du das meinst. Dass ich in Matthews Fußstapfen treten soll, macht mir viel mehr Sorgen.« Marcus brach das Siegel. Mit diesem täuschend belanglosen Knacken wurde er zum Großmeister der Lazarusritter.
»Je suis à
Weitere Kostenlose Bücher