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Seelen

Titel: Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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dichter an ihn heran. Meine Arme schmerzten von der langen Bewegungslosigkeit. Ich legte meine Hand auf seine.
    »Entschuldigung«, flüsterte ich.
    Er drehte die Hand um und schloss seine Finger um meine. »Du musst dich nicht bei mir entschuldigen.«
    »Ich hätte es wissen müssen. Jeb hat Recht. Natürlich wehrt ihr euch. Wie könnte ich euch das vorwerfen?«
    »Jetzt, wo du hier bist, ist es anders. Wir hätten damit aufhören müssen.«
    Aber meine Anwesenheit hatte die Lösung des Problems nur umso dringlicher gemacht. Wie konnte man mich herausreißen und Melanie behalten? Wie konnte man mich auslöschen, um sie zurückzuholen?
    »Im Krieg ist alles erlaubt«, murmelte ich und versuchte zu lächeln.
    Er grinste schwach zurück. »Und in der Liebe. Den Teil hast du vergessen.«
    »Okay, Schluss jetzt«, grummelte Jeb. »Ich bin noch nicht fertig.«
    Ich sah ihn neugierig an. Was kam jetzt noch?
    »Also.« Er holte tief Luft. »Versuch nicht gleich wieder auszurasten, okay?«, sagte er und sah mich an.
    Ich erstarrte und umklammerte Ians Hand.
    Ian warf Jeb einen erschrockenen Blick zu.
    »Du willst es ihr sagen?«, fragte er.
    »Was?«, keuchte ich. »Was ist denn jetzt schon wieder?«
    Jeb hatte sein Pokerface aufgesetzt. »Es geht um Jamie.«
    Diese vier Wörter stellten die Welt erneut auf den Kopf.
    Drei ganze Tage lang war ich Wanderer gewesen, eine Seele unter Menschen. Jetzt war ich plötzlich wieder Wanda, eine sehr verstörte Seele mit menschlichen Gefühlen, die zu stark waren, um sie unter Kontrolle zu bekommen.
    Ich sprang auf - wobei ich Ian mitriss, da meine Hand die seine wie einen Schraubstock umklammert hielt - und schwankte. Mein Kopf drehte sich.
    »Schsch. Ich habe gesagt, du sollst nicht gleich ausrasten, Wanda. Jamie geht es gut. Er macht sich nur Gedanken um dich. Er hat gehört, was passiert ist, und fragt ständig nach dir. Der Junge ist außer sich vor Sorge und ich glaube nicht, dass das gut für ihn ist. Ich bin hergekommen, um dich zu bitten, zu ihm zu gehen. Aber nicht so. Du siehst furchtbar aus. Es wird ihn nur unnötig aufregen. Setz dich hin und iss noch was.«
    »Wie geht es seinem Bein?«, wollte ich wissen.
    »Es hat sich etwas entzündet«, murmelte Ian. »Doc will, dass er im Bett bleibt, sonst wäre er schon längst hier. Wenn Jared ihn nicht schon fast festhalten würde, wäre er trotzdem gekommen.«
    Jeb nickte. »Jared wollte schon beinahe herkommen und dich hintragen, aber ich habe ihm gesagt, er soll mich erst mit dir sprechen lassen. Es würde dem Jungen auch nicht guttun, dich katatonisch zu sehen.«
    Mein Blut fühlte sich an, als wäre es zu Eiswasser geworden, aber das war sicher nur Einbildung.
    »Was habt ihr gegen die Entzündung gemacht?«
    Jeb zuckte mit den Achseln. »Da können wir nichts machen. Der Junge ist stark, er wird schon damit fertigwerden.«
    »Ihr könnt nichts machen? Was soll das heißen?«
    »Es ist eine bakterielle Infektion«, sagte Ian. »Wir haben keine Antibiotika mehr .«
    »Die funktionieren sowieso nicht - Bakterien sind schlauer als eure Medikamente. Es muss etwas Besseres geben, etwas anderes.«
    »Tja, wir haben hier nichts anderes«, sagte Jeb. »Er ist ein gesunder Junge. Es muss einfach seinen Gang gehen.«
    »Seinen … Gang … gehen«, murmelte ich benommen.
    »Iss was«, drängte Ian. »Er macht sich sonst bloß Sorgen, wenn er dich so sieht.«
    Ich rieb mir die Augen und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen.
    Jamie war krank. Es gab hier nichts, um ihn zu behandeln. Keine Möglichkeit, außer abzuwarten, ob sein Körper sich selbst heilen konnte. Und wenn nicht…
    »Nein«, keuchte ich.
    Es kam mir vor, als stünde ich wieder am Rand von Walters Grab und hörte Sand in die Dunkelheit fallen.
    »Nein«, stöhnte ich und kämpfte gegen die Erinnerung an.
    Mechanisch drehte ich mich um und begann mit steifen Schritten auf den Ausgang zuzugehen.
    »Warte«, sagte Ian, aber er zog nicht an der Hand, die er immer noch hielt. Er hielt mit mir Schritt.
    Jeb holte mich ein und ging auf der anderen Seite neben mir her. Er schob mir noch mehr Brot in meine freie Hand.
    »Iss, dem Jungen zuliebe«, sagte er.
    Ich biss hinein, ohne zu schmecken, kaute, ohne zu denken, schluckte, ohne zu spüren, wie das Essen hinunterrutschte.
    »Ich wusste, sie würde überreagieren«, knurrte Jeb.
    »Warum hast du es ihr dann gesagt?«, fragte Ian frustriert.
    Jeb antwortete nicht. Ich fragte mich, warum. War es etwa noch schlimmer, als ich

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