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Seelen

Titel: Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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bei unserem Zimmer angelangt waren. Ich musste mich um andere Dinge kümmern, bevor ich noch anfing zu weinen. Jetzt war nicht der Moment für Selbstmitleid. Es gab Wichtigeres als mein Herz, das mal wieder brach.

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B esessen
    I ch nahm an, dass ich von außen so unbeweglich wie eine Statue wirkte. Meine Hände hatte ich vor mir gefaltet, mein Gesicht war ausdruckslos, meine Atmung so flach, dass sie meine Brust nicht bewegte.
    In meinem Inneren wirbelte dagegen alles durcheinander, als würden sich all meine Moleküle gegenseitig abstoßen.
    Melanie zurückzuholen hatte ihn nicht gerettet. Was ich tun konnte, war nicht genug.
    Der Gang vor unserem Raum war voller Menschen. Jared, Kyle und Ian waren mit leeren Händen von ihrem verzweifelten Beutezug zurückgekehrt. Ein Eiskühler - das war alles, was sie nach drei Tagen, während deren sie ihr Leben riskiert hatten, vorweisen konnten.
    Trudy machte kalte Umschläge, die sie Jamie auf die Stirn, in den Nacken, auf die Brust legte.
    Selbst wenn das Eis das Fieber senkte, das in ihm wütete, wie lange würde es dauern, bis alles geschmolzen war? Eine Stunde? Länger? Weniger lang? Wie lange würde es dauern, bis er weiterstarb?
    Eigentlich hätte ich ihm das Eis auflegen sollen, aber ich war nicht in der Lage, mich zu rühren. Sobald ich mich bewegte, würde ich in winzige Einzelteile zerfallen.
    »Nichts?«, murmelte Doc. »Habt ihr auch überall nachgesehen?«
    »An allen Plätzen, die uns eingefallen sind«, erwiderte Kyle. »Es geht ja nicht um Schmerzmittel oder Drogen … viele Leute hatten guten Grund, so was zu verstecken. Die Antibiotika sind immer ganz offen aufbewahrt worden. Sie sind weg, Doc.«
    Jared starrte nur wortlos den rotgesichtigen Jungen auf dem Bett an.
    Ian stand neben mir. »Guck doch nicht so«, flüsterte er. »Er wird es überstehen. Er ist kräftig.«
    Ich konnte nicht antworten. Hörte noch nicht einmal richtig, was er sagte.
    Doc kniete sich neben Trudy und zog Jamies Kinn herunter. Er schöpfte mit einer Schale etwas von dem Eiswasser aus dem Kühler und ließ es in Jamies Mund rinnen. Wir alle hörten das schwere, schmerzhafte Geräusch, als er schluckte. Aber seine Augen blieben geschlossen.
    Ich hatte das Gefühl, als würde ich mich nie wieder bewegen können. Als würde ich zu einem Teil der Felswand werden. Ich wollte zu Stein werden.
    Wenn sie ein Loch für Jamie in der leeren Wüste gruben, würden sie mich dazulegen müssen.
    Nicht gut genug, murrte Melanie.
    Ich war verzweifelt, aber sie war voller Wut.
    Sie haben es versucht.
    Das reicht nicht. Jamie wird nicht sterben. Sie müssen noch mal raus.
    Wozu? Selbst wenn sie eure alten Antibiotika finden würden, wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie noch wirken? Sie haben ja sowieso nur in der Hälfte der Fälle gewirkt. Minderwertig. Er braucht eure Medikamente nicht. Er braucht mehr als das. Etwas, das wirklich hilft …
    Meine Atmung beschleunigte sich, wurde tiefer, als mir etwas klarwurde.
    Er braucht meine, erkannte ich.
    Mel und ich waren beide überwältigt von der Offensichtlichkeit dieses Gedankens. Seiner Einfachheit.
    Meine Steinlippen brachen auf. »Jamie braucht richtige Medikamente. Solche, wie sie die Seelen haben. Die müssen wir ihm besorgen.«
    Doc runzelte die Stirn. »Wir wissen noch nicht einmal, was sie bewirken, wie sie funktionieren.«
    »Spielt das eine Rolle?« Eine Spur von Melanies Wut tränkte meine Stimme. »Sie wirken. Sie können ihn retten.«
    Jared starrte mich an. Ich spürte, wie auch Ians Blick auf mir ruhte und Kyles und der aller anderen im Raum. Aber ich sah nur Jared.
    »Wir können sie ihm nicht besorgen, Wanda«, sagte Jeb in einem Tonfall, der bereits die Niederlage eingestand. Er hatte aufgegeben. »Wir können uns nur verlassenen Orten nähern. In einem Krankenhaus sind immer eine Menge von deinen Leuten. Vierundzwanzig Stunden am Tag. Zu viele Augen. Wir tun Jamie keinen Gefallen, wenn wir geschnappt werden.«
    »Sicher«, sagte Kyle mit harter Stimme. »Die Tausendfüßler würden seinen Körper liebend gern heilen, wenn sie uns hier finden. Und zu einem von ihnen machen. Bist du darauf aus?«
    Ich drehte mich zu dem großen, spöttischen Mann um. Mein Körper spannte sich an und ich beugte mich vor. Ian legte mir die Hand auf die Schulter, als wollte er mich zurückhalten. Ich glaubte nicht, dass ich Kyle gegenüber sonst handgreiflich geworden wäre, aber vielleicht täuschte ich mich. Ich war so weit von meinem

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