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Seelen

Titel: Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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Felswand, die sich in meinen Rücken drückte. Er nutzte sie, um mich noch fester an sich zu pressen. Es gab keinen Teil von mir, der nicht mit ihm verschmolzen war.
    Da waren nur wir zwei, so nah beieinander, dass wir fast eins waren.
    Nur wir.
    Niemand sonst.
    Allein.
    Ian merkte es, als ich aufgab. Er musste darauf gewartet haben - nicht so vollständig von seinem Körper dominiert, wie ich gedacht hatte. Er wich zurück, sobald meine Arme erschlafften, ließ aber sein Gesicht nah an meinem, seine Nasenspitze an meiner.
    Ich ließ die Arme sinken und er atmete tief durch. Langsam löste er beide Hände und legte sie mir leicht auf die Schultern.
    »Erklär’s mir«, sagte er.
    »Sie ist weg«, flüsterte ich. Mein Atem ging immer noch stoßweise. »Ich kann sie nicht finden. Noch nicht mal jetzt.«
    »Melanie?«
    »Ich kann sie nicht hören! Ian, wie soll ich wieder zu Jamie hineingehen? Er wird merken, dass ich lüge! Wie soll ich ihm erklären, dass ich ausgerechnet jetzt seine Schwester verloren habe? Ian, er ist krank! Ich kann es ihm nicht sagen! Es wird ihn aufregen, seine Genesung verhindern! Ich …«
    Ian drückte mir die Finger auf die Lippen. »Schsch, schsch. Gut. Lass uns in Ruhe darüber nachdenken. Wann hast du sie zum letzten Mal gehört?«
    »Oh, Ian! Direkt nachdem ich … im Krankenflügel. Und sie hat versucht, sie zu verteidigen … und ich habe sie angebrüllt … und ich … ich habe sie zum Teufel gejagt! Und seitdem habe ich sie nicht mehr gehört. Ich kann sie nicht finden!«
    »Schsch«, sagte er noch einmal. »Ganz ruhig. Gut. Also, was möchtest du wirklich? Ich weiß, du willst Jamie nicht aufregen, aber er wird bestimmt auch so wieder gesund. Überleg doch mal … wäre es nicht besser für dich, wenn …«
    »Nein! Ich kann Melanie nicht auslöschen! Das kann ich nicht, es wäre nicht richtig! Das würde auch aus mir ein Monster machen!«
    »Okay, okay! Gut. Schsch. Wir müssen sie also finden?«
    Ich nickte heftig.
    Er holte noch einmal tief Luft. »Dann musst du … wirklich überwältigt sein, stimmt’s?«
    »Ich weiß nicht, was du meinst.«
    Ich fürchtete allerdings, dass ich es doch wusste.
    Ian zu küssen war eine Sache - vielleicht sogar eine angenehme, wenn ich nicht so wahnsinnig besorgt gewesen wäre - aber etwas … Raffinierteres … Konnte ich …? Mel würde wütend sein, wenn ich ihren Körper dazu benutzte. War es das, was ich tun musste, um sie zu finden? Aber was war mit Ian? Es war so unglaublich unfair ihm gegenüber.
    „ Ich bin gleich zurück «, versprach Ian. »Bleib hier.«
    Zur Bekräftigung drückte er mich an die Wand, dann verschwand er draußen im Gang.
    Es fiel mir schwer, auf ihn zu hören. Ich wollte ihm nachlaufen, um zu sehen, was er tat und wo er hinging. Wir mussten darüber reden … ich musste darüber nachdenken. Aber dazu hatte ich keine Zeit. Jamie wartete auf mich, voller Fragen, die ich nicht mit Lügen beantworten konnte. Nein, er wartete nicht auf mich, er wartete auf Melanie. Was hatte ich getan? Was, wenn sie wirklich weg war?
    Mel, Mel, Mel, komm zurück! Melanie, Jamie braucht dich. Nicht mich, er braucht dich. Er ist krank, Mel. Mel, hörst du mich? Jamie ist krank!
    Ich sprach mit mir selbst. Niemand hörte mich.
    Meine Hände zitterten vor Angst und Nervosität. Ich würde hier nicht viel länger warten können. Ich hatte das Gefühl, als würde ich vor Aufregung platzen.
    Endlich hörte ich Schritte. Und Stimmen. Ian war nicht allein. Ich war verwirrt.
    »Tu einfach so, als wäre es … ein Experiment«, sagte Ian gerade.
    »Bist du verrückt?«, erwiderte Jared. »Ist das irgendein perverser Witz?«
    Mein Magen sank mir bis in die Kniekehlen.
    Überwältigt. Das hatte er gemeint.
    Das Blut schoss mir ins Gesicht, das heißer glühte als Jamies Fieber. Was machte Ian mit mir? Ich wollte wegrennen, mich in einem besseren Versteck verkriechen als beim letzten Mal, irgendwo, wo ich niemals gefunden werden konnte, egal, wie viele Taschenlampen sie mitbrachten. Aber meine Beine zitterten und ich konnte mich nicht vom Fleck rühren.
    Ich sah Ian und Jared die große Tunnelkreuzung betreten. Ians Gesicht war ausdruckslos; er hatte Jared eine Hand auf die Schulter gelegt und führte, nein, stieß ihn beinahe vorwärts. Jared starrte Ian wütend und zweifelnd ins Gesicht.
    »Hier lang«, forderte Ian Jared auf und brachte ihn zu mir. Ich presste meinen Rücken an die Felsen.
    Jared sah mich, sah meinen entsetzten Gesichtsausdruck,

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