Seelen
unseren Welten bessere Orte, sonst verdienten wir sie nicht.
Wir verschwendeten nichts. Alles, was wir uns nahmen, machten wir besser, friedlicher und schöner. Und die Menschen waren nun mal roh und unbändig. Sie hatten sich in so großer Zahl gegenseitig umgebracht, dass Mord ein selbstverständlicher Bestandteil ihres Lebens gewesen war. Die unzähligen Foltermethoden, die sie sich in den wenigen Jahrtausenden ihrer Existenz ausgedacht hatten, waren zu viel für mich gewesen; ich hatte nicht mal den trockenen, offiziellen Überblick ertragen können. Auf fast allen Kontinenten hatten Kriege gewütet. Sanktionierter Mord, angeordnet und entsetzlich effektiv. Die Bewohner friedlicher Staaten hatten weggeschaut, als Vertreter ihrer eigenen Spezies auf ihrer Türschwelle verhungert waren. Die üppigen Ressourcen des Planeten waren alles andere als gerecht verteilt gewesen. Am abstoßendsten war jedoch, dass sogar ihre Kinder - die nächste Generation, die meine Art wegen ihrer Verheißung geradezu verehrte - oft Opfer abscheulicher Verbrechen geworden waren. Und nicht etwa nur durch die Hand von Fremden, sondern auch durch die der Bezugspersonen, denen sie anvertraut waren. Sogar der mächtige Erdball selbst war durch ihr achtloses und habgieriges Verhalten in Gefahr geraten. Keiner, der das Vorher mit dem Nachher verglich, kam umhin zuzugeben, dass dieser Planet dank uns ein besserer Ort geworden war.
Ihr rottet eine komplette Spezies aus und klopft euch auch noch auf die Schulter.
Meine Hände ballten sich zu Fäusten.
Ich könnte dich ausrangieren lassen, erinnerte ich sie.
Nur zu. Mach den Mord an mir amtlich.
Ich bluffte, aber Melanie ebenfalls.
Sie dachte also, sie wolle sterben. Sie hatte sich schließlich in den Aufzugschacht gestürzt. Aber das war in einem Augenblick der Panik und Verzweiflung geschehen. Von einem bequemen Sessel aus betrachtet, sah die Sache plötzlich ganz anders aus. Ich spürte, wie Adrenalin - Adrenalin, das von ihrer Angst herrührte - durch meine Gliedmaßen schoss, als ich den Umzug in einen gefügigeren Körper in Erwägung zog.
Es wäre schön, wieder allein zu sein. Mein Gehirn wieder für mich zu haben. Diese Welt hatte auf ganz neuartige Weise so viel Schönes zu bieten und es wäre wunderbar, das alles genießen zu können, ohne von einem wütenden, verdrängten Überbleibsel abgelenkt zu werden, dem nichts Besseres einfiel, als hier unerwünscht herumzulungern.
Melanie wand sich in meinem Hinterkopf, als ich versuchte, vernünftig darüber nachzudenken. Vielleicht sollte ich wirklich aufgeben …
Allein die Worte ließen mich jeden Muskel anspannen. Ich, Wanderer, aufgeben? Mich drücken? Mein Scheitern eingestehen und es mit einem schwachen Wirt ohne Rückgrat, der mir keinerlei Probleme bereiten würde, noch einmal versuchen?
Ich schüttelte den Kopf. Der Gedanke war mir unerträglich.
Außerdem … dies hier war mein Körper . Ich hatte mich daran gewöhnt, wie er sich anfühlte. Es gefiel mir, wie sich die Muskeln über den Knochen spannten, die Gelenke sich beugten und die Sehnen sich strafften. Ich wusste, wie mein Spiegelbild aussah. Die sonnengebräunte Haut, meine hohen, ausgeprägten Wangenknochen, die kurze seidige Kappe aus mahagonifarbenem Haar, das dunkle Braungrün meiner Augen - das war ich.
Ich wollte mich selbst behalten. Ich würde nicht zulassen, dass zerstört wurde, was jetzt mir gehörte.
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V erfolgt
D raußen vor dem Fenster begann es endlich zu dämmern. Der Tag, ein heißer Tag für März, hatte sich in die Länge gezogen, als sträubte er sich zu enden und mich freizugeben.
Ich schniefte und knüllte das nasse Taschentuch wieder zusammen. »Kathy, Sie haben doch bestimmt noch was anderes vor. Curt fragt sich sicher schon, wo Sie bleiben.«
»Er wird Verständnis haben.«
»Ich kann doch nicht ewig hier sitzen. Und wir sind immer noch meilenweit von einer Antwort entfernt.«
»Blitz-Problemlösungen sind nicht meine Spezialität. Sie haben sich also gegen einen neuen Wirt entschieden …«
»Ja.«
»Dann wird es vermutlich einige Zeit dauern, das hier in den Griff zu kriegen.«
Frustriert biss ich die Zähne zusammen.
»Und es wird schneller und einfacher gehen, wenn Sie Hilfe haben.«
»Ich verspreche, in Zukunft meine Termine regelmäßiger wahrzunehmen.«
»Das hoffe ich, aber ich meinte eigentlich etwas anderes.«
»Sie meinen Hilfe von … jemand anderem als Ihnen?« Beim Gedanken daran, den heutigen Tag mit einem
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