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Seelen

Titel: Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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übernommen. Wird sie auch nicht. Das werde ich nicht zulassen!« Meine Stimme wurde wieder lauter.
    »Natürlich nicht«, sagte sie beschwichtigend. »Das wird natürlich nicht passieren. Aber wenn Sie derart … unglücklich sind, hätten Sie mir das früher sagen sollen. Sie müssen zu einem Heiler gehen.«
    In meinem Gefühlschaos brauchte ich eine Weile, bis ich verstand.
    »Zu einem Heiler? Sie meinen, ich soll springen? «
    »Niemand würde Ihnen eine solche Entscheidung vorwerfen, Wanderer. Bei einem fehlerhaften Wirt hat jeder vollstes Verständnis dafür …«
    » Fehlerhaft? Sie ist nicht fehlerhaft. Ich bin fehlerhaft. Ich bin zu schwach für diese Welt!« Ich ließ den Kopf in meine Hände sinken, als mich die Demütigung überwältigte. Neue Tränen stiegen mir in die Augen.
    Kathy legte mir den Arm um die Schultern. Ich war so sehr damit beschäftigt, meine Gefühle unter Kontrolle zu bringen, dass ich mich ihr nicht entzog, auch wenn mir das eigentlich zu viel Nähe war.
    Sie störte es auch. Sie wollte nicht von einer Außerirdischen umarmt werden.
    Natürlich war Melanie in diesem Augenblick sehr präsent und unerträglich triumphierend, als ich schließlich eingestand, wie viel Macht sie besaß. Sie war geradezu übermütig. Wenn ich derart von Gefühlen übermannt wurde, war es immer besonders schwierig, sie unter Kontrolle zu halten.
    Ich versuchte mich selbst zu beruhigen, damit ich sie wieder in ihre Schranken verweisen konnte.
    Du bist diejenige, die hier nichts zu suchen hat. Ihr Gedanke war schwach, aber verständlich. So schlimm war es also schon, dass sie stark genug war, mit mir zu sprechen, wann immer sie wollte. So schlimm wie ganz am Anfang, als ich gerade bei Bewusstsein war.
    Geh weg. Das ist jetzt mein Platz.
    Niemals.
    »Wanderer, meine Liebe, nein. Wir wissen beide, dass Sie nicht schwach sind.«
    »Hmpf.«
    »Hören Sie. Sie sind stark. Ungewöhnlich stark. Wir sind uns normalerweise alle so ähnlich, aber Sie ragen aus der Masse hervor. Es ist erstaunlich, wie mutig Sie sind. Davon zeugen Ihre vergangenen Leben.« Meine vergangenen Leben vielleicht, aber dieses? Wo war jetzt meine Stärke?
    »Die Menschen unterscheiden sich viel mehr voneinander«, fuhr Kathy fort. »Es gibt unter ihnen eine so große Bandbreite an Individuen und manche sind viel stärker als andere. Ich bin überzeugt, dass Melanie jeden anderen, den man in diesen Wirt implantiert hätte, innerhalb weniger Tage vernichtet hätte. Vielleicht ist es Zufall, vielleicht ist es Schicksal, aber mir scheint, dass die stärkste Vertreterin unserer Art von der stärksten ihrer Art beherbergt wird.«
    »Spricht nicht gerade für unsere Art, oder?«
    Sie hörte den Hintersinn in meinen Worten. »Sie ist nicht dabei zu gewinnen, Wanderer. Sie sind diese wunderbare Person hier neben mir. Sie ist nur ein Schatten in einer Ecke Ihres Gehirns.«
    »Sie spricht mit mir, Kathy. Sie denkt immer noch ihre eigenen Gedanken. Sie hat immer noch ihre Geheimnisse vor mir.«
    »Aber sie spricht nicht für Sie, oder? Ich bezweifle, dass ich das an Ihrer Stelle behaupten könnte.«
    Ich antwortete nicht. Ich fühlte mich zu elend.
    »Ich denke, Sie sollten eine Re-Implantation in Betracht ziehen.«
    »Kathy, Sie haben gerade gesagt, sie würde eine andere Seele vernichten. Ich weiß nicht, ob Sie das wirklich glauben – wahrscheinlich versuchen Sie nur, Ihre Arbeit zu machen und mich zu trösten. Aber sie ist wirklich so stark, dass es unfair wäre, sie jemand anderem zu geben, nur weil ich nicht mit ihr fertigwerde. Wer sollte sie übernehmen?«
    »Ich habe das nicht nur gesagt, um Sie zu trösten, meine Liebe.«
    »Na, gerade dann …«
    »Ich glaube nicht, dass dieser Wirt wieder verwendet würde.«
    »Oh.«
    Es lief mir kalt den Rücken hinunter. Und ich war nicht die Einzige, die von dieser Vorstellung aus dem Konzept gebracht wurde.
    Der Gedanke schreckte mich sofort ab. Ich war kein Drückeberger. Während der langsamen Umdrehungen meines letzten Planeten um seine Sonnen - der Welt des Sehtangs, wie sie hier genannt wurde - hatte ich abgewartet. Obwohl der Dauerzustand des Verwurzeltseins viel schneller langweilig geworden war, als ich gedacht hatte, und obwohl das Leben des Sehtangs auf diesem Planeten in Jahrhunderten gemessen würde, hatte ich meinen Wirt nicht vor dem Ende seiner Lebensspanne verlassen. Das zu tun, wäre verschwenderisch, falsch, undankbar. Es widersprach unserem ureigensten Wesen als Seelen. Wir machten aus

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