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Seelen

Titel: Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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Lastwagen entluden. Es war die Präzision ihrer Bewegungen, die meine Aufmerksamkeit erregte. Sie muteten den kleinen Kisten keine Erschütterung zu; eher im Gegenteil, sie stellten sie mit unendlicher Sorgfalt auf den hüfthohen Betonvorsprung.
    Ich brauchte kein Etikett zur Bestätigung, aber genau in diesem Moment drehte einer von ihnen seinen Karton, so dass mir die schwarzen Buchstaben direkt ins Auge sprangen.
    »Hier ist es. Sie laden gerade belegte Behälter aus. Die leeren müssen irgendwo in der Nähe sein … ah! Da, auf der anderen Seite. Das Lagerhaus dort ist halb voll davon. Ich wette, die verschlossenen Lagerhäuser sind alle voll …«
    Jared fuhr langsam weiter und bog um die Ecke.
    Er schnaubte leise.
    »Was ist los?«, fragte ich.
    »Na, das passt ja. Sieh mal.«
    Er zeigte mit dem Kinn auf das Schild an der Seite des Gebäudes.
    Es war die Geburtsstation.
    »Ah«, sagte ich. »Na, dann wisst ihr wenigstens immer, wo ihr suchen müsst.«
    Als ich das sagte, warf er mir einen Blick zu und sah dann wieder auf die Straße.
    »Wir müssen ein bisschen warten. Es sah so aus, als wären sie fast fertig.«
    Jared fuhr wieder um das Krankenhaus herum und hielt dann im hinteren Teil des größten Parkplatzes, weit weg von den Laternen.
    Er machte den Motor aus und ließ sich in den Sitz zurücksinken. Dann griff er nach meiner Hand. Ich wusste, dass er jetzt fragen würde, und versuchte mich darauf vorzubereiten.
    »Wanda?«
    »Ja?«
    »Du willst die Sucherin retten, stimmt’s?«
    »Ja, das will ich.«
    »Weil es richtig ist?«, vermutete er.
    »Das ist einer der Gründe.«
    Er schwieg einen Moment.
    »Du weißt, wie man die Seele herausholt, ohne den Körper zu verletzen?«
    Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich musste schlucken, bevor ich antworten konnte. »Ja. Ich habe es schon einmal gemacht. In einem Notfall. Nicht hier.«
    »Wo?«, fragte er. »Was war das für ein Notfall?«
    Es war eine Geschichte, die ich ihnen aus naheliegenden Gründen bisher nie erzählt hatte. Eine meiner besten. Mit einer Menge Action - Jamie wäre begeistert gewesen. Ich seufzte und begann mit leiser Stimme zu sprechen.
    »Auf dem Nebelplaneten. Ich war mit meinem Freund Harness Light und einem Führer unterwegs. An den Namen des Führers kann ich mich nicht mehr erinnern. Sie nannten mich dort Lives in the Stars. Ich hatte bereits einen gewissen Ruf.«
    Jared lachte.
    »Wir machten eine Pilgerreise über das vierte große Eisfeld zu einer der berühmtesten Kristallstädte. Es war eigentlich eine sichere Strecke - deshalb waren wir nur zu dritt.
    Die Klauenbestien graben gerne Löcher und verbuddeln sich selbst im Schnee. Zur Tarnung, weißt du. Als Falle.
    Wir sahen dort nichts weiter als flachen, endlosen Schnee. Dann, im nächsten Augenblick, schien es, als würde das ganze weiße Feld explodieren.
    Ein durchschnittlicher ausgewachsener Bär ist ungefähr so groß wie ein Büffel. Eine ausgewachsene Klauenbestie ist eher so groß wie ein Blauwal. Diese hier war besonders groß.
    Ich konnte den Führer nicht sehen. Die Klauenbestie war zwischen uns aufgesprungen und stand Harness Light und mir gegenüber. Bären sind schneller als Klauenbestien, aber dieser hier kam der Überraschungseffekt zugute. Ihre riesigen Zangen sausten herab und schnitten Harness Light mittendurch, bevor ich überhaupt begriffen hatte, was vor sich ging.«
    Ein Auto fuhr langsam am Rand des Parkplatzes entlang. Wir saßen schweigend da, bis es vorbei war.
    »Ich zögerte. Ich hätte davonrennen sollen, aber … mein Freund lag dort auf dem Eis im Sterben. Dieses Zögern hätte auch mich das Leben gekostet, wenn die Klauenbestie nicht abgelenkt gewesen wäre. Ich fand später heraus, dass unser Führer - ich wünschte, ich könnte mich an seinen Namen erinnern! - den Schwanz der Klauenbestie angegriffen hatte in der Hoffnung, uns damit Gelegenheit zur Flucht zu geben. Der Angriff der Klauenbestie hatte so viel Schnee aufgewirbelt wie ein Schneesturm; in dessen Schutz könnten wir entkommen, dachte er. Er wusste nicht, dass es für Harness Light bereits zu spät zum Fliehen war.
    Die Klauenbestie drehte sich zum Führer um und sein zweites Bein erwischte uns, wodurch ich im hohen Bogen davonflog. Harness Lights obere Hälfte landete neben mir. Sein Blut tränkte den Schnee.«
    Ich hielt inne und schauderte.
    »Was ich dann tat, ergab keinen Sinn, denn ich hatte keinen Körper für Harness Light. Wir befanden uns genau in der Mitte zwischen zwei

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