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Seelen

Titel: Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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als Sehtang, was es leichter macht als etwas, das völlig neu für mich wäre. Ich bin Curt sehr dankbar, dass er mich angefordert hat.«
    »Alle an der Uni sind froh, Sie zu haben.« Kathy lächelte herzlich. »Wissen Sie, wie ungewöhnlich es für einen Geschichtsprofessor ist, Erfahrung mit auch nur zwei Planeten im Lebenslauf vorweisen zu können? Sie dagegen haben auf fast allen ein ganzes Leben verbracht. Und dann auch noch der Ursprung! Es gibt keine einzige Universität auf diesem Planeten, die Sie uns nicht liebend gerne wegnehmen würde. Curt ist ständig darauf bedacht, Sie beschäftigt zu halten, damit Sie keine Zeit haben, über einen Wechsel nachzudenken.«
    » Honorarprofessor «, verbesserte ich sie.
    Kathy lächelte und holte dann tief Luft, während das Lächeln erstarb.
    »Als Sie so lange nicht hergekommen sind, habe ich gedacht, dass sich Ihre Probleme von selbst gelöst hätten. Aber dann fragte ich mich, ob der Grund für Ihre Abwesenheit vielleicht eher war, dass sie schlimmer geworden sind.«
    Ich starrte auf meine Hände und schwieg.
    Meine Hände waren hellbraun - ein Braun, das nie verblasste, egal, ob ich mich in der Sonne aufhielt oder nicht. Auf der Haut gleich über dem linken Handgelenk war eine dunkle Sommersprosse zu sehen. Meine Nägel waren kurz geschnitten. Ich mochte keine langen Nägel. Es war ein unangenehmes Gefühl, wenn man damit über die Haut streifte. Außerdem waren meine Finger sowieso schon so lang und dünn - wenn dann noch lange Fingernägel dazukamen, sahen sie seltsam aus. Sogar für einen Menschen.
    Nach einer Weile räusperte sie sich. »Ich schätze, meine Vermutung war richtig.«
    »Kathy.« Ich sprach ihren Namen langsam aus, um Zeit zu gewinnen. »Warum haben Sie Ihren Menschennamen behalten? Haben Sie dadurch eher das Gefühl, Sie würden eine … Einheit bilden? Mit Ihrem Wirt, meine ich.« Ich hätte auch gerne mehr über Curts Entscheidung erfahren, aber das war eine so persönliche Frage - es wäre nicht richtig gewesen, irgendjemanden außer Curt selbst danach fragen, noch nicht einmal seine Frau. Ich fürchtete, auch so schon unhöflich gewesen zu sein, aber sie lachte.
    »Gute Güte, nein, Wanderer. Habe ich Ihnen das nicht erzählt? Hmm. Wahrscheinlich nicht, schließlich ist es nicht mein Job zu reden, sondern zuzuhören. Die meisten Seelen, mit denen ich spreche, brauchen nicht so viel Ermutigung wie Sie. Wussten Sie, dass ich mit einem der ersten Siedlerschübe auf die Erde gekommen bin, bevor die Menschen überhaupt wussten, dass wir hier waren? Ich war von menschlichen Nachbarn umgeben. Curt und ich mussten mehrere Jahre lang vorgeben, unsere Wirte zu sein. Und so wurde Kathy einfach zu mir. Dazu kam, dass die Übersetzung meines letzten Namens vierzehn Wörter umfasste und sich nicht gut abkürzen ließ.« Sie grinste. Das Sonnenlicht, das durch das Fenster fiel, schien ihr in die Augen und ließ ihren silbrig grünen Widerschein über die Wand tanzen. Einen Augenblick lang schillerten die smaragdgrünen Iris.
    Ich hatte keine Ahnung gehabt, dass diese sanfte, gemütliche Frau ein Teil der Vorhut gewesen war. Es dauerte einen Moment, bis ich das verarbeitet hatte. Ich sah sie überrascht und plötzlich mit mehr Respekt an. Bisher hatte ich Helfer nie sehr ernst genommen - ich hatte noch nie einen nötig gehabt. Sie waren etwas für Leute mit Schwierigkeiten, für die Schwachen, und ich schämte mich, hier zu sein. Dadurch, dass ich jetzt Kathys Geschichte kannte, fühlte ich mich in ihrer Gegenwart etwas weniger unwohl. Sie wusste, was Stärke war.
    »Hat es Ihnen viel ausgemacht?«, fragte ich. »Vorzugeben, Sie wären eine von ihnen?«
    »Nein, eigentlich nicht. Wissen Sie, ich hatte genug damit zu tun, mich an diesen Wirt zu gewöhnen - es gab so viel Neues zu verarbeiten. Reizüberflutung. Alles, was darüber hinausging, dem vorgegebenen Muster zu folgen, hätte mich am Anfang überfordert.«
    »Und Curt… Sie haben sich entschieden, mit dem Mann Ihres Wirts zusammenzubleiben? Auch nachdem es vorbei war?«
    Diese Frage war schon gezielter und Kathy erfasste das sofort. Sie verlagerte ihr Gewicht und zog die Beine auf die Sitzfläche ihres Sessels. Nachdenklich fixierte sie einen Punkt direkt über meinem Kopf, während sie antwortete.
    »Ja, ich habe mich für Curt entschieden - und er sich für mich. Am Anfang war es nichts als Zufall, ein Auftrag. Dass wir so viel Zeit miteinander verbrachten und die Gefährlichkeit unserer Mission

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