Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Seelen

Titel: Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
Vom Netzwerk:
sein.«
    »Nein!« Ich war mir nicht sicher, wer schrie. Es hätte durchaus ich sein können. Ich war ebenfalls entsetzt.
    Schwankend kam ich auf die Beine. Meine Augen blieben ausnahmsweise tränenlos, während meine geballten Fäuste zitterten.
    »Wanderer?«
    Aber ich drehte mich um und rannte zur Tür, während ich die Worte unterdrückte, die nicht aus meinem Mund kommen durften. Worte, die nicht meine sein konnten. Worte, die nur Sinn ergaben, wenn sie von ihr stammten, die sich aber so anfühlten, als wären es meine. Sie konnten nicht meine sein. Sie durften nicht ausgesprochen werden.
    Das bringt ihn um! Dann gibt es ihn nicht mehr! Ich will keinen anderen. Nie. Niemals! Ich will Jared und nicht irgendeinen Fremden in seinem Körper. Ohne ihn ist der Körper nichts.
    Ich hörte, wie Kathy hinter mir herrief, als ich auf die Straße rannte.
    Ich wohnte nicht weit entfernt von der Praxis der Helferin, aber die Dunkelheit auf der Straße verwirrte mich. Ich war schon zwei Häuserblocks entfernt, als ich merkte, dass ich in die falsche Richtung rannte.
    Leute wurden auf mich aufmerksam. Ich trug keine Sportkleidung und ich joggte auch nicht, sondern floh. Aber niemand belästigte mich; alle wandten höflich den Blick ab. Sie nahmen vermutlich an, dass ich neu in diesem Wirt war. Mich aufführte wie ein Kind.
    Ich verlangsamte meine Schritte und bog Richtung Norden ab, um auf dem Rückweg nicht wieder an Kathys Praxis vorbeizumüssen.
    Ich ging zügig und hörte, wie meine Schritte zu schnell auf dem Bürgersteig auftrafen, als versuchten sie, das Tempo mitreißender Tanzmusik zu halten. Klack, klack, klack , machte es auf dem Asphalt. Nein, das war nicht der Rhythmus eines Schlagzeugs, dafür klang es zu zornig. Zu gewalttätig. Klack, klack, klack . Wie jemand, der einen anderen schlug. Das schreckliche Bild ließ mich schaudern.
    Ich konnte schon die Lampe über meiner Wohnungstür brennen sehen. Ich hatte nicht lange für den Weg gebraucht. Allerdings überquerte ich nicht die Straße.
    Mir war schlecht. Ich erinnerte mich, wie es war, sich zu übergeben, obwohl ich es noch nie getan hatte. Kalter Schweiß perlte auf meiner Stirn, ein dumpfes Geräusch dröhnte mir in den Ohren. Ich war ziemlich sicher, dass ich kurz davor war, selbst diese Erfahrung zu machen.
    Neben dem Bürgersteig war ein Grünstreifen, auf dem eine gut gestutzte Hecke eine Straßenlaterne umschloss. Ich hatte keine Zeit, mir einen besseren Platz zu suchen. Ich stolperte in den Lichtkegel und stützte mich am Laternenpfahl ab. Mir war schwindlig vor Übelkeit.
    Ja, ich würde garantiert gleich erfahren, wie es war, sich zu übergeben.
    »Wanderer, sind Sie das? Wanderer, sind Sie krank?«
    Ich war nicht in der Lage, mich auf die Stimme zu konzentrieren, die mir irgendwie bekannt vorkam. Aber die Tatsache, dass ich Publikum hatte, während ich mich über die Hecke beugte und krampfartig meine letzte Mahlzeit hervorwürgte, machte alles nur noch schlimmer.
    »Wer ist Ihr Heiler hier?«, fragte die Stimme, die durch das Summen in meinen Ohren weit entfernt klang. Eine Hand berührte meinen gebeugten Rücken. »Brauchen Sie einen Krankenwagen?«
    Ich hustete zweimal hintereinander und schüttelte den Kopf. Ich war sicher, dass es vorbei war; mein Magen war leer.
    »Ich bin nicht krank«, sagte ich, während ich mich am Laternenpfahl hochzog. Ich sah auf, um herauszufinden, wer diesen peinlichen Moment beobachtet hatte.
    Die Sucherin aus Chicago hielt ihr Handy in der Hand und überlegte, wen sie anrufen sollte. Ich sah sie einmal kurz an und beugte mich sofort wieder über das Blattwerk. Leerer Magen hin oder her, sie war die Letzte, die ich gerade sehen wollte.
    Aber während sich mein Magen vergeblich zusammenzog, wurde mir klar, dass es einen Grund für ihre Anwesenheit geben musste.
    O nein! O nein, nein, nein, nein, nein, nein!
    »Warum?«, brachte ich mühsam hervor. Panik und Übelkeit nahmen meiner Stimme alle Kraft. »Warum sind Sie hier? Was ist passiert?« Die beunruhigenden Worte der Helferin dröhnten in meinem Kopf.
    Ich starrte die Hände, die die Sucherin am Kragen ihres schwarzen Anzugs gepackt hatten, zwei Sekunden lang an, bevor ich begriff, dass es meine waren.
    »Aufhören!«, sagte sie mit wütendem Gesicht. Ihre Stimme vibrierte.
    Ich schüttelte sie immer noch.
    Mein Griff löste sich und ich schlug mir die Hände vors Gesicht. »Entschuldigung!«, stieß ich hervor. »Tut mir leid. Ich weiß nicht, was in mich

Weitere Kostenlose Bücher